Freitag, 29. März 2024
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Strauss Innovation schliesst in Buch

Strauss Innovation schliesst

Noch bis Ende Februar läuft der Ausverkauf bei »Strauss Innovation« in der Schlossbergpassage in Buch. Die Warenhauskette ist im Dezember 2016 endgültig in die Insolvenz gegangen. Insolvenzverwalter Dirk Andres hat keinen Investor gefunden. Bis spätestens Ende Februar sollen bundesweit insgesamt 57 Filialen geschlossen werden. In Brandenburg sind zwei Filialen in Potsdam und Wildau betroffen, in Berlin gibt es neun Standorte.
Die Filiale in der Schlossbergpassage war 1992 eröffnet worden, und eröffnete die einstige Berliner Erfolgsstory der Kette. Für die Angestellten geht nicht nur der Arbeitsplatz verloren, auch eine über hundertjährige Ära der Kaufhauskette endet betrüblich.

Start vor 114 Jahren

Die Eheleute Maria und Heinrich Strauss eröffneten zuerst ihr Geschäft für „Kurz-, Weiß- und Wollwaren“. Sie offerieretn ihren Kundinnen all jene Dinge, die gebraucht wurden um Strümpfe zu stopfen und Pullover und Hosen auszubessern. 1989 trennte sich die Gründerfamilie vom Unternehmen und verkaufte es an den langjährigen Mitarbeiter Peter Geringhoff. Ihm gelang das Kunststück, Strauss als bundesweite Marke zu etablieren und mit einem frischen Konzept neue Kunden anzusprechen.

„Ein bisschen Butlers, ein Teil Tchibo, ein Hauch Hussel – so lässt sich die Strauss‘sche Strategie seither umreißen. Geringhoff bringt einen bunten Warenmix aus Aktionsartikeln wie Gartenstühlen und Golfschlägern kombiniert mit Sortimentsklassikern wie Unterwäsche und Mandelgebäck in die Filialen,“ lobte die Wirtschaftswoche den Filialisten.

„Das Kalkül: Der stete Produktwechsel treibt die überwiegend weibliche Kundschaft in die Läden – allein schon, um zu schauen, was es wieder Neues gibt“. Die Strategie ging lange auf, die Kette beschäftigte unter Geringhoff mehr als 2000 Mitarbeiter, das Unternehmen setzte rund 280 Millionen Euro um und gilt der Branche als Vorbild und wurde 2002 als „einer der innovativsten Filialisten von der Konkurrenz gelobt.

Konkurrenz der großen Handelskonzerne

Die einst mit schnellen Sortimentswechsel erfolgreiche Warenhauskette wurde erfolgreich von ALDI und LIDL kopiert. Zudem ist AMAZON mit ausgefallenen Designartikeln auf den Plan getreten. Die Preise sanken, Preiswettbewerb und sinkendes Gespür des Einkaufs für neue Trends sorgten für einen schleichenden Niedergang.

Der Online-Shop von »Strauss Innovation« wurde bereits zum Jahresende 2016 geschlossen.

Die Insolvenz fällt in eine Zeit, in der sich der Einzelhandel in einer massiven Umbruchphase befindet. Die Zunahme der Online-Handels wird bis zum Jahr 2020 auf 20% des gesamten Einzelhandelsvolumens steigen. Im Lebensmittelhandel wird eine Größenordnung von 6% erwartet.

Für Einzelhandelsstandorte am Stadtrand von Berlin wird es künftig schwierig, einen stabilen und attraktiven Einzelhandelsmix zu bewahren. Leerstand und Downtrading-Tendenzen müssen unbedingt vermieden werden.

Für Einrichtungshäuser und Dekorationsartikel wird es schwierig, weil Umsatzsteigerungen erst wieder mit steigenden Einzügen in geplanten Neubauten erwartbar sind.

m/s