Samstag, 20. April 2024
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Vorsicht – Lebensgefahr! Echt ätzend!

Vorsicht Flussäure-Graffitis! Lebensgefahr!

In letzter Zeit häufen sich wieder Vorfälle mit Graffiti-Attacken mit Flusssäure in Berlin. Das farblose Ätzmittel Flusssäure ist hochgefährlich und ruft schon bei kleinsten Verätzungen lebensgefährliche Verletzungen hervor.

Flusssäure, auch Fluorwasserstoffsäure genannt, ist die wässrige Lösung von Fluorwasserstoff (HF), eine farblose, stechend riechende Flüssigkeit.

„Spielzeug der ganz Bescheuerten“ wurde das Mittel schon 2006 genannt, als eine ganze Welle von Graffiti-Anschlägen im Raum Berlin um sich griff.

Flusssäure wird zum Ätzen von Glas,Keramik und Metallen eingesetzt. Sie ist zudem das häufigste Ätzmittel in der Computerchipproduktion. Das Mittel ist für Jugendliche leicht über Internetbestellung zu beziehen.

Laut Graffiti-Experten der Kriminalpolizei füllen die Täter verdünnte Flusssäure in handelsübliche Filzstifte, mit denen sie in Sekundenschnelle ihre „Tags“ auf Glasflächen schmieren. Wenn ein Schriftzug noch dampft, ist die Gefahr besonders groß.

Besonders häufig werden Glasscheiben im öffentlichen Raum mit Flusssäure-Grafittis zum Ziel.

Es kann zu schweren Verletzungen der Haut, der Augen und Atemwege kommen, insbesondere wenn ahnungslose Fahrgäste oder das Reinigungspersonal mit der Flüssigkeit in Berührung kommen.

Oft verletzten sich die Täter dabei auch selbst und sind sich oft wegen mangelnder Chemiekenntnisse nicht im Klaren, welcher lebensgefährlichen Mutprobe sie sich selbst ausssetzen.

Vorsicht Flussäure-Graffitis!  Lebensgefahr!
Chemikalien Warnschild: Vorsicht ätzend!

Biologisch hochgefährlich

Als Atemgift können Flußsäure-Dämpfe zu tödlichen Vergiftungen führen. Bei Haut-Kontakt kann die Säure außerdem Verätzungen der Haut hervorrufen! Schleimhäute und die Bindehaut der Augen sind besonders gefährdet.

Flusssäure ist ein starkes Kontaktgift. Ihre Gefährlichkeit ist wegen ihrer hohen Lipidlöslichkeit gegeben. Das Mittel wird von der Haut sofort resorbiert, und das geschieht anfangs auch oft unbemerkt. Dadurch ist eine Verätzung tieferer Gewebeschichten und sogar der Knochen möglich, ohne dass die Haut äußerlich sichtbar verletzt ist.

Durch Bindung an körpereigene Magnesium- und Calcium-Ionen werden lebenswichtige Enzyme blockiert. Stoffwechselstörungen, Leber- und Nierenversagen und Herzversagen sind jeweils Giftwirkungen, die erst nach Stunden eintreten. Jeder Verletzte muss deshalb unbedingt unter ärztliche Aufsicht gestellt und länger behandelt werden.

Schon in einer Konzentration von 10% ist die Säure hochgefährlich. Eine handtellergroße Verätzung durch 40-%-ige Flusssäure ist in aller Regel durch resorptive Giftwirkung tödlich. Besonders gefährlich ist, dass ein warnender Schmerz oft erst mit einer Verzögerung von mehreren Stunden auftritt. Tritt der Schmerz erst ein, ist es zu spät: auch übliche Schmerzmittel helfen dann nicht mehr, die Verletzten sterben unter schrecklichen Schmerzen, und erleiden am Ende Herzversagen, Organ- und Nierenversagen.

BVG, DB AG, Reinigungsmitarbeter und Außenwerber sind gewarnt

Die Täter nehmen schwerste Verletzungen in Kauf und gefährden vor allem auch Mitarbeiter, Reiniger und Techniker von S-Bahn, DB AG, Verkehrsbetrieben und Außenwerbungsfirmen – aber auch ahnungslose Passanten, oder Kinder.

Die Arbeitssicherheitsanweisungen für diese Mitarbeiter werden deshalb regelmässig aktualisiert. Nicht ausreichend gewarnt sind jedoch ahnunsglose Kinder, Passanten und Mieter, wie etwa in der Norwegerstrasse, bei denen jüngst die Glassscheiben der Hauseingangstür verschmiert wurden.

Erste Hilfe und Sofortmaßnahmen

Experten raten, benetzte Kleidung sofort auszuziehen und die Haut mit viel Wasser abzuwaschen – und sofort den Rettungswagen zu alarmieren.
Der Notarzt wird zudem als Sofortmaßnahmme Calciumgluconat-Lösung in das kontaminierte Gewebe unterspritzen, um einem tieferen Eindringen der Säure entgegenzuwirken.

Auch Ersthelfer müssen sich gegen Verätzungen schützen – und arbeiten deshalb mit Schutzhandschuhen und Mundschutz.

Oberflächlich hilft auch Calciumgluconat-Gel, das auf die kontaminierte Haut aufgetragen und einmassiert wird.

Bei Augenverletzungen hilft nur langes Spülen mit Wasser, auf keinen Fall darf Calciumgluconat angewendet werden.

Beim Verschlucken ist der Mund kräftig mit Wasser auszuspülen, auf keinen Fall sollte ein Erbrechen herbeigeführt werden. Stattdessen sind Calcium-Brausetabletten in kleinen Schlucken mit viel Wasser zu trinken

Weitere Informationen:

Giftnotruf Charité

Giftnotrufliste (aktuelle Informationen D-A-CH)

m/s