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Bötzow-Berlin

Chipperfield plant
Bötzow-Berlin

Bötzow Berlin - Modell Chipperfield Architects:

Am 12. Dezember 2011 gab es erstmals Gelegenheit, das Areal der ehemaligen Bötzow Brauerei zu besichtigen und das Konzept des neuen Eigentümers kennenzulernen. Prof. Hans Georg Näder, Chefs des Medizin- und Rehatechnik-Weltmarktführers Ottobock hatte das historische Brauerei-Gelände erworben und begann mit den Ideen und Planungen für die Zukunft des Schlüsselgrundstücks.

Bötzow Berlin - Modell Chipperfield Architects:

Die von Prof. Hans Georg Näder beauftragten Architekten Eric van Geisten und Georg Marfels vom Architekturbüro „van geisten.marfels“ zeigten Konzept und Dimensionen des Projekts, das nach damaliger Angabe von Prof. Näder ein Investitionsvolumen von insgesamt 100 Millionen Euro umfassen sollte.

Persönliches Engagement und unternehmerische Vision

Von Beginn an machte Prof. Näder sein persönliches Engagement deutlich, und bekannte sich als Chef eines Medizintechnik- Familienunternehmens zu einer kreativen unternehmerischen Vision seines Unternehmens Ottobock.

„Natürlich ist Bötzow Berlin für uns auch ein Investment. Aber erst durch Empathie, Verrücktheit, Liebe und Zuneigung zu diesem fantastischen Grundstück mit seiner Scharnierfunktion zwischen Mitte und Prenzlauer Berg werden wir diesen Platz zu einem neuen Hotspot in Prenzlauer Berg machen“, sagte Prof. Näder. Dabei will er den „Vintage-Look“ des Areals erhalten und es nicht kaputt sanieren. Vielmehr habe er großen Respekt vor der Substanz und wolle die DNA der Gebäude erhalten,“ hieß es im November 2011.

Verhandlungen mit der Stadtplanung, weitere Entwürfe

Das Science Center der Ottobock Firmengruppe nahe dem Potsdamer Platz war schon das erste markante Projekt, das in der Hauptstadt und der Architekturszene der Hauptstadt Aufsehen erregte.

Auf „Bötzow Berlin“ in Prenzlauer Berg sollte eine besondere Verbindung zwischen Kunst, Kultur und Kulinarik, sowie ein Futurlab des Unternehmens entstehen.
Anfangs waren auch Wohnungen geplant, und ein viel zu großer Parkplatz auf dem Hof führte zu langen Verhandlungen und Gesprächen mit der Pankower Abteilung Stadtentwicklung unter Leitung von Baustadtrat Jens-Holger Kirchner.

Die futuristische Architektur der Entwürfe von Eric van Geisten und Georg Marfels erwies sich als zu sperrig, beide gingen nicht sorgfältig genug mit der „DNA“ des Geländes um. Man trennte sich.

Stararchitekt Chipperfield übernimmt 2013

Es spricht für den kreativen Geist von Prof. Näder, dass er sich 2012 und 2013 in einen neuen Lernprozeß hinein begab, und sich in den Verhandlungen mit Experten, Stadtplanung und eigenen Beratern entschloß, das Projekt noch einmal völlig neu zu denken.

Mit dem Auftrag an den englischen Stararchitekten“ Sir David Chipperfield wurde ein Architekt ausgewählt, der sich in besonders sensibler Weise mit denkmalgeschützter Bausubstanz auseinandersetzt, und mit dem Neuen Museum auf der Museumsinsel auch ganz neue Impulse in der Denkmalerhaltung gesetzt hatte.

Zugleich entspricht er ganz persönlich der weltläufigen Haltung von Prof. Näder: das 1984 gegründete Architekturbüro David Chipperfield Architects unterhält heute Büros in London, Berlin (rund 90 Mitarbeiter) und Mailand sowie eine Repräsentanz in Shanghai.

Die besondere, ganz persönliche Auseinandersetzung zwischen Prof. Näder und seinem Architekten entwickelte sich, und auch der Einstieg der Mitarbeiter des Architekturbüros in die Ausstellungsarchitektur der Kunstausstellungen setzte kreative Kräfte frei, die dem neuen Projekt Bötzow Berlin in besonderer Weise zugute gekommen sind.

Bötzow Berlin im Stadtplanungsausschuß 17.5.2014chuss
Christoph Felger präsentiert Bötzow Berlin im Stadtplanungsausschuß 17.5.2014

Präsentation des Entwurfs

Der Masterplan wurde erstmals im Dezember 2013 bei Ottobock in Duderstadt vorgestellt, und sollte sich noch bis zum fertigen Modell weiter entwickeln.

Die Präsentation des neuen Masterplans im Pankower Stadtplanungsausschuß am 17 Mai. 2014 war eine Besonderheit: in der öffentlichen Sitzung wurde gebeten, die Entwürfe nicht vor der öffentlichen Präsentation zu publizieren. Der Bauherr achtete damit die politische Priorität für den Stadtentwicklungausschuß, ein Vertrauenssignal, und ein Zeichen guter Zusammenarbeit.

Der neu präsentierte Masterplan für das Gelände von Bötzow Berlin setzte sich erstmals mit der historischen Entstehung der Brauerei, mit ihren Anbauten und Ausbauten, und ihren nach und nach entwickelten Nutzungen auseinander.

Die neuen Baukörper liegen im Masterplan nur als Kubaturen vor, die sich aber in der Höhenentwicklung und Inszenierung des Geländes weit zurücknehmen, um künftig den Hof und die alten Gebäude hervorheben und zu inszenieren.

