Dienstag, 19. März 2024
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verändernder Zorn

Baselitz/Kluge: Welt-
verändernder Zorn

Baselitz/Kluge: Zorn

Zwei zornige Männer haben ein Werk- und Experimentierbuch über eine heimliche Weltmacht verfasst und produziert. Wortmächtig und bildmächtig sind beide: Alexander Kluge als Autor und Filmemacher, Fernsehproduzent, Drehbuchautor und promovierter Jurist. Und als Widerpart Georg Baselitz als Maler und Bildhauer. Das Buch kann nur verstanden werden, wenn man die Verbindung der beiden Zeitgenossen kennt, die die Erfahrungen des zweiten Weltkrieges mit verarbeitet haben.

Ihr Motiv, den Zorn zu erkunden, wurde wohl von Peter Sloterdijk inspiriert, dessen Bestseller „Zorn und Zeit“ (2008) im Hintergrund Pate stand. Sloterdijk begreift Zorn als zentrale Triebkraft von Entwicklung und Veränderung, der seit der Antike wirkt. Judentum und Christentum, und die Totalitarismen des 20. Jahrhunderts lassen sich demnach als Ökonomisierungen beschreiben, als große Ideologien, die den Zorn sammeln und organisieren.

»ZORN VERÄNDERT DIE WELT.«

In dem neuen Suhrkamp-Buch stellen sich beide gemeinsam und durchaus persönlich der großen Emotion:

„Zwei alte Elitäre auf gemeinsamer Entdeckungstour: Verwandtschaften von Fernost und Nahwest spüren der Maler Georg Baselitz und der Autor Alexander Kluge in dem Experimentierbuch „Weltverändernder Zorn“ auf. Eine an-/aufregende Lektüre, nicht ohne Witz;“ schrieb Roland Gutsch im NORDKURIER über das Buch.

Tatsächlich sind sich Baselitz und Kluge im Zorn herzlich miteinander verbunden: „Zorn ist eine grundlegende Kategorie in Alexander Kluges Werk sowie in den Heldenbildern von Georg Baselitz.“

„Die Geschichte der Menschheit ist auch eine Geschichte des Zorns. Zorn und Eigensinn sind nächste Verwandte. Bei Georg Baselitz und im Werk von Alexander Kluge sind das grundlegende Kategorien. Zorn ist dynamisch, kann aufwachsen und mit eruptiver Plötzlichkeit sich entladen in flammenden Protest, in Revolte, Revolution und Krieg. Im Typus des Helden konzentrieren sich seine Energien. Georg Baselitz und Alexander Kluge spiegeln den melancholisch geprägten Typus des abendländischen Helden (und seiner Dekonstruktion) mit dem so ganz anderen Heldenethos der japanischen Antipoden, der »Gegenfüßler«. Mächtiger aber noch als jeder Zorn ist der Witz, der in dem ausgestreckten Finger des japanischen Meisters Katsushika Hokusai auf unser Europa zeigt.“

Literaturhinweis:

Georg Baselitz, Alexander Kluge
Weltverändernder Zorn – Nachricht von den Gegenfüßlern

Bibliothek Suhrkamp 1501, Gebunden, 237 Seiten
28,00 €
ISBN: 978-3-518-22501-1

Aktueller Lesetipp:
„Feuer und Zorn“ – Die geheimnisvolle Bibelstelle hinter Trumps Drohung (Lucas Wiegelmann | 9.8.2017 | WELT)