Freitag, 19. April 2024
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„Vom Gestern und Heute in Berlin-Buch“

Evangelische Schule Berlin Buch im Ludwig-Hoffmann-Quartier

„Vom Gestern und Heute in Berlin-Buch“ – heißt das Mitteilungsblatt des Freundeskreises der Chronik Pankow e.V., das einige wichtige Aspekte der Geschichte des Pankower Ortsteils erzählt und dokumentiert. Die von Experten, Hobbyhistorikern und historisch interessierten Bürgern verfaßten Beiträge berichten über Architektur, Städtebau und historische Begebenheiten.

Evangelische Schule Berlin Buch im Ludwig-Hoffmann-Quartier
Ludwig Hoffmann-Quartier: einst „IV.Städtische Irrenanstalt“ heute evangelische Schule

Chronologie Buch

Eine kurze Chronik ist vorangestellt, die von Arwed Steinhausen verfaßt wurde, und ab dem Jahr 9000 v. Chr. beginnt. Diese Zeit des sog. Spätpäolithikums markierte den Beginn einer deutlichen Klimaerwärmung, und beendete die letzte „Weichseleiszeit“. Tatsächlich sind mit der ausklingenden Vereisung erste Jäger und Sammler entlang der Flußläufe im Barnim gezogen. Spuren wurden in Oranienburg, Eberswalde, Birkenwerder und am Tegeler Fließ gefunden. Auch entlang der Panke gab es Ansiedlungen, und Buch war aufgrund der geografischen Lage sicher auch früh besiedelt worden.

Doch bis zum nächsten Eintrag „ab 1230“ fehlen in der Chronologie ein paar tausend Jahre, und so gibt es aus der Zeit vor der Einführung der Schriftkultur im Mittelalter in Arwed Steinhausens Chronologie eine große Lücke.

Einzelfunde, archäologische Reste und weitere Forschungen und archäologische Grabungen der jüngeren Zeit bieten längst ein schlüssigeres Bild, und eine Ergänzung der Chronik würde sehr zum Verständnis der Geschichte beitragen (siehe: www.barnim.de).

Schlosskirche Buch

Erste urkundliche Erwähnung

Die Phase der „Deutschen Besiedlung“ wurde früher auch „mittelalterliche deutsche Ostsiedlung (oder: deutsche Ostkolonisation) genannt. In der neueren historischen Forschung wurde jedoch ein neuer Begriff eingeführt, der mit den Mythisierungen und Überzeichnungen dieser Phase der Geschichte aus wilhelminischer Zeit und Theodor Fontanes Verklärungen aufräumte.

Neuerdings spricht man vom „hochmittelalterlichen Landesausbau in der Germania Slavica“ und bezeichnet damit die seit dem 12. Jahrhundert beginnende Einwanderung deutschsprachiger Siedler und die damit einhergehende Veränderung der Siedlungs- und Rechtsstrukturen östlich der Elbe und Saale. Diese Gebiete waren seit der Völkerwanderung von slawischen Stämmen besiedelt, die ihre Siedlungen vorwiegend aus Holzbauten errichteten, und längst auch Ackerbau betrieben.

Wichtigstes Merkmal des hochmittelalterlichen Landesausbaus war die Einführung der Schriftkultur, die die Vergabe von Rechten und Privilegien erst ermöglichte, mit denen „Lokatoren“ um neue Siedler warben, aber auch Steuern und Abgaben einführten.

Das Datum der ersten urkundlichen Erwähnung wurde so zum wichtigen Merkmal „historischer Forschung“. Alle Siedlungen, die schon zuvor existierten, wurden als „Gründungen aus wilder Wurzel“ bezeichnet.

Die erste Erwähnung des Ortes als „Wendeschen Buk“ erfolgte 1342 in einem Pfandbrief des Knappen Arndt von Bredow. 1375 wurden schließlich im Landbuch Karls des IV. 127 Familien mit 135 Personen in Buch verzeichnet.

Die „Chronologie Buch“ führt danach durch ausgewählte Daten der Geschichte und endet im Jahr 2007.

Berlin-Buch Gesundheitsstandorte

Eine handgezeichnete Übersichtskarte zeigt die seit 1900 errichteten Gesundheitsstandorte, und klärt über die ursprüngliche Bezeichnung und heutige Namensgebung auf.

