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Tourismusstammtisch am 2. Juli 2013 im Botanischen Volkspark Blankenfelde-Pankow

Am 2. Juli 2013 tagte nachmittags der Pankower Tourismus-Stammtisch mit Bezirksbürgermeister Matthias Köhne. Eingeladen hatten der Verein Pro Prenzlauer Berg e.V. und das tic Kultur- und Tourismusmarketing Berlin-Pankow in das Glashaus im Botanischen Volkspark Pankow. Auf der Tagesordnung standen die Themen: „Botanischer Volkspark Pankow – grüne Tourismusattraktion im Berliner Nordosten“ und „Die Pankower Dörfer im Berlin-Tourismus“.

Tourismusstammtisch am 2. Juli 2013 im Botanischen Volkspark Blankenfelde-Pankow
Tourismusstammtisch am 2. Juli 2013 im Botanischen Volkspark Blankenfelde-Pankow

Stefanie Gronau vom tic-berlin führte die Gäste ein, und stellte zunächst die Gastgeber des Treffens vor: Isabel Keil und Hans Göhler als Projektleiter und Vertreter der Grün Berlin GmbH, die den „Botanischer Volkspark Pankow“ im Auftrag des Bezirks Pankow betreibt und entwickelt.

Als Gastgeber stellte Hans Göhler zunächst den Werdegang der landeseigenen Gesellschaft Grün-Berlin-GmbH vor, die praktisch aus der Projektgesellschaft der Bundesgartenschau Berlin 1985 in Britz hervorging.

Heute betreibt die Grün Berlin GmbH den Britzer Garten, die Gärten der Welt, den Natur-Park Südgelände, dazu das ehemalige Flughafengelände „Tempelhofer Freiheit“ und die neue Parkanlage am Gleisdreieck. Zudem ist die Grün Berlin ist an vielen weiteren Projekten im Auftrag des Landes Berlin beteiligt.

Der Volkspark Pankow kam auf Initiative von Bürgermeister Köhne und des Geschäftsführers Christoph Schmidt von Grün Berlin dazu, die gemeinsame Vorgespräche initiierten.

Die Grün Berlin GmbH übernahm vom Bezirk Pankow zum Anfang des Jahres 2011 die Entwicklung und den Betrieb des Botanischen Volksparks Blankenfelde-Pankow. Nach zweijährigen Verhandlungen mit dem Bezirk Pankow und den im Park aktiven Initiativen war es gelungen, die Zielvorstellungen des Bezirks für den Erhalt und den behutsamen Aufbau des Botanischen Volksparks Blankenfelde-Pankow mit den Möglichkeiten und Erfahrungen der Grün Berlin GmbH bei der Pflege und Entwicklung von Parks zu verbinden.

Isabel Keil beschrieb die Geschichte des Botanischen Volksparks Blankenfelde-Pankow, der Ende des 19. Jahrhunderts zuerst als Gelände für die Rieselfeldnutzung geplant wurde, sich aber aufgrund der geringen Durchlässigkeit des Bodens als ungeeignet erwies.

Aus heutiger Sicht ein Glücksfall: „Der damalige Gartendirektor Berlins, Albert Brodersen, richtete 1909 auf dem Gelände einen Schulgarten ein, dessen botanischer Bestand sich vorwiegend aus Pflanzen und Bäumen aus den Brandenburger Wäldern zusammensetzte. Hauptaufgabe des neuen Schulgartens waren die Anzucht und Lieferung von Pflanzenmaterial für den Botanik- und Zeichenunterricht in den Berliner Schulen. In den 20er Jahren folgten dann der Bau der Schaugewächshäuser und die Einrichtung des Arboretums, in denen eine ansehnliche Sammlung exotischer Pflanzen und Gehölze zusammengestellt werden konnte.“

Zu Kriegszeiten wurde die Anlage als Versorgungsfläche für den Gartenbau genutzt. Die Zentralstation der Jungen Naturforscher „Walter Ulbricht“ übernahm 1952 die Anlage zu Ausbildungszwecken und richtete Stallungen für Haustiere, Volieren und Gehege für Wildtiere sowohl für den Schulunterricht als auch für die Nutzung durch Arbeitsgemeinschaften ein.

