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„Die Gruppe 47“

Literarische Freiheit:
„Die Gruppe 47“

Helmut Böttiger - Foto: Cordula Giese

Die Lesereihe „Literarische Freiheit“ im Soda-Salon der Kulturbrauerei ist noch eine relativ neue, aber ambitionierte Lesereihe. Am 27. Mai 2013 steht ein sehr ambitioniertes Thema auf dem Themenzettel: Helmut Böttiger & Ingo Schulze diskutieren über „Die Gruppe 47 – Als die deutsche Literatur Geschichte schrieb.

Helmut Böttiger - Foto: Cordula Giese Helmut Böttiger – Foto: Cordula Giese

Helmut Böttiger, der sich in seinem 2012 erschienen Werk „Die Gruppe 47. Als die deutsche Literatur Geschichte schrieb“ mit eben dieser Thematik auseinandersetzt, erhielt 2013 den Preis der Leipziger Buchmesse.

Mit ihm diskutiert mit der Schriftsteller Ingo Schulze, der für sein Buch “ Unsere schönen neuen Kleider – Gegen eine marktkonforme Demokratie – für demokratiekonforme Märkte“ 2012 des Preis des „Freien Deutschen Autorenverbandes“ erhielt.

Ingo Schulze - Foto: Tobias BohmIngo Schulze – Foto: Tobias Bohm

Geschichte der Gruppe 47

Die Gruppe 47 entstand aus einem Kreis deutscher Autorinnen und Autoren, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, die deutschsprachige Literatur nach dem Untergang des „Dritten Reichs“ zu erneuern und mit der Nachkriegsliteratur auch die Demokratisierung der Gesellschaft zu fördern. Noch heute ist der literarische Diskurs geprägt von ehemaligen Mitgliedern der Gruppe 47 wie Günter Grass, Martin Walser oder Marcel Reich-Ranicki. Weitere waren unter anderem Ingeborg-Bachmann, Paul Celan, Ilse Aichinger, Siegfried Lenz, Alexander Kluge und Heinrich Böll. 1967 zerfiel die Gruppe aufgrund heftiger Auseinandersetzungen der Mitglieder über das Verhältnis von Politik und Literatur.

Als Gruppe 47 werden die Teilnehmer an den deutschsprachigen Schriftstellertreffen bezeichnet, zu denen Hans Werner Richter von 1947 bis 1967 einlud. Die Treffen dienten der gegenseitigen Kritik der vorgelesenen Texte und der Förderung junger, noch unbekannter Autoren. Der in demokratischer Abstimmung ermittelte Preis der Gruppe 47 erwies sich für viele Ausgezeichnete als Beginn ihrer literarischen Karriere. Die Gruppe 47 besaß keine Organisationsform, keine feste Mitgliederliste und kein literarisches Programm, wurde aber stark durch Richters Einladungspraxis geprägt.

In ihrer Anfangszeit bot die Gruppe 47 jungen Schriftstellern eine Plattform zur Erneuerung der deutschen Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg. Später avancierte sie zu einer einflussreichen Institution im Kulturbetrieb der Bundesrepublik Deutschland, an deren Tagungen bedeutende zeitgenössische Autoren und Literaturkritiker teilnahmen. Der kulturelle und politische Einfluss der Gruppe 47 wurde Gegenstand zahlreicher Debatten. Auch nach dem Ende ihrer Tagungen 1967 blieben ehemalige Teilnehmer der Gruppe richtungsweisend für die Entwicklung der deutschsprachigen Literatur.

Das Verhältnis der Autoren der Gruppe 47 zum Thema Exil und den Schriftstellern, die in den 30er und 40er Jahren Deutschland verlassen hatten, galt bisher als problematisch.

Der Klappentext zu Böttigers Buch fasst die Bedeutung der Gruppe 47 zusammen:

„Die Gruppe 47 ist zu einem Markenzeichen geworden. Jeder nimmt Bezug auf diese von Hans Werner Richter 1947 ins Leben gerufene lose Schriftstellervereinigung. Jeder hat eine Vorstellung von ihrer Wirkung. Helmut Böttiger legt nun den ersten umfassenden Überblick über die Geschichte dieser Institution vor, die unseren Literaturbetrieb erfunden und die politische Öffentlichkeit Nachkriegsdeutschlands mitgeprägt hat. Bei näherer Betrachtung wird aber klar: Vieles von dem, was man zu wissen glaubt, verkehrt sich ins Gegenteil. Durch die Auswertung vieler bisher unbekannter Dokumente und Gespräche mit Zeitzeugen entsteht ein lebendiges Bild der Frühgeschichte der BRD: von den Schwierigkeiten, die Prägungen durch den Nationalsozialismus abzustreifen, bis zu einem neuen, prekären Wechselspiel zwischen Literatur, Markt und Mediengesellschaft, das bis heute anhält.!

Helmut Böttiger und Ingo Schulze diskutieren die Relevanz der Gruppe 47 für das heutige Literaturgeschehen in einer Veranstaltung der Reihe Literarische Freiheit im SODA Salon.

Termin-Information:

29. Mai 2013 – 20:00 Uhr
Helmut Böttiger und Ingo Schulze über:
„Die Gruppe 47 – Als die deutsche Literatur Geschichte schrieb“
Abendkasse 5 €

www.kesselhaus-berlin.de

Literaturhinweise:

Helmut Böttiger:
„Die Gruppe 47 – Als die deutsche Literatur Geschichte schrieb“

Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2012
Gebunden, 480 Seiten, 24,99 EUR
ISBN 9783421043153

Ingo Schulze:
Unsere schönen neuen Kleider
Gegen eine marktkonforme Demokratie – für demokratiekonforme Märkte
Hanser Berlin, 2012
80 Seiten, Taschenbuch
ISBN 978-3-446-24091-9

m/s