Dienstag, 23. April 2024
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Neues Bündnis für große & schwere Transporte

Schwertransport Titschkus 41.604 mit 10 Achser Kesselbett,

Viele Industriezweige, vor allem die Bau- und Energiewirtschaft, Elektroindustrie und der Maschinenbau sind auf Transporte von großen und schweren Gütern angewiesen. Die Sicherung von Straßenverbindungen für Schwerlasttransporte gehört daher zu den wichtigen Infrastrukturaufgaben. Auch in Pankow werden regelmässig Schwerlasttransporte benötigt, etwa im Pankow-Park bei der Firma STADLER oder bei Alsthom, um Schienenfahrzeuge und Loks oder Gasturbinenteile zu transportieren.

Schwertransport Titschkus 41.604 mit 10 Achser Kesselbett,
Schwertransport Titschkus 41.604 mit 10 Achser Kesselbett, Dinklage – Foto: Wittrock Gruppe

Aber auch Bundeswehr, land- und forstwirtschaftliche Betriebe und Schausteller-Betriebe benötigen Schwerlast-Transporte. Bei jeder Montage einer Windenergieanlage werden Schwertransporte durchgeführt. Transformatoren und Energiespeicher werden mit dem Ausbau der Smart-Grids immer größer. Ohne Schwerlasttransporte würde auch die Energiewende nicht funktionieren.

Schwerlasttransport – ein Industriethema

Schon früher hat man in Berlin die Bedürfnisse des Schwerlasttransports gestärkt, als im Rahmen des „Innovationsnetzwerks
Berliner Metall- und Elektroindustrie“ Industriegespräche mit Beteiligten geführt wurden, um etwa die Standorte von MAN, Borsig zu sichern und den Umschlag vom Schwerlastgüter in den Binnenhäfen zu verbessern. Das wurde bis Ende 2011 gefördert. Heute entsteht aufgrund maroder Straßen- und Brückenverbindungen und gewachsener Verkehrsdichte neuer Handlungsbedarf – denn marode Brücken und kaputte Straßen schränken mögliche Routen zu den für die Wirtschaft wichtigen Orten immer weiter ein. Brücken- und Straßensanierungen müssen deshalb aufeinander abgestimmt werden.

Eine neue Initiative soll die Schwerlastlogistik verbessern

Eine Umfrage der IHK Berlin im vergangenen Jahr hatte ergeben, dass die Zahl der Großraum- und Schwertransporte bei den Befragten in den letzten drei Jahren um fast 50 Prozent zugenommen hat. 2015 waren es rund 3.000 Transporte insgesamt. Die Umwege bei Transporten werden dabei immer größer. Fahrzeiten und Kosten steigen. Wegen notwendiger Sperrungen aufgrund des Infrastrukturzustands nehmen dann unerlässliche Transportbegleitungen durch die Polizei immer weiter zu. Der weiterhin steigende Aufgabenumfang der Polizei Berlin kann im Einzelfall dazu führen, dass gewünschte Transporttermine nicht immer realisierbar sind.

Dazu wurden am Runden Tisch nun zwei Arbeitsgruppen zu den Themen Infrastruktur und Transportbegleitung gebildet. Vertreter der IHK, von Berliner Unternehmen, und der Senatsverwaltungen für Inneres und Sport, Stadtentwicklung und Umwelt sowie Wirtschaft, Technologie und Forschung, und der Polizei analysieren die Prozesse und erarbeiten im Einzelfall gemeinsam konkrete Verbesserungsvorschläge.

In kleinen schlagkräftigen Arbeitsgruppen mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik werden nun gemeinsam konkrete Lösungen erarbeitet, um solche Transporte sicherzustellen.

IHK Berlin wirkt an der Initiative mit

Melanie Bähr, Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der IHK Berlin: „Allein bei den großen Berliner Industrieunternehmen sind über 6.000 Arbeitsplätze direkt von hochinnovativen Exportprodukten wie Turbinen oder Transformatoren abhängig. Für den Transport solcher und anderer großer Güter ist die Straße Verkehrsträger Nummer eins. Wir haben uns verabredet, gemeinsam Lösungen zu finden, dass dafür die Rahmenbedingungen stimmen.“

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt und Polizei sind mit am runden Tisch

Die für den Verkehr zuständige Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt ist im Bündnis für Schwerlastverkehr mit dabei.
„Bereits heute wird bei Instandhaltungsarbeiten und Neubauten von Brückenbauwerken durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt darauf geachtet, ob diese auf Routen von Großraum- und Schwertransporten liegen. Entsprechend wird auf eine ausreichende Dimensionierung geachtet“, erklärt Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler. Mit einem fachlichen Austausch können notwendige Priorisierungen aufgrund begrenzter personeller Kapazitäten in Zukunft noch besser vorgenommen werden“, begrüßt Gaebler den Runden Tisch.

