Donnerstag, 28. März 2024
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Afghanische Flüchtlinge besuchen „Welten der Muslime“

Ausstellung "Welt der Muslime"

Ein besonderes Geschenk zum Valentinstag haben zwei UnterstützerInnen der Notunterkunft Wackenbergstraße ihren afghanischen Schützlingen und Deutsch-SchülerInnen gemacht: sie besuchten gemeinsam die laufende Ausstellung „Welten der Muslime“ im Ethnologischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin in Dahlem.

Ausstellung "Welt der Muslime"
Ausstellung „Welt der Muslime“ : interessierte Besucher aus Afghanistan im Ethnologischen Museum in Dahlem – Foto: Anne Schäfer-Junker

„Am Samstag – als Geschenk zum Valentinstag in Deutschland – besuchte ich mit unseren Deutsch-SchülerInnen aus der Wackenbergstraße die Ausstellung „Welten der Muslime.“ Es war eine weite Anreise, quer durch Berlin, und ein besonderes Erlebnis.

In der wunderbaren Führung durch die Kuratorin Frau Dr. Ingrid Schindlbeck kam es zu einem regen Austausch, denn hier waren die Gäste zu Gast in ihrer eigenen Kultur. Der Rundgang begann mit Blick in die Afrika-Ausstellung und führte uns in den Auftaktraum der Ausstellung „Welten der Muslime“ mit Landkarte, Statements zur Bedeutung der Kultur und Objekten wie die Fenstergitter aus der Uigurischen Autonomen Provinz Xinjiang.

Führung durch die Ausstellung
Manuela Michaelis und Mustafa – Foto: Anne Schäfer-Junker
Führung durch die Ausstellung
Manuela Michaelis mit Ibrahim in der Ausstellung „Welt der Muslime“ – Foto: Anne Schäfer-Junker

Das große afghanische Speisengefäß und der pakistanische Bogenzwickel erzeugten sofort Erinnerungen bei allen unseren anwesenden SchülerInnen, zu denen viele Familienmitglieder – von Kindern bis Großeltern – und viele Männer gehörten.

Das Haus )* spielt in Afghanistan eine große Rolle – es ist der Mittelpunkt der Familien. Exemplarisch werden in der Ausstellung große, reich beschnitzte Architekturteile eines Hauses aus dem pakistanischen Swat-Tal und eines den Männern vorbehaltenen Gästehauses aus Afghanistan aus der 1. Hälfte des 20.Jahrhunderts vorgestellt.

Dass die inhaltsreiche und ästhetisch sehr anspruchsvoll gestaltete Ausstellung bei unseren Gästen aus Afghanistan starke Erinnerungen wach rief, ist verständlich. Selten habe ich eine Gruppe so herzlich und lebendig, aber auch sehr traurig erlebt, wie meine afghanischen SchülerInnen um Fatima, Ibrahim, Mustafa, Ramish, Jawaid u.a. und die elf Familienmitglieder.

Führung durch die Ausstellung
Führung durch die Ausstellung „Welt der Muslime“: Mustafa, Mustafa & Mustafa – Foto: Anne Schäfer-Junker
Führung durch die Ausstellung
Führung durch die Ausstellung „Welt der Muslime“: Begegnung mit der eigenen Kultur – Foto: Anne Schäfer-Junker

Im Museum kam auch ein Gespräch in Farsi auf, eine Mitarbeiterin des Museums stammt aus Usbekistan, und konnte den afghanischen Gästen auch in ihrer Heimatsprache Antworten geben.

Mit Manuela Michaelis in Begleitung – unsere Pfarrerin der evangelischen Kirche in Französisch Buchholz – fanden wir im Café „eßkultur“ bei Tee, Kaffee und Milch zu einer spontan-fröhlichen Stimmung, denn die unglaublich freundliche Chefin hinter dem Tresen des Cafés ist Französin und hatte selbst lange in Afghanistan gelebt.

Die Rückreise von Dahlem nach Pankow per U-Bahn verlief wie im Fluge, und es war doch eine eindrucksvolle Weltreise, die alle tief bewegt hat.

Familienfoto in der Ausstellung- Foto: Anne Schäfer-Junker
Familie Sifi, Frau Dr. Schindlbeck und Ramish Amiry – Foto: Anne Schäfer-Junker

* Anmerkung: Die Trennung zwischen Männern und Frauen und eine geschlechtsspezifische Nutzung des sozialen Raumes werden für muslimisch geprägte Gesellschaften häufig als ausschließlich in der Religion des Islam begründet angesehen; tatsächlich sind sie nicht nur je nach Region sehr unterschiedlich ausgeprägt, sondern Tradition und Religion werden auch unterschiedlich verhandelt.