„Das Gelände wurde 1977 schließlich dem Institut für Spezielle Botanik der Humboldt-Universität angegliedert und sollte als Botanischer Garten der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik weiterentwickelt werden. Nach der Wiedervereinigung und der darauf folgenden Umstrukturierung der Universität gab es unterschiedliche Ansätze zur Weiternutzung des Geländes. Das Landesdenkmalamt stufte die Botanische Anlage 1994 als Gartendenkmal ein. Der Botanische Volkspark Pankow ist seit 1995 eine öffentliche Grünanlage.

Die Grün Berlin GmbH übernahm vom Bezirk Pankow zum Anfang des Jahres 2011 die Entwicklung und den Betrieb des Botanischen Volksparks Blankenfelde-Pankow. Für die künftige Parkentwicklung liegt ein Nutzungskonzept vor, das eine zeitgemäße Wiederaufnahme des ursprünglichen Bildungszwecks der Anlage vorsieht. Zusätzlich sollen weitere Angebote im Bereich Freizeit und Gesundheit die Attraktivität der öffentlichen Grünanlage für die Besucher erhöhen.“

Botanischer Volkspark Blankenfelde-Pankow: Staudenpflanzungen
Botanischer Volkspark Blankenfelde-Pankow: Staudenpflanzungen

Erfolgreiche Umgestaltung

Die Grün Berlin GmbH hat seit Übenahme die Hauptachse des Parks auf rund 140 Meter neu gestaltet und mit üppigen Blumen- und Staudenpflanzungen ausgestattet. Am Eingang wird nach dem bereits am Naturpark Südgelände bewährten Konzept „freiwilliger Eintritt“ von 1 € gezahlt. Der Kartenautomat wird gut angenommen, was als „Wertschätzung des Publikums“ und Zuspruch verstanden werden kann.
Die drei denkmalgeschützten Schaugewächshäusern wurden instand gesetzt.Vom Haupteingang erreicht man das Kalthaus, in dem zahlreiche trockenheitsliebende Pflanzen betrachtet werden können, wie zum Beispiel die „Königin der Nacht“ – ein mexikanischer Schlangenkaktus, der nur in wenigen Sommernächten blüht. Im Mittelhaus kann im außergewöhnlichen Ambiente zwischen zahlreichen, bunt blühenden Mittelmeergewächsen private Feierlichkeiten für bis zu 50 Personen veranstaltet werden.

Der Volkspark wird inzwischen gut von Besuchern angenommen, an Wochenenden suchen 3.000-6.000 Besucher die Anlage an der Blankenfelder Chaussee auf. Das Café Mint im Gewächshaus ist an den Wochenenden geöffnet – doch ist ist inzwischen nicht mehr nur ein Geheimtip und deshalb oft auch überfüllt.

In diesem Jahr sollen weitere 140 Meter Parkachse neu gestaltet werden, und mittelfristig gibt es Pläne für bauliche Erweiterungen, vor allem, weil die Gastronomie weiter ausgebaut werden muss.
Isabel Keil nannte auch den Schwerpunkt, wie hier die Besucherwerbung nach und nach gesteigert werden „Bildung und Umweltbildung“ stehen im Vordergrund. Informationen zur „geologische Wand“, als dem ältesten Bestandteil des Parks und zu Bauerngärten sollen erarbeitet werden.
Eine Initiative für Bürgergärten soll im nächsten Frühjahr kleine Mietgärten für rund 200 Familien anlegen. Ferner gibt es eine Weiterbildungskooperation mit der Lehranstalt für Gartenbau und Floristik Großbeeren e.V., die Fachkräfte im Garten- und Landschaftsbau und in der Baumpflege ausbildet.

Hans Göhler traf auch eine wichtige Aussage zur Wirtschaftlichkeit des Parks: „Es kann bei so einem Park nicht um Gewinn gehen, sondern immer nur um Deckungsbeiträge“. Im bundesweiten Vergleich hat die Grün Berlin bei ihren erfolgreichen Anlagen eine Zahl von 50% erreicht.

Bürgermeister Köhne sieht das bisherige Konzept auch als erfolgreich an und begrüßt die Verlängerung der Kooperation mit der Grün Berlin GmbH.

Die Pankower Dörfer im Berlin-Tourismus

Das zweite Thema des Tourismus-Stammtisch wurde eher spärlich behandelt. Frau Gronau beklagte das niemand von den Bürgervereinen gekommen sei, führte dies aber auf Terminlage unmittelbar zum Urlaubsanfang zurück.

