Dienstag, 16. April 2024
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Spielplätze werden saniert

Spielplatz Rhinower Str. / Kopenhagener Str.

Die beiden Spielplätze in der Kopenhagener Straße werden saniert. Für den gesperrten Spielplatz an der Ecke Rhinower Straße wurden Mittel des Programms „Stadtumbau Ost“ aktiviert. Der Spielplatz gegenüber soll aufgewertet werden, und ein etwas lebendigeres und moderneres Spielplatzkonzept erhalten.

Spielplatz Rhinower Str. / Kopenhagener Str.
Spielplatz Rhinower Str. / Kopenhagener Str. – Blütenträume hinterm Bauzaun

Die Anwohnerinformation hängt schon ein paar Tage, am 21.5.2015 gab es im Kieztreff in der Kopenhagener Straße 50 eine erste „Informationsveranstaltung und Ideensammlung“. Bereits am 18.6.2015 um 17:30 Uhr soll es die Entwurfsvorstellung und Diskussion geben.

Spielplatz Rhinower Straße

Der künstlerisch gestaltete Spielplatz an der Kopenhagener/Rhinower Straße wurde 2008/2009 errichtet. Mit rund 150.000 Euro Fördermitteln. Doch schon mitten im Jahr 2012 gesperrt, weil Fundamente freiliegen und Verletzungsgefahr besteht. Der fast traumhaft schöne Spielplatz wurde mit Bambuszaun und Holz gestaltet, doch die starke Nutzung des beliebten Spielplatzes sorgte für vorzeitige Abnutzung.
Leider hat das Bezirksamt Pankow keine Reparaturmaßnahmen geplant, sondern auf eine Vollsanierung gesetzt. Die mehrjährige Sperrung war damit erneut einem „Maßnahme- und Budget-Denken“ geschuldet. Nicht einmal 20.000 € für eine Demontage der gefährlichen Spielelemente wurden bereit gestellt. Auch wurde keine Holzwerkstatt für kleines Geld beauftragt, obwohl es in Pankow mehrere geeignete Betriebe und Beschäftigungsinitiativen gibt, die den Spielplatz pflegen und instandsetzen können.

Die Anwohnerinitiative der Koppegärtner hätte den Spielplatz gern selbst in die Hand genommen, doch die nun zur Verfügung stehenden Mittel sorgen für eine konventionelle Spielplatzsanierung.
Kritisch muß auch angemerkt werden: für einen urbanen Garten liegt der Spielplatz nicht lange genug in der Sonne, und die Idee für einen Garten zum Spielen und Lernen in der Natur stieß nicht auf ungeteilte Zustimmung. Im Bürgerverein Gleimviertel setzte sich daher auch die Auffassung durch im kinderreichen Kiez möglichst alle Flächen zum uneingeschränkten Spielen zu nutzen.

Spielplatz Kopenhagener Straße 11

Der Spielplatz Kopenhagener Straße 11 wird gut genutzt. Die Geräteausstattung ist etwas spärlich und nicht sehr attraktiv. Hier soll das Spielplatzkonzept gemeinsam mit den den Anwohnerinnen und Anwohnern neu qualifiziert werden. Ideen und Entwürfe werden ebenfalls am 18.6.2015 um 17:30 Uhr im Kieztreff Kopenhagener Str. 50 vorgestellt und diskutiert.
Organisiert wird die Bürgerveranstaltung vom Straßen- und Grünflächenamt.

Spielplatz Kopenhagener Str. 11
Spielplatz Kopenhagener Str. 11 – Aufhübschung geplant

Rasierklingen im Spielsand

Auf zwei Spielplätzen in Prenzlauer Berg wurden Ende Mai Rasierklingen im Spielsand gefunden. Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner zeigte sich darüber entsetzt. Nun kann nur über den Ursacher spekuliert werden, wer Rasierklingen im Spielsand auslegt. In jedem Fall ist es eine Straftat der versuchten Körperverletzung. Leider können derartige Taten nicht vollständig ausgeschlossen werden.

Spielplätze gehören zum unmittelbaren Lebensumfeld. Kommunal-Versicherungsexpterte Dr. Georg Agde riet schon 1996: „Spielbereiche sollten in etwa die gleiche Sicherheit und das gleiche Risiko enthalten wie Lebensbereiche, in denen sich die Spielenden üblicherweise bewegen. Es kann nicht darum gehen, für Spielbereiche ein Sicherheits – Ausnahmeklima zu schaffen.“

Kinder müssen auch Risiko-Kompetenz ausbilden können

Die „wilden Flächen“ in der Stadt sind heute einer dichten Bebauung, gestalteten Anlagen und dem Straßenverkehr gewichen. Statt dessen werden künstliche Spielplätze geschaffen, die nach strengen Sicherheitsmaßstäben gestaltet sind und oftmals in ihrer Monotonie jeglichen Charakter von „Abenteuer“ eingebüßt haben. Das bautechnisch „einfach Machbare“ und das DIN-gerechte Gerät beherrschen diese Spielorte. Sie werden vielfach wegen ihrer langweiligen Ausstattung von Kindern und Jugendlichen gemieden. Die
Risikokompetenz der Kinder schwindet.

Risikokompetenz muß auch im Umgang mit Rasierklingen, Glasscherben und scharfen rostigen Metallteilen ausgebildet werden. Insofern sind „Rasierklingen“ nicht nur „Straftat“, sondern auch pädagogische Herausforderung.

