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88 Jahre S-Bahn

ET 169002b der Bauart 1924/Bernau

Heute vor 88 Jahren, am 8. August 1924 fuhr der erste elektrische Vorortzug von Berlin nach Bernau – es war die Geburtsstunde der Berliner S-Bahn. 1924 begann die Elektrifizierung der Vorortgleise mit 750 Volt Gleichstrom und seitlicher Stromschiene, die zur „Großen Elektrisierung“ aller weiteren Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen führte. Auf der Linie nach Bernau fuhren ab 1925 auch die eigens für diese Strecke konstruierten Zügen der Baureihe 169 „Bernau“ – siehe Titelbild.

ET 169002b der Bauart 1924/Bernau
ET 169002b der Bauart 1924/Bernau

Ab dem 1. Dezember 1930 wurde die neue Bezeichnung „S-Bahn“ eingeführt – und das bekannte Logo mit dem S wurde zum Markenzeichen für einen modernen Nahverkehr.

Als im Jahre 1939 der Berliner Nordsüd-S-Bahntunnel fertig gestellt wurde, verkehrten die Züge bis zum Bau der Mauer von Bernau aus zuerst bis Lichterfelde Ost, ab dem 9. August 1943 bis Lichterfelde Süd und ab dem 7. Juli 1951 nach Teltow. Aufgrund der Kriegseinwirkungen verkehrte die S-Bahn vom April 1945 bis zum 21. Juni 1945 nicht, danach wurde bis zum 13. August 1945 ein provisorischer Dampfbetrieb wieder aufgenommen.

In der Zeit nach dem 13. August 1961 verkehrte die Zuggruppe 2 bis 1965 nach Flughafen Schönefeld. 1965 wurde diese Zuggruppe in „Nordpol“ umbenannt und verkehrte bis 1970 zu ihrem neuen Fahrziel Spindlersfeld. Seit dem Fahrplanwechsel 1970 verkehrte sie dann 28 Jahre lang (ab 1991 als S8 bezeichnet) zwischen Bernau und Grünau. Seit September 2001 fahren die Züge nach kurzem Zwischenspiel als S4 nach Jungfernheide bzw. Westhafen als S-Bahnlinie 2 wieder durch den Nordsüd-S-Bahntunnel, jedoch mit neuem Ziel Blankenfelde.
Heute befahren auf der Linie nach Bernau-Blankenfelde die Züge der Baureihe 481, die wegen ihrer Fenster-Front auch „Taucher“ genannt werden. Auf der Linie Bernau- Grünau werden die wenigen Züge der Baureihe BR 480, auch „Toaster“ genannt.

Taucher in Pankow-Heinersdorf
„Taucher“ in Pankow-Heinersdorf
Toaster in Pankow-Heinersdorf
„Toaster“ in Pankow-Heinersdorf

Der 88. Geburtstag, der zufällig auf den 8.8.2012 fällt, sollte eigentlich Anlaß für eine Jubiläumsfeier sein – doch angesichts der anhaltenden S-Bahn-Krise hat die S-Bahn-Berlin-GmbH auf eine Feier verzichtet. Die S-Bahn konzentriert derzeit alle Kräfte auf die Wiederherstellung des vom Land Berlin und Brandenburg bestellten Regelbetriebs.
Noch immer vergeht derzeit kaum ein Tag, an dem keine Ausfälle oder Verspätungen wegen technischer Defekte vermeldet werden müssen. Gleichwohl ist man bei der S-Bahn optimistisch, weil man derzeit nur noch etwa 3% von der vollen Bereitschaft des Wagenparks ausgehen kann.
Trotz Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe sind noch immer nicht alle Fahrzeuge einsatzbereit. Neben den Mängeln und Versäumnissen in der Wartung, die durch überzogene Renditevorgaben des bundeseigenen Bahn-Konzerns verursacht wurden, trugen auch die Baumängel der neuen Baureihe 481 zur Krise bei. So mußten bei den 500 Viertelzügel der modernen Baureihe alle Radsätze ersetzt werden.
Jeder der neuen Radsätze wiegt rund eine Tonne. Für die Achswellen muss aus Gewichts- und Platzgründen der hochfeste Chrom-Nickel-Stahl verwendet werden, der zudem enge Ultraschall-Prüffristen erfordert. Die insgesamt 8.000 neuen Räder zeichnen sich durch eine Verstärkung des Stegs (ähnlich einer Radfelge) von bisher 13 auf 18 Millimeter aus und sind damit wesentlich stabiler, als die ursprünglich konzipierten Radsätze.
Außerdem rüstet die S-Bahn Berlin alle Fahrzeuge der Baureihe 481 mit einer elektronischen Füllstandskontrolle der Besandungsanlagen aus. Zusätzlich müssen die Fahrzeuge für die Umrüstung auf den achsselektiven Gleitschutz zur Erhöhung der Bremsleistung vorbereitet werden. Parallel läuft bereits seit 2009 die Ausrüstung der Fahrzeuge für das neue elektronische Zugsicherungssystem (ZBS), das in den nächsten Jahren die mechanischen Fahrsperren ablösen wird.

Doch die S-Bahn Berlin GmbH will einen Einblick in die moderne Technik geben: Am Samstag, den 11. August 2012 lädt man von 10 bis 18 Uhr zu einem „Tag der offenen Tore“ in die Werkstatt nach Schöneweide ein. Neben der Präsentation der neuen Montage-Strasse kann man auch für 5 € im Fahrsimulator selbst Zugführer werden – und durch simulierte Strecken steuern.

Information:
Tag der Offenen Tore am 11.August 2012 von 10-18 Uhr im S-Bahnwerk Schöneweide
http://www.s-bahn-berlin.de/aktuell/2012/pdf/tdot-plakat.pdf

m/s