Freitag, 29. März 2024
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Postbank zu verkaufen –
incl. 14. Mio. Sparkonten

Postbank zu verkaufen!

Es steht es fest: die Deutsche Bank will sich von der Postbank trennen. Diese Entscheidung fiel in der letzten Sondersitzung des Aufsichtsrates am 24. April 2015. Die Postbank ist ein Schwergewicht, mit einer Bilanzsumme von 155 Milliarden Euro und 14 Millionen Kunden- und Sparkonten ist sie eine der größten Banken in Deutschland – und ein Symbol.

Postbank zu verkaufen!
Postbank zu verkaufen! Postbank Hochhaus am Halleschen Ufer wird zu Wohnhaus umgebaut

Die Mitarbeiter der Postbank haben eine starke Gewerkschaftsvertretung von Verdi, und wehren sich derzeit, um den bisher geltenden Kündigungschutz zu behalten. Noch ist nicht klar, ob die Deutsche Bank die Aktien in mehreren Schritten an der Börse veräußert, oder ob es einen Verkauf der bisherigen Deutsche Bank-Beteiligung in Höhe von 94 Prozent an einen strategischen Interessenten geben wird.

Sowohl die spanische Santander als auch die französische BNP Paribas werden als mögliche Käufer genannt. Aus Österreich interessiert sich die Bawag für die Postbank. Da ohnehin 6 Prozent der Postbank-Anteile schon als Aktien schon an der Börse notiert sind, ist eine schnelle Plazierung von größerer Aktienpakete auf vergleichsweise schnelle und einfache Weise möglich.

14 Millionen Sparkonten herrenlos?

In den Wirtschaftsnachrichten wird die Postbank trotz ihrer 14 Millionen Kunden als „renditeschwach“ eingestuft. Doch hinter diesem Wort verbirgt sich ein zeithistorisch bedeutsamer Systembruch, denn das Sparkapital der Bank vermehrt sich nicht mehr quasi „automatisch“, sondern braucht „Antreiber“, „Ideengeber“ und „Investoren“.

Seitdem das „Basel III“ genannte Reformpaket des Basler Ausschusses der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) für die bereits bestehende Bankenregulierung Basel II in Kraft ist, haben sich Bankgeschäfte grundlegend gewandelt. Das Reformpaket war ursprünglich als ab 2013 gültige Reaktion auf die von der weltweiten Finanz- bzw. Wirtschaftskrise ab 2007 konzipiert, und sollte die damals offengelegten Schwächen der bisher geltenden Bankenregulierung beseitigen.

Doch das Pendel in Richtung auf mehr Sicherheit gegen unsichere und verlorene Kredite schlägt zurück. Die heute höhere Risikovorsorge der Banken zwingt diese dazu, sich auf wirklich lukrative Geschäfte zu beschränken. Obendrein haben viele Banken ihre Filialnetze und Kreditsachbearbeitungen zusammengestrichen, und sich auf standardisierbare Kreditprodukte zurückgezogen.

Zugleich gibt es einen weltweiten Geldüberhang. Vor allem große Fonds, Investoren und große Firmenzusammenschlüsse und weltweite Steuersparmodelle sorgen für die Gewinne im „Investment-Banking“ der Deutschen Bank, aber auch anderer Investment-Banken.

Die Gelder auf den Sparkonten werden nicht mehr benötigt, für die Sparkunden hat dies dramatische Folgen: ihr Geld vermehrt sich nicht mehr selbst. Die in ganz Europa vorherrschende Investitionsschwäche ist heute auch auf die veränderte Bankenregulierung zurückzuführen. Die fatale Folge: in der Fläche und in der Breite werden weniger Kredite vergeben, das Geld wird vorwiegend „oben“ investiert.

EURO-Krise und Wohnung-Krise eine Folge des neoliberalen Wachstumsmodells?

Die Sparpolitik und austeritätsorientierte Währungspolitik hat in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass die „alte Generation“ sich immense Zinsansprüche quasi „mühelos“ an den Kapitalmärkten sichern konnte. Doch nun sind die Zinsen im Keller, weil niemand neues Eigenkapital in den Banken in die Hand nehmen will, um Kreditgeschäfte mit einlagengesicherten Spargeldern zu „veranstalten“. Die Sparkonten verdienen auf lange Sicht kein Geld mehr.

Wachstumskrise in Europa, Arbeitsloigkeit der jungen Generatiom

Die in Europa herrschende Wachstumskrise beschert dem Subkontinent eine gespaltene Konjunktur. Nur noch Großinvestitionen boomen, Technologiebranchen kämpfen einen zum Teil verzweifelten Kampf gegen Übernahmen aus den großen Märkten in Asien. Als Folge des neoliberalen Wachstumsmodell hat sich der „Finanzkapitalismus“ ausgebreitet und aufgebläht.
Inzwischen steht die ältere Generation mit viel zu großen Zinsertragserwartungen einer viel zu kleinen „neuen Gründergeneration“ gegenüber. Die ideensprühende junge Generation, die 45 Millionen Arbeitslosen in Europa könnten Kredite gut gebrauchen – aber die Ertragsaussichten vieler neuer Gründungen und Kreditinvestitionen tragen leider wirtschaftlich nicht.

Europa und seine Sparer stecken deshalb in einer schwer auflösbaren Falle, weil Auswege nur über realwirtschaftliche neue Geschäfte führen können.

