Der heutige Himmelfahrtstag war der bisher schönste Sonnentag im Jahr. Zeitweise wolkenloser Himmel, frische grüne Blätter an Sträuchern und Bäumen. Fantastisches Fotolicht. Die traditionelle Vatertagsause sollte mit der Kamera eingefangen werden. Doch es wollte nicht gelingen, bunte Bollerwagen und Fahrrad vor die Linse zu bekommen, abgesehen von einigen kleinen Gruppen mit Bierflaschen oder einem Bierdosen-Transport in der S-Bahn. Es war weniger ein „Vatertag“ – eher war Familientag angesagt.
Der weinrote LANZ-BULLDOG-Schlepper aus dem Jahr 1936 fuhr die Schönhauser Allee gen Norden. Bis in die 50er Jahre waren derartige Schlepper noch im Kohlentransport eingesetzt. Der stolze Besitzer fuhr mit gewaltigen Getöse gen Norden- Von vorn sah sie wie die amtliche Bundesflagge schwarz-rot-gold aus. Doch in der Seitenansicht verriet sich eine alte DDR-Flagge, und kündete von alten vergangenen Zeiten. Zum Gespräch blieb leider keine Zeit, das Foto entstand mitten im fließenden Verkehr, der erst vorbeigelassen wurde, damit die Szenerie mit Fernsehturm gelingt. Die junge Afrikanerin strahlte und lachte, und genoß die Fahrt. Der Fahre guckte stolz wie einst Bolle in Pankow.
Die heutige Form des „Vatertagfeierns“ kam übrigens Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin und Umgebung in Mode, als die Einwohnerzahl stark anstieg. Vor allem den Arbeitern kam der Himmelfahrtstag zu neuen Ehren, obwohl Christi Himmelfahrt eigentlich seit 1934 in Deutschland gesetzlicher Feiertag ist. In der DDR war der Tag nur bis 1966 und im Jahr 1990 ein gesetzlicher Feiertag. Doch in der DDR wurden auch alle Möglichkeiten genutzt, an diesem Tageine „Herrentagspartie“ zu unternehmen. Angehörige von Religionsgemeinschaften hatten dagegen das Recht, ihre Festtage zu feiern, sofern das vom Arbeitgeber eingeräumt wurde oder werden konnte.
Meist wurde eine Wanderung oder eine gemeinsame Ausfahrt unternommen, bei der oftmals viel Alkohol konsumiert wurde. Handwagen, Bollerwagen oder Schubkarren dienten dem Getränketransport. Als Ziel wurden meist beliebte Ausflugslokale und Gaststätten ausgesucht. Auch Fahrräder, geschmückte Pferde-Kutschen) oder Traktoren mit Anhänger werden genutzt. Flieder und Birkenzweige dienen als Schmuck. Manche Herrenpartie endete im Streit und in Schlägereien. Doch die Zeiten entwickeln sich friedlich, und der 5. Mai blieb ohne böse Bilder.
Friedrich-Ludwig Jahn Sportpark
Im Friedrich-Ludwig Jahn Sportpark: entspannte Atmosphäre unter den leichtbelaubten Platanen. Auf der Leichtathletikbahn wurde fleissig trainiert.
Beim Tennisverein TSG Break 90 trainierten drei einzelne Herren gegen eine Aufschlagmaschine, die ihre Bälle mit hohen Tempo über das Spielfeld schoss. Von Vatertagssause keine Spur. Der nahe Fußball-Imbiss war eher ein Versuch, etwas mehr Stimmung zu schaffen. Musik dröhnte aus einer Box, Bier Gelächter und Gespräche. Eine ausgelassene 8-Herrenrunde brachte eine Reminiszenz an eine Vatertags-Sause.
Sonnige Atmosphäre mit Akkordeonspieler
„Herzlich willkommen an einem der schönsten Orte im Prenzlauer Berg am Falkplatz direkt gegenüber der Max-Schmeling-Halle!“ so grüßt das Café und Restaurant Meta auf seiner Internetseite. Die Nachmittag-Stimmung wurde eingefangen, ein Wander-Musiker mit Akkordeon liess eine perfekte Szene entstehen.
… Fortsetzung folgt …