Schlosspark Buch – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft? eines Pankower Gartendenkmals

Autor Horst Prochnow berichtet die Entstehung des Schloßparks als Gutsgarten und Park der Famlilie von Pöllnitz, und zeigt die 1724 auf Veranlassung von Adam Otto von Viereck errichtete dreiflügelige Schloßanlage, die 1964 abgerissen wurde. Der Autor befasst sich mit der gartendenkmalpflegerischen Thematik und beschreibt die in Gang gesetzten Parkpflegemaßnahmen.

Große Namen auf kleinen Kirchhof

In dem Beitrag sind die berühmten Namen und Personen nachzulesen, die auf dem Kirchhof der Schlosskirche beigesetzt wurden. Darunter ist das älteste Grab der Ursule Catherine Rischke, aber auch die Gräber der ehemaligen Gutsbesitzer von Buch und viele Namen der Ärzte, Wissenschaftler und Mediziner, die in Buch lebten und arbeiteten.

Ein fiktives Gespräch

Elisabeth Amalia von Voß erzählt in einem fiktiven Interview über sich, und klärt so über ihre Verbindungen zu Königun Elisabeth Christine auf, die ihre Patin war. Zugleich klärt sie über ihre Ernennung zur Gräfin von Ingenheim auf und gibt damit Einblick in ihre fragwürdige Beziehung zu Friedrich Wilhelm II.

Auf den Spuren eines Stadtbaurates

Der Architekt und Stadtbaurat Ludwig Hoffmann wird in seinem Werk und Wirken beschrieben. Seine wichtigsten Bauten werden b enannt. Dazu gehören nicht nur die Krankenanstalten in Buch, sondern auch heutige Gebäude des Bezirksamtes Pankow in der Fröbelstraße (ehem. Fürsorgeanstalt und Siechenhaus) und der Prenzlauer Allee. Heute steht das als Ludwig-Hoffmann-Quartier benannte Gelände der ehemaligen IV. Irrenanstalt im Blick der Stadtsanierung und geht einer neuen Zukunft entgegen.

Weitere Themen über Buch

Das in zweiter Auflage erschienene Mitteilungsblatt versammelt noch ein ganze Reihe weiterer Themen. An die Geschichte der Hobrechtsfelder Feldbahne wird erinnert. Das Kinderspielparadies des „Ferienspielplatz „Anton Saefkow“ wird noch einmal vorgestellt, es hat sich nach der Wende als ArchäologieSpielprojekt „Moorwiese“ weiterentwickelt. Im Internet wird der Spielplatz jedoch nur gefunden, wenn man diesen Begriff mit drei „o“ schreibt: www.mooor.de .

Über ein Projekt eines Pankower Gymnasiums wird informiert, in dem sich Schüler im Biologieunterricht mit dem Thema „Euthanasie“ auseinandersetzten. Wie verhielten sich Bucher Bürger 1989/1990? „Aufmüpfig und widerständig“ lautet der Titel des Beitrages dazu. Denkzeichen, Skulpturen und Kunstwerke in Buch werden vorgestellt, und man erfährt auch, was eine Waldhütung mit schottischen Hochlandrindern ist.
Fontane war auch zu Besuch in Berlin-Buch, und hat den malerischen Charakter des Ortes beschrieben. Im historischen Schloßkrug machte er Station. Heute wird Fontane im neu benannten Gasthof „Il Castello“ mit einem Fontane-Zimmer gewürdigt.

Eine Bucher Chronologie schließt das Mitteilungsheft ab: unter der Überschrift „Wussten Sie dass…“ finden sich allerlei spannende Details, die man heute als „Storytelling“ bezeichnet, und dazu anregen sollen, sich näher mit der Ortsteilgeschichte zu beschäftigen.

"Vom Gestern und Heute in Berlin-Buch"
„Vom Gestern und Heute in Berlin-Buch“ – Mitteilungsblatt zur Pankower Heimatgeschichte 2/3/2014 – Freundeskreis der Chronik Pankow e.V.

Kritik

Das Mitteilungsblatt zur Pankower Heimatgeschichte 2/3 2014 „Vom Gestern und Heute in Berlin-Buch“ ist nicht mehr ganz aktuell. Es fehlen viele wichtige Stationen der Geschichte, und vor allem die der letzten 20 Jahre, die Buch zu einem zukunftsweisenden Stadtteil machen. Eine erweiterte Neuausgabe für den Ortsteil Berlin-Buch ist daher längst wünschenswert.

Bezugsquellen:

Die Broschüre ist erhältlich bei:

Buchladen in Buch | Wiltbergstraße 3-11 | 13125 Berlin-Buch | www.buchladen-in-buch.de

Freundeskreis der Chronik Pankow e.V. | Dietzgenstraße 42 | 13156 Berlin-Niederschönhausen | Link

m/s