New Deal zwischen Sparer und jungen Investoren

Neues Wachstum kommt nur zustande, wenn in einer Stadt, einer Region oder einem Land mehr Kredit vergeben wird, als durch Alterung und Abschreibung an Wert verlorengeht. Volkswirtschaftlich wird daher eine Ausweitung des Kreditgeschäfts „nach Unten“ höchstdringlich benötigt, um die Postbank und auch Europa nicht scheitern zu lassen.

Wie es gehen könnte: nun es hat mit der Bankenregulierung zu tun! Wenn der Staat Kreditbürgschaften geben würde, dann könnte auch das Sparkapital wieder „mobil“ werden. Zwei einfache Beispiele mögen zeigen, woran es fehlt: an ordnungspolitischer Phantasie:

Eigenkapital aus Alt-Immobilien mobilisieren
Wenn die Kinder aus dem Haus sind, werden Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser zu groß. Viele Ältere würden gern ihr zu großen Immobilien aufgeben, gegen kleinere und sichere Wohnungen tauschen. Doch sie bekommen oft keinen Kredit mehr, weil die alte Immobilie im Wert gesunken ist, weil die Altergrenze überschritten wurde, und weil Banken einfach kein Eigenkapital für die Kreditabsicherung bereit stellen. Das Ergebnis: Stillstand – Spargeld schlecht verzinst – keine Investitionen.
Eine dreijährige „Interimsbürgschaft“ würde eine kreditbasierte Investition in eine „Seniorenwohnung“ oder in eine „hochbetagtengerechte Pflegewohnung“ oder einen Umzug möglich machen. Nach spätestens 3 Jahren wäre die Altimmobilie verkauft, und an eine junge Familie verkauft. Das gute alte Wachstumsmodell der achtziger Jahre würde wieder in Gang kommen.
Investieren für den „Erlebensfall“ – statt vererben – das würde Arbeit und Zukunft auf dem Wohnungsmarkt schaffen, mit Sparkapital.

Sparbuchkapital als sichere Kapitalbeteiligung
Wer sichere Zinserträge erzielen will, kann einem jungen Startup helfen. 10.000 € zweckgebundene Einlage in ein Start-Up sichern derzeit ab sofort bis zu 8% jährlichen Zinsertrag. Die Anlageform ist gesichert, als Genossenschaftsanteil an einer Gewerbegenossenschaft. Das Startup bekommt dafür kostengünstige Gewerberäume, und der Zinsertrag wird jährlich an „Oma % Opa“ oder an die „Eltern“ ausgezahlt.
Genossenschaftsanteile wären eine sichere Anlageform im Wohnungsbau, wenn nur die alten Wohnungsgenossen endlich ein Einsehen hätten, und auch in den Gesellschafterversammlungen „Neubau“ beschließen. Sie könnten selbst das eigene Geld vom Postbankkonta abheben, und in die eigene Genossenschaft, oder in genossenschaftliche Sparvereine einzahlen, und dazu die staatliche Wohnungsbauprämie und etwaige Fördermittel nutzen. Zudem: es fällt keine Grunderwerbssteuer an, und es wird kein gesonderter Notarvertrag notwendig.

Sparbuchkapital als Baukostenzuschuß gegen Nießbrauchrechte
Bei steigenden Mieten lohnt sich auch, einen Ausstieg aus der teuren energetisch sanierten Wohnung zu planen. Das Sparbuchkapital kann auch einer Baugemeinschaft zur Verfügung gestellt werden, gegen ein grundbuchlich abgesichertes Nießbrauchrecht nach §§ 1030 ff. BGB. So könnte zum Beispiel Vorsorge getroffen werden, wenn ein Umzug von einer Obergeschoßwohnung in eine barrierefreie Neubauwohnung gemeistert werden muß.

Es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, Spargeld ertragreich und sicher anzulegen. Es muß nur der Schritt zurück gewagt werden, statt „Papieren und Derivaten“ in durch „Papier gesicherte Realanlagen“ zu investieren.

Was müssen Postbank Kunden bedenken?

Zunächst: das Geld ist bei der Postbank sicher. Eine Übernahme durch eine andere Bank würde für den Kunden kaum sichtbar sein, denn die Postbank ist eine starke Marke und eine bestens aufgestellte Organisation. Vielleicht sollte die Postbank künftig international aufgestellt werden, in deutschsprachigen Ländern könnte es funktionieren. Auch als Universalbank sollte die Postbank erhalten bleiben, die praktisch alle Geschäfte vom Sparkonto für Privatkunden über die Baufinanzierung bis zu Zinsswap und Währungsderivat anbietet.
Wichtig ist, auf die Eigenkapitaldecke des Erwerbers zu achten. Eine ausländische Bank mit hoher Eigenkapitaldeckung könnte das Kreditgeschäft wieder beflügeln.
Spannender wäre es, wenn die Postbank selbst eigene marktspezifische Produkte für die „Finanzierung des demografischen Wandels“ auf den Markt bringen würde. Dann wäre auch wieder mehr „Rendite und Börsenwert“ möglich.

Der Verkauf der Postband dürfte für eine breite Diskussion sorgen, und für neue Ideen. Tatsächlich werden erst neue Ideen und dann Kredit gebraucht. Und Spargelder können sich nur verzinsen, wenn sie an anderer Stelle als Kredit ausgegeben werden.

Es obliegt daher der Führung der großen Postbank, den Generationenausgleich und den demografischen Wandeln als Riesenchance zu entdecken!

m/s