Donnerstag, 28. März 2024
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STAATSGALERIE PRENZLAUER BERG

IGOR TATSCHKE in der
STAATSGALERIE PRENZLAUER BERG

Igor Tatschke: Picknick am Wegesrand

Die STAATSGALERIE PRENZLAUER BERG holt heute einen fast vergessenen Künstler aus der Vergessenheit wieder zurück ins Licht. Igor Tatschke steht für einen kurzen und spannenden Abschnitt der Kunst in der alten DDR, der als Punk-Ära beschrieben wird. Henryk Gericke inszeniert damit wieder ein Stück brisanter Kunstgeschichte und rückt seine Galerie immer weiter ins Herz der wachsenden Kunstszene in Prenzlauer Berg. Heute abend ist Vernissage.

Igor Tatschke: Picknick am WegesrandIgor Tatschke: Picknick am Wegesrand

IGOR TATSCHKE
„Picknick am Wegesrand“
Malerei

Ausstellungsdauer: 11.04. – 02.05.2013

Mitte der 80er Jahre entstand die AG MAUERSTEIN aus dem do-it-yourself-Geist von Punk. …in Ostberlin. Punk-immanent war auch die Kürze ihrer Existenz – zwei Ausstellungen sind überliefert, 1987 in der illegalen Galerie D-Loch (die Eröffnung wurde von der Volkspolizei geräumt) und 1988 in der Umweltbibliothek. Punk war sicher auch, daß Igor Tatschke, der Initiator der AG, nach den Ausstellungen beinahe alles, was zuvor noch als Kunst zur Betrachtung einlud, in die Tonne trat. Freunde klaubten dann heraus, was als Bild noch erkennbar war.
Die raumgreifenden Plakatbahnen der AG MAUERSTEIN waren im eigentlichen Sinne LautMalerei, sie vermengten Wort und Bild. Ihre Sujets rührten noch aus einer Ästhetik, die New-Wave-generiert daher kam, kombinierte diese allerdings in einer seltenen Konstellation schon mit Motiven der gerade in ihren ersten Zuckungen befindlichen Rap-Kultur. (Entsprechend lief bei den Ausstellungseröffnungen auch nicht Punkrock, sondern z.B. Public Enemy.) Die AG MAUERSTEIN betrieb Streetart in geschlossenen Räumen.

Tatschke ist keiner, der die Klinken der Türen putzt, mit denen ein ambitionierter Maler dem Kunstbetrieb ins Haus zu fallen hat. Seine Ausstellung in der Staatsgalerie Prenzlauer Berg versammelt zum ersten Mal seit 20 Jahren Bilder und Zeichnungen in Räumen, die nur ihnen vorbehalten sind.

Wo Tatschkes Wandmalereien einst Propaganda und Parolen in eine subkulturelle Ästhetik ummünzten, malt er heute psychedelische Landschaften als Traum-Stills, in denen sich, abgeschirmt von einer meßbaren Zeit, zumeist Ein-Personen-Stücke abspielen. Man begegnet diesen Dioramen einer Seelenlandschaft auf dem Weg durch das Museum zu Tatschkes Privatmythologie. Dabei ist seine Malerei auf eine neue Weise die alte. Sie ist mit den selben Mitteln leise, die seine Bilder einst laut sein ließen. In diesem Widerspruch liegt Igor Tatschkes Kontinuität. Und in dieser Kontinuität liegt die Schönheit seiner Bilder.

Vernissage: 11.04.2013 – 19-22 Uhr – Finissage: 02.05.2013 – 19-22 Uhr

Staatsgalerie Prenzlauer Berg – Greifswalder Straße 218 – 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
– Öffnungszeiten: Di-Fr – 14-19 Uhr, Sa – 13-18 Uhr –

m/s