Das tic-berlin hat in diesem Jahr eine Reihe von Postkarten mit Bildmotiven der „Pankower Dörfer“ aufgelegt, die an interessierte Touristen in Prenzlauer Berg verteilt werden.

Frau Sigbjörnsen und Frau Mach wiesen auf die Aktivitäten des „Freundeskreis Chronik Pankow e.V.“ hin, der neben Schriften zu Niederschönhausen und zur Stadthistorie herausgeben will.
Bürgermeister Köhne schätzt die Arbeit des Vereins und sieht auch „wachsenden Bedarf und Nachfrage nach historischen Informationen, weil viele neue Einwohner sich neu über die Vergangenheit der unmittelbaren Wohnumgebung informieren wollen.“

Der ehemmalige Stadtrat Martin Federlein warb besonders für die Möglichkeit, „Hochzeitsfeiern in der „Altem Schmiede“ in Rosenthal bekannt zu machen.“

Bürgermeister Köhne hob noch einmal auf die erfolgreiche Arbeit des Tic-Berlin ab, das vor allem die Marke Prenzlauer Berg weltbekannt gemacht hat.
Gleichzeitig lobte er die bisherige Entwicklung in Blankenfelde und rät auch, den Blick nach Arkenberge zu richten, wo zum Jahresende der Deponiebetrieb eingestellt wird, und mit der Renaturierung weitere Potentiale entstehen.

Zu den touristischen Potentialen der „Pankower Dörfer“ blieb Bürgermeister Köhne jedoch zurückhaltend und unkonkret „… man müsse nicht überall Tourismus fördern“. Auch Frau Gronau blieb zurückhaltend – und es wurde erkennbar: es fehlt ein schlüssiges Gesamtkonzept für die „Pankower Dörfer“.

Diskussion, Ausblicke und Wermutstopfen

In der Diskussion wies Hans Göhler auf die geplante IGA 2017 in Mahrzahn hin, die voraussichtlich auch an anderen Orten der Stadt weitere Aktivitäten nach sich ziehen wird. Ohne konkret zu werden, deutet sich damit auch an, der Botanische Volkspark Blankenfelde-Pankow könnte in die planerischen Erwägungen einbezogen werden.

Interessant wurde es, als nach der Perspektive für das Schloß Schönhausen gefragt wurde, das dringend ein Besucherzentrum und ein Besucher-Café benötigt.

Jörg Kirschstein, Schlossbereichsleiter im Schloss Schönhausen erläuterte, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten werde erst für 2018 ein Besucherzentrum und ein Besucher-Café planen. Der heutige Museumsshop soll dann auch aus dem Schloß auf das Gelände der Nordgaragen ausgelagert werden.
Immerhin: im Umfeld des Schloß Schönhausen sollen noch in diesem Jahr zwei Hinweisschilder montiert werden, gab Kirschstein bekannt, und offenbarte damit ungewollt das „Schleichtempo“ der Stiftungs Preußische Schlösser und Gärten im Umgang mit seinem Standort Schloß Schönhausen.

Die Aussage des Schlossbereichsleiters Kirschstein war ein deutlicher Wermutstropfen, der unmittelbar mit den IGA-Planungen kollidiert und den Bezirk Pankow „auf die lange Bank schiebt“.

Der Tourismusstammtisch hat so auf unerwartete Weise deutlich gemacht: Pankows braucht ein touristische Gesamtkonzept für den ganzen Bezirk mit seinen 13 Ortsteilen.

Dabei sollte das Potential des bisherigen Tourismus-Marketing mit den beiden Potentialen für „Tourismus-Entwicklung“ im Volkspark-Blankenfelde und am Schloß Schönhausen viel besser koordiniert und verzahnt werden. m/s

Weitere Informationen:

Botanischer Volkspark Blankenfelder-Pankow
Blankenfelder Chaussee 5
13159 Berlin-Blankenfelde

m/s

One thought on “Tourismus-Stammtisch<br>im Glashaus

  1. kleine Korrektur: am Tourismus-Stammtisch am 13. Juni 2013 nahm für den Freundeskries der Chronik Pankow nicht Frau Mach, sondern Frau Fritzsching teil.

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