Freitag, 19. April 2024
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Das BER-Debakel: teure Personalien

Horst Amann & Hartmut Mehdorn

Das BER-Debakel wird noch immer als „Problem mit der Brandschutztechnik“ behandelt, doch die wahren Ursachen des BER-Debakels sind viel einfacher: personelle Fehlentscheidungen und „Personalien“ haben das Debakel verursacht und vor allem die Zeitachse des Großvorhabens über alle Maßen in die Länge gedehnt.

Horst Amann & Hartmut Mehdorn
Horst Amann & Hartmut Mehdorn: teurer Clinch am BER

Am letzten Freitag war wieder „Untersuchungsausschuß“ – Hartmut Mehdorn redete lang und wurde befragt. Natürlich wollte er auch ein bischen eine Tätigkeit zum Abschluß schönreden, um einen guten Abgang hinzubekommen.

Mehdorn stellte die Vorgänge aus seiner Sicht in einer lange Rede dar und zog Bilanz seiner zweijährigen Tätigkeit.

Der 2012 als Krisenmanager ins Haus geholte Horst Amann kam nicht gut weg. Denn der gelerne Tiefbauingenieur versuchte zunächst nur eine Fehlerübersicht herzustellen, und das war nach Mehdorns Ansicht zu wenig.

Im Verlauf seiner Tätigkeit hatte Amann über 69.000 Fehler am Ende dokumentiert, und sich nicht ausreichend um Problemlösungsstrategien gekümmert. Als im Herbst 2013 Hartmut Mehdorn sein Amt antrat, gab es von Anfang an Streit zwischen Amann und Mehdorn.

Im Projektmanagement geht es bei persönlichen Auseinandersetzungen immer um Ambitionen, um „Geweihfragen“ und um Management-Strategien. Mehdorn kam mit dem größeren „Geweih“ ins Amt, und Amann war vermutlich auch mit der Problemlage im Jahr 2013 überfordert, denn vor allem „Systemanalyse“ war neben einer „Bestandanalyse“ gefragt. Amann bekam auch die notwendige Reorganisation der Baustelle offensichtlich nicht in den Griff.

Eigentlich waren beide Manager von der Herangehensweise ein ideales „Paar“ – doch ihre persönlichen Querelen sorgten dafür, dass sich der Manager mit der Systemkompetenz und der besseren Vernetzung am Ende durchsetzte: Harmut Mehdorn.

Mehdorn hatte wohl auch Recht, die gesamte Organisation umzubauen, und planmässig neu aufzustellen – das SPRINT-Programm war auch ein Ansatz, das in Chaos verfallene Management der FBB GmbH wieder neu aufzustellen. Amann mußte im Oktober 2013 gehen, und wurden auf einen nachgeordneten Posten versetzt, der für die Versorgung der Flughäfen zuständig ist.

Mehdorn gab noch einen positiven Ausblick: mit dem neuen Technikchef Marks sei es auch gelungen, die Baustelle soweit nach vorn zu bringen, dass ein „Terminband“ für die Fertigstellung im Herbst 2017 möglich ist.

Mehdorn gab auch zu bedenken, dass der Flughafen BER sich am Ende doch für den Steuerzahler rechnen wird: „Der BER wird wirtschaftlich arbeiten und die Schulden bezahlen.“ Allerdings in etwa 25 Jahren.

BER Anzeige der Kostenüberschreitung
BER Anzeige der Kostenüberschreitung – Grafik: www.gruene-berlin.de

Dilettantische Personalpolitik und Eitelkeiten kosteten BER zwei Jahre

Andreas Otto, baupolitischer Sprecher und Obmann im Untersuchungsausschuss, und Harald Moritz, verkehrspolitischer Sprecher, beide für Bündnis 90/Grüne im Berliner Abgeordnetenhaus, zogen eine andere Bilanzsagen mit Blick auf die Sitzung des BER-Untersuchungsausschusses und die Befragung des Ex-FBB-Geschäftsführers Mehdorn:

“ früheren Aufsichtsratsvorsitzenden Wowereit und Platzeck haben mit ihrer dilettantischen Personalpolitik die BER-Fertigstellung um mindestens zwei Jahre zurückgeworfen. Nachdem bereits 2012 durch den Rauswurf des Generalplaners die Baustelle zum Stillstand kam, wurde infolge der Einstellung von Hartmut Mehdorn 2013 die Bestandsaufnahme der Mängel durch den Technischen Leiter Horst Amann quasi von heute auf morgen abgebrochen. Damit nicht genug: Amann und sein ganzes Team wurden aus dem Unternehmen gedrängt. Mehdorn und Amann hatten komplett unterschiedliche Vorstellungen über die Fertigstellung des BER und bekämpften sich bis zum Schluss.“

Andreas Otto MdA - Bündnis 90 / Die Grünen - Foto: Pressefoto
Andreas Otto MdA – Bündnis 90 / Die Grünen – Foto: Pressefoto im Preussischen Landtag

Kritisch sehen beide Politiker auch die Haltung Mehdorns zum Umgang mit dem Geld der Steuerzahler.

Mehdorns Amtszeit hatte in seiner Bilanz nach eigener Auskunft betont, seine Amtszeit sei durch den „Blick nach vorne“ gekennzeichnet gewesen. Mit der Frage, ob Fehlplanungen zu Unrecht bezahlt und Gelder zurückgefordert werden müssten, habe man sich nicht aufgehalten.

Nach Ansicht von Otto und Moritz offenbar diese Sicht, „wie hemdsärmelig am Flughafen mit Steuergeldern umgegangen wird – gemäß dem Motto: „Was kostet uns der BER, ist ja nicht das eigene Geld.“

In der politischen Bewertung haben beide Recht, doch die hohen laufenden Kosten des Flughafens BER sind zu einem große Teil gar nicht mehr steuerbar, sondern durch feste Personalkosten und festen Aufgaben und auch Reinigungsaufgaben, Bewachung und Abgaben versursacht.
Bei der Aufarbeitung der Korruptionsfälle und möglichen überzogenen Kostenabrechnungen ist man zudem nicht nur auf Gerichte und eine Schadensermittlung angewiesen, sondern es bestehgt auch eine Systemabhängigkeit zu einer gro0en ausführende Firma, die trotz Verwicklung in Unregelmässigkeit nicht einfach gekündigt werden kann, weil sonst die Fertigstellung in Gefahr wäre

Weiter Informationen:

Das BER-Debakel von A-Z geht weiter | 1.2.2015 | Pankower Allgemeine Zeitung

Das BER-Debakel von A-Z | 11.1.2015 | Pankower Allgemeine Zeitung

m/s