Freitag, 29. März 2024
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Die heilige Einfalt im Garten

Einfach & schlicht: Kleingarten

/// Kolumne /// – Der Frühling kommt, Haus- und Gartenthemen rücken nun auch stärker in den Blick. In Hausgärten und Kleingärten wird die neue Saison vorbereitet. Mit den ersten warmen Tagen wird zuerst aufgeräumt, Fallaub und Blütenreste des Vorjahres werden abgeschnitten, bevor die Bodenvorbereitung beginnt. Manche Gärten liegen noch still und ruhig da, und inspirieren zu Gedanken über Gartengestaltung und Philosophien rund um das Grün. Beim Rundgang durch eine Berliner Kleingartenanlage wurde ein Garten entdeckt, der durch seinen unprätentiösen Minimalismus ins Auge fiel.

Die Gartenlaube reinste Zweckarchitektur, mit Pultdach, Tür und Fenster – in ihrer Schmucklosigkeit wird die Laube zu Architekturikone der Einfachheit.

Der Garten wird durch eine weite, kurz geschorene Rasenfläche strukturiert. Der kleine Parzellenraum bekommt damit eine gewisse Großzügigkeit. Wieviele verschiedene Rasengräser und Moose mögen da wachsen?

Ligusterhecke, Birnbaum, Kirschbaum, Apfelbaum und Thuja und Buchsbaum prägen die Gartenvegetation. Es sind allesamt robuste Gehölze, die moderne Großstadtluft vertragen. Noch blütenlose Rosen, Thymian und noch nicht ausgetriebene Stauden versprechen eine farbige Saison in den Rabatten beidseits des Weges.

Im Hintergrund lauert ein umrahmtes Biobeet. Es verspricht dem Kolonievorstand etwas „kleingärtnerische Nutzung“ zur vitaminreichen Eigenversorgung. Ordentlich sieht es aus.

Beim Vorübergehen kam ein Gedanke auf: „Mit wie wenig Pflanzenarten kann man bei der Gestaltung eines Gartens auskommen? Wieviel Einfalt in der Pflanzenvielfalt ist möglich?

Kann man einen Rasen mit nur drei Rasengräsern säen? Sind drei verschiedene Obstbaumgehölze schon zu viel?

Muss die eigene Gartenkultur mit Unkraut-Ex und Hacke gegen wuchernde Eindringlinge verteidigt werden?

Müssen Naturgärtner mit mehr als 36 Pflanzenarten im Garten vielleicht sogar auf das Schärfste bekämpft werden? Oder sollte Toleranz geübt werden – die erst endet, wenn Samenflug und wuchernde Wurzeln die eigene Grenzziehung am Gartenzaun überwinden?

Ist Gartengestaltung mit weniger als 12 Pflanzenarten möglich? Sollte gärtnerisches Streben nach Einfalt auch einmal mit einem Preis belohnt werden?

Sollten uns Einfachheit und Einfalt im Garten in unserer chaotischen Welt vielleicht sogar heilig sein?