Freitag, 29. März 2024
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Pankow wird mit Vectoring beschleunigt

Telekom: Ausbau des Vectoring-Netzes

Die Telekom investiert in ihre neue VDSL-Breitbandtechnologie und baut das schnelle Internet in Pankow aus. In Niederschönhausen sieht man inzwischen viele der neuen sogenannten „Multifunktionsgehäuse“, in denen die Glasfaserverbindungen an die lokalen Kupferleitungen des bestehenden Netzes angeschlossen werden. Die Telekom will bis zum Jahresende 2016/Frühjahr 2017 insgesamt 33.000 Haushalte in Pankow an die neue und sehr viel schnellere Übertragungstechnologie anschließen.

Telekom: Ausbau des Vectoring-Netzes
Telekom: Ausbau des Vectoring-Netzes in Pankow
Grafik: Telekom

Das neue Netz ist sehr leistungsstark. Künftig sind im Haushalt je nach Tarif gleichzeitig mehrere schnelle Verbindungen mit mehreren Internet-Geräten möglich. Die neue VDSL-Technologie ist etwa sechsmal schneller als die bisherige DSL-Verbindung.

Die neuen VDSL-Anschlüssen werden beim Herunterladen eine Geschwindigkeit von bis zu 100 Megabit pro Sekunde (MBit/s) erzielen und beim Heraufladen bis zu 40 MBit/s.

Schnelles Internet für 33000 Pankower Haushalte

Die Bauarbeiten in Niederschönhausen sind praktisch schon abgeschlossen, hier stehen schon 27 „Multifunktionsgehäuse“ im öffentlichen Straßenland, und brummen mit ihrem Lüftergeräusch. Die SiCab Multifunktionsgehäuse sind ein Stück „Smart City“ und verfügen über einen Luftwärmetauscher, der die elektronischen Bauteile kühlt. Dazu gehören Sensoren und auch eine Alarmfunktion, die bei Störungen aktiv wird.

Im Bezirk Pankow sind nach Niederschönhausen die Ortsteile, Alt-Pankow mit Wollankstraße/Florastraße mit dabei. Auch das bisherige OPAL-Gebiet in Alt-Pankow soll nach Worten von Georg von Wagner, Pressesprecher der Telekom „überbaut“ werden. Bisher gab es in diesem Gebiet erhebliche Versorgungsprobleme, wir berichteten davon.

Blankenfelde, aber auch Buch/Karow und ein benachbartes in Brandenburg sind in das Ausbauprogramm 2016 aufgenommen worden, das sich aber bis in das Frühjahr 2017 streckt.

Die Telekom wird dazu über zehn Kilometer Glasfaserleitungen neu zu verlegen und über 100 Schaltverteiler aufbauen oder vorhandene Schaltverteiler erweitern.

Technik: Drei Schritte zum schnellen Internet

Um das schnelle VDSL-Internet zu realisieren, sind drei Schritte notwendig: Erstens, auf der Strecke zwischen der örtlichen Vermittlungsstelle und dem Verteilerkasten wird das Kupferkabel durch Glasfaserkabel ersetzt. Glasfaser ist das schnellste Übertragungsmedium der Welt. In Glasfaser können Daten in Lichtgeschwindigkeit übertragen werden.

Zweitens, die Verteilerkästen werden so über das Ausbaugebiet verteilt, dass die Entfernung zwischen Kunde und Verteilerkasten möglichst gering ist. Es gilt die Faustformel: Je näher der Kunde am Verteilerkasten wohnt, desto höher ist die Geschwindigkeit seines Anschlusses. Er ist prall gefüllt mit hochmoderner Technik. In ihm wird das Signal vom Glasfaserkabel auf eine Kupferleitung übergeben.

Drittens, auf der Kupferleitung, die vom Verteilerkasten zum Kunden führt, kommt Vectoring-Technik zum Einsatz: Sie macht den Daten auf dem Kupferkabel Beine, denn sie beseitigt die elektromagnetischen Störsignale, die es zwischen Kupferleitungen gibt. Dadurch ist mehr Tempo beim Herauf- und Herunterladen möglich.

Und so funktioniert die neue Technologie, die die alten vorhandenen Kupferkabel weiter nutzt:

Vectoring: Mittelweg der Telekom – Hindernis für den Breitband-Wettbewerb

Ein flächendeckender Glasfaserausbau bis in die Wohnungen (Fiber to the Home, FTTH) würde nach Expertenschätzung bis zu 80 Mrd. Euro kosten. Doch alle Haushalte sind bisher mit Kupferkabeln auf der letzten Meile versorgt.

Mit der Vectoring-Technologie geht die TELEKOM einen eigenen Weg, um das alte Kupfernetz weitgehend weiter nutzen zu können. Der Glasfaserausbau primär bis zu den Kabelverzweigern, den grauen Multifunktionsgehäuse in den Straßen nennt sich im Fachjargon „Fiber to the Curb, FTTC“. Diese Lösung spart die Hälfte der Kosten, und erfordert bundesweit ca. 40 Mrd. €.