„Mit der neu geschaffenen Zentralen Koordinierungsstelle für Großraum- und Schwertransporte wurden die Zuständigkeiten bei der Polizei Berlin gebündelt. Das ermöglicht u. a. bereits eine gute Abstimmung mit der Brandenburger Polizei, um länderübergreifende Transporte reibungsloser zu begleiten“, erklärt Staatssekretär für Inneres, Bernd Krömer. Ein Runder Tisch Schwerverkehr mit einer Arbeitsgruppe „Transportbegleitung“ ermöglicht mehr Transparenz und einen noch direkteren Informationsaustausch mit den Unternehmen, die auf der Straße unterwegs sind“, so Krömer weiter.

Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung verweist auf Fördermittel

„Zur Anbindung von Gewerbebetrieben an das überregionale Straßen- oder Schienenverkehrsnetz, können in geeigneten Fällen GRW-Infrastrukturmittel auch für die Errichtung oder den Ausbau von Brücken oder Straßen auf wichtigen Routen des Großraum- und Schwerverkehrs gezielt eingesetzt werden“, erklärt Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Hans Reckers. „Der Austausch am Runden Tisch bietet die Möglichkeit, die für die Wirtschaft vorrangigen Routen besser zu identifizieren“, so Reckers weiter.

Schwertransport: Beladung einer Antonov
Schwertransport: Beladung einer Antonov – Foto: Wittrock-Gruppe

Bürokratische Schwerarbeit: Wissenswwertes zu Schwerlasttransporten

Schwertransporte führen oft über hunderte Kilometer durch Deutschland. Planung, Genehmigung, Organisation und Durchführung von Schwertransporten sind immer auch „bürokratische Schwerarbeit“. Auf der gesamten Streckelänge müssen Antragsverfahren in den regionalen Verwaltungszuständigkeiten durchlaufen werden. Erlaubnis- und Genehmigungsbehörden müssen gefragt werden. Anzuhörende Stellen und Baulastträger müssen einbezogen werden.

Bundesweit sind in den 16 Bundesländern 31 Anhörungsbehörden (AB) zuständig. Diese sind in Regierungspräsidien, Regierungen und Bezirksregierungen sowie Landesämtern und Landesbetriebe verteilt. Ebenso viele verschiedenen Antrags- und Genehmigungsverfahren gibt es für verschiedene Aufgaben.

Nach § 47 der Straßenverkehrs-Ordnung gibt es je nach Landesregelung ca. 640 Erlaubnis- und Genehmigungsbehörden (EGB) in den 16 Bundesländern, mit Land- und Stadtkreisen und den großen Kreisstädten. Flächen- und Stadtstaaten haben dabei eine unterschiedliche Infrastruktur und Geografie.

In Mittelgebirglagen und im Voralpenland gibt es auch Orte und Kreise, die kaum für Schwertransporte zugänglich sind, etwa wenn Brücken und Tunnel zu geringe Tragfähigkeiten oder lichten Raum aufweisen.
Insgesamt gibt dazu 1.400 in den 16 Bundesländern Anzuhörende Stellen (AZH): Straßenverkehrsbehörden, (Straßen-)Baulastträger und Polizei.

Verfahrensmanagement für Großraum- und Schwertransporte

Um dennoch Schwertransporte zügig abwickeln zu können, wurde das „Verfahrensmanagement für Großraum- und Schwertransporte (VEMAGS) eingeführt, das heute als „kollaborative IT-Plattform“ arbeitet, und ständig modernisiert wird. Juristischer Betreiber des VEMAGS® ist das Straßen- und Verkehrsmanagement in Wiesbaden, das diese wichtige Koordinierungsfunktion herstellt.

Mit den erst 2013 neu überarbeiteten Richtlinien für Großraum- und Schwertransporte (RGST 2013) wurde eine bundesweite Vereinheitlichung der Verfahren umgesetzt. In der Karte der „Erlaubnis- und Genehmigungsbehörden (EGB) der Bundesrepublik Deutschland“, die an VEMAGS® angeschlossen sind, gibt es nur noch wenige weiße Flecke. In NRW sind etwa der Bergische Kreis, Wuppertal und Solingen noch nicht angeschlossen. In Bayern ist der Landkreis Tirschenreuth der große weiße Fleck. Aber auch Ingolstadt und Augsburg Stadt, Freising, Germering fehlen noch im System. In Niedersachsen sind Göttigen Stadt, Seelze Stadt und der Landkreis Holzminden noch weiße Flecken. Erfreulicherweise gibt es in Ostdeutschland, einschließlich keine Ausnahmen mehr.

Mehr Informationen:

Verfahrensmanagement für Großraum- und Schwertransporte | VEMAGS® – www.vemags.de

Die Fotos wurden von der Wittrock-Gruppe, einem bundesweiten Verbund von Kran- und Schwerlast-Unternehmen zur Verfügung gestellt. Die Herrmann & Wittrock Berlin GmbH & Co. KG hat einen Standort in Berlin. Die Unternehmensgruppe ging aus dem 1909 von Hermann Titschkus gegründeten Unternehmen (Titschkus KG (GmbH & Co.) hervor und gehört heute zu den wichtigsten „Global Playern“ im Markt.

Antrags- und Genehmigungsverfahren verschiedene Aufgaben

31 in den 16 Bundesländern