Ein regelmässiger Spielsandaustausch kann solche Taten nicht verhindern. Eltern fragen sich dennoch, was zu tun ist!

Das sagt der Bundesgerichtshof

Der Bundesgerichtshof in einem Urteil vom 25.4.1978 (VI ZR 194/76 – NIW 1978, S. 1626) anlässlich eines schweren Unfalls auf einem Abenteuerspielplatz einen Schmerzensgeldanspruch ab gewiesen.
Zur Begründung vertrat das Karlsruher Gericht die uffassung, ein solcher Spielplatz sollte in besonderer Weise die Freude am Abenteuer und am Bestehen des Risikos vermitteln. Aus moderner pädagogischer Sicht könnten sich seine Benutzer auf diese Weise frühzeitig auf die Gefahren des Lebens einstellen. Dieser Zweck in der Persönlichkeitsentwicklung werde vereitelt, wenn die Jugendlichen auf dem Abenteuer-Spielplatz nur leicht zu beherrschende Geräte vorfinden. Ein Spielplatz müsse Ersatz für das Spielen in der freien Natur bieten und könne deshalb kein vollständig behütetes Milieu darstellen.“

Schatzsucher mit Metalldetektor

Bei der Recherche nach Ideen zur Problemlösung ist zumindest eine vernünftige Idee gefunden worden: „Kinder sollten über die Gefahren von Schnittverletzungen aufgeklärt werden, und in vorsichtige Methoden der „Schatzsuche“ eingeweiht werden. Natürlich muss das altersgerecht sein. Ältere Kinder können die Kleinkinder auch spielerisch „schützen“, indem sie bei der Suche aktiv werden.

Es finden sich im Spielsand auch Münzen, Schlüssel und andere metallische Gegenstände, die mit einem einfachen Metalldetektor aufspürbar sind. Schon ab 13,90 € können größenverstellbare Kinder-Metalldetektoren erworben werden. Natürlich gibt es auch größere und bessere Geräte, die bereit gehalten werden können, und bis zu 169 Euro kosten.

Das Kalkül: Wenn kleine Schatzsucher und Eltern aktiv sind, Spielplätze nach Metall absuchen, lohnt es auch nicht mehr für „verrückte Täter“, denn sie lösen kein Ärgernis mehr aus.

Abnutzung, Risiko und Spielplatzwartung

Pankow befindet sich aufgrund der wachsenden Einwohnerzahlen im „Investitionsmodus“. Es fehlt an Personal und organisatorischer Kraft, parallel auch in einen „Wartungsmodus“ und „Reparaturmodus“ zu investieren. Bei rund 256 öffentlichen Spielplätzen ist es jedoch unerläßlich, neben der gesetzlich vorgeschriebenen Spielplatzkontrolle auch ausreichende Reparaturkapazitäten zu schaffen.
Gerade Holzspielgeräte sind reparaturfreundlich, es gibt sogar Fachbetriebe und Sozialbetriebe in Pankow, die Arbeiten ausführen können.
Die Risikoabschätzung für Spielgeräte könnte auch viel weniger „bürokratisch“ angefasst werden, wenn Spielplatzsicherheit etwas weiter gefaßt wird. Grundseätzlich gilt: „Das Risiko der Kommunen, als Verantwortliche für sog. Sportgelegenheiten oder naturnahe Spielräume wegen Verletzung der Verkehrssicherungspflicht in Anspruch genommen zu werden und Schadenersatz leisten zu müssen, ist – ebenso wie das Haftungsrisiko, das sich aus der Trägerschaft eines herkömmlichen Spiel- und Sportplatzes oder einer sonstigen kommunalen Einrichtung ergibt – im Rahmen des von den Kommunalversicherern gebotenen Haftpflichtversicherungsschutzes abgesichert. Der Versicherungsschutz umfasst nicht nur die Haftpflicht der Kommune, sondern auch die persönliche Haftpflicht aller Bediensteten, soweit sie dienstlich für die versicherte Kommune tätig geworden sind. Er ist lediglich bei vorsätzlichem Handeln ausgeschlossen.“

Spielplatz mit Seele in Ostritz
Natur-Spielplatz mit Seele, Ostritz, Foto: Stadtverwaltung Ostritz

Naturnahe Spielflächen – statt Sperrungen

Der haftungsrechtliche Spielraum für die Grünflächenverwaltung ist größer, und das restriktive Absperren von Spielplätzen kann weitgehend vermieden werden.

Im Falle von „naturnahen Spielräumen (z.B. Brachen) ohne Spielgeräte entfallen durch technische Mängel verursachte „versteckte Gefahren“ (z.B. nicht erkennbare Gefahren, die aufgrund mangelnder Wartung auftreten wie etwa eine Schaukel, die abbricht). Es ist hilfreich, wenn die Eltern offiziell auf die Andersartigkeit naturnaher Spielräume und auf die damit verbundenen, ganz undramatischen „Risiken“ hingewiesen werden, rät der Kommunalversicherungsexperte.

Der Praxistipp: durch schnelle Demotage gefährlicher Geräte und provisorische Abdeckung von Gefahrenstellen kann ein Spielplatz auch zeitweise kostengünstig in einer „naturnahen Spielraum“ verwandelt werden.

Statt eines Absperrzaunes würde ein Hinweisschild helfen – so lange, bis wieder neue Spielgeräte aufgestellt sind.

Weitere Informationen:

Metalldetektoren bei PEARL – Link

m/s