Die Telekom ist bereit, die Investitionen ins Festnetz massiv auszuweiten – doch die Bedingungen dafür müssen stimmen. Denn mit den Kabelbetreibern, die im Verband „ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e.V.“ zusammengeschlossen sind, beklagen sich Konkurrenten über eine Einschränkung des Wettbewerbs durch die neue Vectoring-Technologie.

Es geht darum, den Zugang zu den Haushalten auch für Kabelanbieter im Preiswettbewerb offen zu halten. Diese würden noch leistungsfähigere Verbindungen bis die Wohnung verlegen, ohne zwischengeschaltetes „Vectoring“.

Deshalb gibt es noch Streit zwischen TELEKOM und Wettbewerbern, denn die Vectoring-Technologie bindet den Wettbewerb auf der letzten „Kupfer-Meile“ an die Telekom, die dafür Gebühren haben will:

„Durch die Vectoring-Technologie werden elektromagnetische Störungen zwischen den Leitungen ausgeglichen – dadurch sind höhere Bandbreiten möglich. Um diesen Ausgleich zu ermöglichen, muss der Betreiber allerdings die Kontrolle über sämtliche Leitungen haben. Das bedeutet: Andere Betreiber können keine eigene Technik an den Kabelverzweigern installieren. Das Vorleistungsprodukt KvZ-TAL (die Teilnehmeranschlussleitung, die nur bis zum Kabelverzweiger reicht) kann dann nicht mehr angeboten werden.“

Die Telekom wird natürlich den Zugang für Wettbewerber ermöglichen:

„Die Telekom würde für Wettbewerber stattdessen einen Bitstream-Anschluss als Vorleistungsprodukt zur Verfügung stellen. Um sich Chancen und Risiken zu teilen, würde die Telekom auch für dieses Vorleistungsprodukt vergünstigte Kontingente mit Vorauszahlungen („Kontingent-Modell“) anbieten. Damit könnten Wettbewerber und Telekom gemeinsam für eine bessere Auslastung der Infrastruktur sorgen.“

Doch bundesweit ist die Telekom längst im Vorsteil: von bisher 330.000 installierten Kabelverzweigern sind gerade ca. 8.200 von Wettbewerbern erschlossen.

SiCab Multifunktionsgehäuse
SiCab Multifunktionsgehäuse, Schalterverteiler, Kabelverteiler – mehrere Namen für einen brummenden grauen Kasten in dem Glasfaser hineingeht, und viele Kupferkabel hinausgehen – dazwischen viel IT-Technik!

Pankower SPD unterstützt die Telekom

Bürgermeister Köhne freut sich über den Ausbau: „Eine zeitgemäße, leistungsstarke Internetanbindung ist ein wichtiger Faktor der städtischen Infrastruktur. Sowohl für Unternehmen als auch für alle Bürgerinnen und Bürger ist sie ein entscheidendes Kriterium für Standortentscheidungen“, so der Bezirksbürgermeister von Pankow, Matthias Köhne (SPD). „Der geplante Ausbau der Internetversorgung in Pankow ist ein wichtiger Baustein dafür, dass unser Bezirk zukunftsfähig und attraktiv bleibt. Die Investitionen der Deutschen Telekom kommen den aktuellen und zukünftigen Nutzerinnen und Nutzern zugute und werten die ohnehin schon beliebten Ortsteile weiter auf“, so Köhne.

Auch Jens Peter Franke, der lange für den DSL-Ausbau mit seiner Initiative DSLnachPankow gearbeitet hat, kann zufrieden sein und sich als Geschäftsführer der Pankower SPD-Kreisgeschäftsstelle doppelt freuen.

Der Wettbewerb für die privaten Haushalte ist damit vorerst entschieden, die Telekom bietet den Tarif MagentaZuhause M bereits für 24,95 €/Monat an, nach einem Jahr für 39,95 €/Monat (neben vielen anderen Tarif-Kombinationen, auch Firmentarifen).

Wettbewerb bei 1-Gigabit-Breitband-Netz beginnt

Der Wettbewerb für innovative Firmen wird sich jedoch auf einer ganz neuen Ebene abspielen: Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) hat gerade einen Förderantrag für den Anschluß des Clean-Tech-Parks in Mahrzahn an das 1-Gigabit-Breitband-Netz gestellt.

Der bereits seit 2014 verfügbare Funknetzstandard LTE-Advanced (nach 3GPP) mit 1 Gigabit Bandbreite könnte schon bald als Standardtarif für Unternehmen angeboten werden. Vodaphone hat bereits ein Pilotprojekt begonnen.

Weitere Informationen:

www.telekom.de/breitbandausbau-deutschland

Errata:
Herr Jens Peter Franke ist nicht Mitarbeiter der Telekom. Die Initiative DSLnachPankow ist eine Initiative mehrerer Personen (siehe Internetseite).

m/s