Sir David Chipperfield präsentiert Bötzow Berlin
Sir David Chipperfield präsentiert Bötzow Berlin am 22.5.2014

Ziel ist „ein starker Platz mitten in der Stadt“, wie es Chipperfield formulierte.

Anders als in dem vollständig umschlossenen Backstein-Ensemble der Kulturbrauerei, muss der Platz von Bötzow Berlin erst durch Neubauten hergestellt werden.

Die große Leistung von Chipperfield: er hat die historische „DNA“ der Grundrißentwicklung des Brauerei Areals entschlüsselt und erschafft eine neue zentrale Bedeutung für den entstehenden Innenhof. Dieser wird künftig zu einer kommunikativen und urbanen Sphäre, die eine „Mitte“ und einen Raum für vielfältige Ideen, Festivals und Aktivitäten schafft.

Masterplan mit Schwimmhalle, Hotel, FuturLab und Galerie

Der neue Masterplan findet nun auch für alle Gewerbebauten an der Saarbrücker Straße, für ehemalige Pferdeställe und Gewölbekeller ein detailiert durchdachtes Nutzungskonzept.

An der Saarbrücker Straße entsteht ein „Open Innovation Space“, eine Art Inkubator für Startups und Partnerfirmen des künftigen FutureLab. Als erstes Unternehmen soll ein Startup im Bereich „Rapid Prototyping“ einziehen, das künftig ein wichtiger Partner für den Entwurf neuer Gehhilfen, Prothesen und Rollstühle werden kann.

Daneben entstehgt ein Hotel mit Reha-Lofts, das künftig den wachsenden Reha- und Medizin-Tourimus mit bedienen wird. Der neue Eingang daneben schafft zugleich eine sinnvolle Erschließung für die Kellerwelten und Tiefgarage mit rund 200 Plätzen.

Eine neue Brauerei und ein großzügig dimensionierter Biergarten in Hanglage an der grünen Ecke von Saarbrücker Straße und Prenzlauer Allee soll sich zu einem Anziehungspunkt entwickeln.

Karl-Liebknecht Gedenkstein wird erhalten

Der Gedenkstein für Karl-Liebknecht, ein Granitfeldstein mit Reliefmedaille aus Bronze, der vom Künstler Otto Mercker 1958-59 gestaltet wurde, soll in den künftigen Biergarten integriert werden.

Am Standort des Denkmals befand sich vormals das Gartenlokal der Bötzow-Brauerei, von wo aus die revolutionären Obleute der revolutionären Arbeiter und Soldaten gegen die angreifenden Regierungstruppen auszogen, nachdem der damalige der linken USPD zugehörige Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn abgelöst wurde.

Die mittlerweile unleserliche Inschrift des Denkmals lautete: “Karl Liebknecht / Kämpfer gegen Militarismus und Krieg / führte von hier aus die Kämpfe der / revolutionären Arbeiter und Soldaten / am 7. u. 8. Januar 1919″.

Schwimmhalle und Galerie

Noch sind die Planungen nicht ausgereift, aber der langgestreckte Baukörper an der Prenzlauer Allee soll eine Schwimmhalle werden. Auch hier wurde die „DNA“ des Geländes berücksichtigt: hier stand einst das Schwimmbecken der Villa Bötzow. Die neue Baulichkeit soll aber künftig nicht privaten, sondern halböffentlichen Zwecken dienen: Wellness, Fitness und Schwimmen sollen für den körperlichen Ausgleich von Mitarbeitern und Besuchern sorgen.

Die Galerie soll neu errichtet werden, ein Baukörper mit hohen Wänden, und großzügiger Raumgestaltung, der am heutigen Eingang an der Prenzlauer Allee errichtet werden soll, und Kunstpräsentationen auch künftig als zentralen Bestandteil der Nutzung präsentieren soll.

In den alten Gebäuden entsteht die Berliner Firmenzentrale von Ottobock Health Care. Besonderes Merkmal werden das FuturLab und eine geplante gläserne Rollstuhlfabrik, die mit modernsten Fertigungstechniken ein zukunftsweisendes Projekt „Industrie 4.0“ werden soll.
Hier sollen Design und digitale Planung, Fertigung und Robotik integriert angewendet werden, und den Faktor menschliche Arbeit neu definieren. Ein neues Stück industrielle Zukunft, das mitten in der Stadt entstehen wird.

Modell-Investment der Kultur- und Kreativwirtschaft

Der neue Masterplan deutet es bereits an: auf „Bötzow Berlin“ entsteht ein Modell-Investment, das Kultur und Kreativität und moderne Produktionsverfahren verbindet und integriert, und kreative Menschen anzieht.

Der Bauherr und Geschäftsführer des Medizintechnikunternehmens Otto Bock HealthCare, Professor Hans Georg Näder inszeniert hier eine Zukunftsvision für sein Unternehmen, und findet auch Spaß an der Idee, die Welt auf seine Weise zu verändern.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit würdigte das Engagement des Unternehmers: „Otto Bock kehrt hier zu seinen Wurzeln zurück.“

Das 1919 in Kreuzberg in der Köpenicker Straße gegründete kleines Familienunternehmen kehrt jetzt als Weltmarktführer in die Hauptstadt zurück und entwickelt hier einen wichtiger Baustein der Gesundheitsstadt Berlin, der das medizintechnische Unternehmen Otto Bock HealthCare eng es mit der Berliner Gesundheitswirtschaft und ihren wissenschaftlichen und klinischen Einrichtungen verflechten wird.

Wirtschaftlich und städtebaulich entsteht hier ein Modellprojekt, wie künftig Kultur- und Kreativwirtschaft, Kunst, Design und Kreativzentrum mit moderner Produktion und modernen Reha-Therapien verbunden werden – ein Zeichen eines neuen Aufbruchs in Berlin.