Freitag, 19. April 2024
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vor dem Betreiberwechsel

Flohmarkt: Hochspannung
vor dem Betreiberwechsel

Wochentags Leere: Flohmarktstände am Mauerpark

Die Spannung steigt. Das Vergabeverfahren zur Auswahl des künftigen Flohmarktbetreibers im Mauerpark läuft noch. Bis Ende August soll die Entscheidung zwischen den beiden aussichtsreichsten Wettbewerbern fallen. Zwei Berliner erfahrene Marktbetreiber treten diesmal als harte Konkurrenten gegeneinander an.

Wochentags Leere: Flohmarktstände am Mauerpark
Wochentags Leere: Flohmarktstände am Mauerpark

Die Berliner Marktbetreiber Rainer Perske und Nikolaus Fink sind in der Branche gut bekannt. Vor rund 20 Jahren haben beide noch als Partner Märkte betrieben und gemeinsam entwickelt. Doch beide gehen seit langer Zeit eigene Wege, und begegnen sich nun bei Marktausschreibungen als harte, aber faire Konkurrenten.

Mehr als nur Marktstandverleih

Beide Unternehmen arbeiten eng und kommunikativ mit den Behörden und Händlern zusammen. In einem Beliebtheitswettbewerb würde es vermutlich keine Sieger geben. Sowohl die „Marktverwaltung Rainer Perske“ als auch die „DIE MARKTPLANER“ von Diplomingenieur Nikolaus Fink sind in Marktkreisen sehr beliebt.

Beide Unternehmer verstehen es, den Märkten eine „Seele zu geben“ und einen Kiez zu beleben. Die volkstümliche Vorstellung, Märkte seien nur ein „Marktbuden-Verleih“ ist völlig unpassend.

Erfolgreiche Marktbetreiber sind „soziale Veranstalter“, die viele Menschen, Mentalitäten, Kulturen und letztlich auch Vorschriften und Pflichten verläßlich organisieren – bei Wind und Wetter.

Auch verläßliche Mitarbeiter und Subunternehmer für Sicherheit, Abfall, Schnee- und Glättebeseitigung und Elektrotechnik werden gebraucht. Märkte sind Teamplay auf höchst flexiblen Niveau. Humor, augenzwinkernde Freundlichkeit und Durchsetzungsvermögen sind quasi Pflicht.

Gerade bei Wochenmärkten gilt „kneifen“ nicht – der Standort muß auch bei schlechten Wetter bespielt werden, die Kunden bauen auf regelmässige Marktzeiten. Händler sind deshalb eine eingeschworene Gemeinschaft, die sich auf Wochenmärkten gern abspricht, und Neulinge nur schwer integrieren, und Standplatz und Umsatz hart verteidigen.
Die Marktbetreiber benötigen daher viel Augenmaß, wenn sie Innovationen und Neues in Gang setzen wollen.

Zwei ebenbürtige Wettbewerber

Die Marktverwaltung Rainer Perske betreibt bisher vorwiegend Wochenmärkte in Mitte, Treptow-Köpenick und Neukölln. In Pankow wird der Markt auf dem Antonplatz von Perske betrieben. Mit dem Wochenmarkt „Neuköllner Stoff“, der ebenfalls am Maybachufer stattfindet, hat Perske ein kreatives Konzept gefunden, das in Kreuzberg türkische Schneider, Näherinnen und junge Berliner Modedesigner verbindet.

Die Firma MARKTPLANER von Nikolaus Fink betreibt seit mehreren Jahren den „Neuen Markt am Südstern“, der sich als Biomarkt gut eingeführt und den Südstern als Kiez neu belebt hat. Auch kulinarisch bietet der Markt ein gutes Imbissangebot. Inzwischen sind mehrere Wochenmärkte dazu gekommen, in Neukölln wurde Perske in der letzten Ausschreibung sogar geschlagen.

Fink hat sich mit dem MAKERS Market an den FIT Kunsttankstelle in der Templiner Straße in Prenzlauer Berg einen guten Namen als innovativer Betreiber gemacht.

Mit dem Label MAKERS MARKET wurde eine echte „Marktlücke“ besetzt, denn in Berlin suchen viele produzierende Künstler, Designer, Modedesigner und Kunsthandwerker händeringend nach Vermarktungsmöglichkeiten. Das Konzept des MAKERS MARKET ist auch geeignet, dem Marktleben völlig neue Impulse zu verleihen, weil sich hier auch völlig neue „Marktgespräche“ über kreative Produktion entwickeln, und neue Produktideen getestet werden können.

Flohmarkt mit neuem Konzept

Die in der Woche leerstehenden Marktstände im Mauerpark sind einer der Steine des Anstoßes, die zur Kündigung des bisherigen Mauerparkbetreibers geführt haben. Künftig sollen die Marktstände nach Ende der Marktzeit abgeräumt werden. Lediglich ortsfeste Installationen und WCs sollen stehen bleiben. Eine logistische Herausforderung, mit hohen Personaleinsatz.

Im Rennen um das beste Angebot sind jedoch beide Bewerber durch organisatorische Vorgaben gehandicapt: im Vergabeverfahren wurde den Teilnehmern erläutert, dass es im nächsten Jahr eine erneute Ausschreibung geben soll. Aktuell kann also nur mit einem Provisorium kalkuliert werden.

Damit sind sowohl Perske als auch Fink in einer Zwickmühle: wer nur für ein Jahr Sicherheit und Einnahmen berechnen kann, hat keinen finanziellem Spielraum für dauerhafte Investitionen in ortsfeste Installationen. Die aber werden dringend gebraucht.

Alle Beteiligte wissen längst, der Flohmarkt am Mauerpark benötigt auch ortsfeste Einrichtungen. WC´s und feste Stromanschlüsse sind auf Dauer sicherer und wirtschaftlicher. Letztlich muß auch die Qualität und Lebensmittelsicherheit bei Imbißständen technisch und hygienisch abgesichert werden. Wasser, Abwasser, Strom und WC-Anlagen stehen deshalb bei der Diskussion um Kosten ganz oben auf der Agenda.

Hochspannung bis zur Vergabe

Das Vergabeverfahren unterliegt nun einer hohen Spannung. Beide Marktbetreiber haben eigentlich längerfristige Ideen, und wären zu kalkulierbaren Investitionen bereit. Doch die einjährige Ausschreibung ist ein echtes Verhandlungshindernis. Beide Wettbewerber sind nun gut beraten, ihre besten Ideen und langfristigen Konzepte nicht in dem laufenden Vergabeverfahren zu verbrennen.

Sowohl CA Immmo AG und die Senatsverwaltung haben sich mit der Kurzfristvergabe keinen guten Dienst getan, denn der Mauerpark-Flohmarkt benötigt ein längerfristiges stabiles Konzept, und eine Qualitätsverbesserung der Infrastruktur.

Der Ausgang des Vergabeverfahrens ist noch offen, und Prognosen werden nicht gewagt.

Egal wie die Vergabe ausgeht: der Flohmarkt am Mauerpark wird weiter lebendig bleiben, und vorsichtig mit einigen neuen Ideen weiter entwickelt.

m/s