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Hans Vent (* 13. 2. 1934 – † 31. Januar 2018)

Hans Vent zum Gedenken

Der Maler und Grafiker Hans Vent ist kurz vor seinem 84.Geburtstag am 31.Januar 2018 verstorben. Der in Weimar geborene Maler und Grafiker lernte früh Malen und Zeichnen, von seinem Vater, dem Landschaftsmaler Ruolf Vent, der in der Tradition der Weimaer Malerschule malte. Seine handwerkliche Ausbildung mit einer Lehre als Bau- und Dekorationsmaler in Weimar prägte auch sein späteres Werk. Den Weg zum Studium der Malerei bereitete er 1951/52 mit einem einjährigen Studium an der Fachschule für Ausbautechnik vor, und schloss dieses als Industriemeister ab, anschließend arbeitete er als Restauratorenvolontär am Schloßmuseum Gotha.

1953 begann er ein Studium der Malerei an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst Berlin-Weißensee. Dort wurde er bis 1958 von Toni Mau, Kurt Robbel, Bert Heller und Gabriele Mucchi unterrichtet.

Mit seinen Bildern mit zum Teil abstrakten Charakter geriet Hans Vent auch in die Ausläufer des Formalismusstreits in der DDR der 1950er Jahre, und wurde deshalb in seinen Werk angegriffen. Bemerkenswert an Hans Vent war, wie er seiner künstlerischen Linie weiter folgte, und auch durch die wechselnden Zeiten seinen künstlerischen Haltungen treu blieb.

Wie eine Befreiung wirkte der Besuch der Picasso-Ausstellung, die 1955-56 in München, Köln und Hamburg zu sehen war. Ein Unterstützungsschreiben von Bert Heller öffnet dem Kunststudenten Hans Vent den Weg zu einer Interzonenkarte, die ihm und einer Gruppe Kunststudenten den Besuch der Picasso-Ausstellung in Hamburg ermöglichte.

In einer Laudatio der Galerie Amalienpark, „„Hans Vent oder wie einer Maler wird“, wurde der Moment der Begegnung mit Picasso eindrucksvoll beschrieben:

„Für Hans Vent war es eine Offenbarung, wie Picasso mit nie erlahmender Vehemenz
nach dem adäquaten künstlerischen Ausdruck gesucht hat. Vent und seine Freunde
hatten sich mit Picassos Kunst nicht nur auseinandergesetzt, sondern sie
„angenommen“ als einen entscheidenden Beitrag zur Gestaltung ihres Weltbildes –
und, was mehr war: zur Erkenntnis ihrer selbst. Der erste Eindruck war bestürzend und
verwirrend. Die Studenten aus Berlin fühlten, dass sie vieles nachzulernen hatten. Die
einen wollten korrigieren, andere aufhören – weil alles gemalt schien. Hans Vent war
uneingeschränkt begeistert. Hochmotiviert und mit einer – wie er selber sagt –
gehörigen Portion Naivität entschied er sich für Farben statt für Botschaften oder
Lippenbekenntnisse und er entwickelte diese ungebändigte Lust am Erfinden.

Als sein Lehrer Bert Heller wieder einmal die Arbeiten der Studenten einzuschätzen hatte,
formulierte er diesen wundervollen Satz
„Herr Vent, Sie haben ja einen Urwald an Farben im Schädel!“

Das handwerkliche Fundament, die eigene Experimentierfreude und die Begegnung mit dem Werk Picassos waren für Vent das prägende Fundament, für sein durch und durch eigenständiges, oft auch widerständiges Werk.

Ab 1958 war Hans Vent Mitglied im Verband Bildender Künstler Deutschlands (VBKD). Nach mehreren Wandbildern widmete sich Hans Vent ab den 1970er Jahren ausschließlich der Malerei, Grafik und Keramik. Ab 1975 hatte er einen Lehrauftrag für Malerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee inne. Eine Indienreise 1977 brachte neue Inspirationen und Anregungen.

Hans Vent war nun nicht nur Künstler, sondern zugleich auch Lehrer, zwischen 1975 und 1986 hatte er einen Lehrauftrag an der Kunstschule Weißensee und prägte dort zahlreiche Künstlerinnen und Künstler der nachfolgenden Generationen. Seine Haltung „Kunst muss Spaß machen“, prägte auch seine Lehre.

In Vents Werk spielen häufig Figurenmotive und Köpfe eine Rolle, er erschuf Wandbilder, Plastiken, Zeichnungen und Grafiken.
Die Arbeit auf dem Papier war für ihn Experiment, oft Vorstudie für größere Bilder. Zu seiner Methode gehörte das gleichberechtigten Behandeln aller figurativen Motive und Hintergrundflächen.

Hans Vent arbeitete eigenständig an seiner Kunst, und hielt sich von der „Staatskunst“, dem sozialistiscen Realismus fern. Als der Minister für Kultur die Ausstattung des Palastes der Republik plante, wurden 1974 die »16 profilierten Künstler« eingeladen. Es waren die eigenständigen, widerständigen Künstler, die nun ihre staatliche Wertschätzung erfuhren, was auch zu Mißverständnissen führte.
Unter dem Thema »Dürfen Kommunisten träumen?« wurde eine Werkauswahl zusammen gestellt die mit der öffentlichen Einweihung des Palastes der Republik am 23. April 1976 vorgestellt wurde. Das großformatiges Tafelbild „Menschen am Strand“ von Hans Vent erlangte einige Berühmtheit, brachte Vent aber auch den falschen Vorwurf des „Staatskünstlers“ ein.

In der Schriftenreihe der Cajewitz -Stiftung unter dem Titel „Zeitströme – Lebenslinen im realen Sozialismus der DDR: Mitwirkung und Anpassung“, legte Hans Vent seine Position im Gespräch mit dem Herausgeber Peter-Alexis Albrecht offen: „Ich habe mich nicht als DDR-Künstler vertanden, sondern als ein Vertreter der klasssischen Malerei, der europäischen Malerei.“

Hans Vent hat in Pankow wichtige Spuren hinterlassen, sein malerisches Werk wurde zuletzt in einer umfassenden Ausstellung im Jahre 2016 in der Berliner Galerie Parterre präsentiert. Er war auch einer jener Künstler, der nach dem Mauerfall seine Kunst fast nahtlos fortsetzen konnte, weil er sie nie politisch vereinnahmen ließ, und immer auch der farbenfrohe Unruhestifter blieb. Als Mitglied im Forum Amalienpark war Vent wichtiger Vertreter der Pankower Kunstszene.

Im Seniorenzentrum der Cajewitz-Stiftung hat Hans Vent den dort lebenden Menschen ein Wandbild gewidmet, das in Auseinandersetzung mit den Biografien der Bewohner „auf der Wand entstand“. Es trägt den Titel „Zeitströme – und wurde von Hans Vent selbst als Hauptwerk gesehen.

Im Potsdamer Museum Barberini war bis vor kurzem noch sein 1976 geschaffenes Tafelbild „Menschen am Strand“ zu sehen. Hans Vent konnte die Ausstellung noch sehen, eine letzte Genugtuung für ein erfülltes Künstlerleben.

Das Bezirksamt Pankow und Bezirksbürgermeister Sören Benn (Die Linke) haben eine kurzen Nachruf veröffentlicht.

Hans Vent wird als eigenständiger und kraftvoller Künstler in Erinnerung bleiben, der auch noch im hohen Alter nach eigenen Worten „ … noch viel Dampf in der Birne hatte.“