Schon seit Montagabend waren erste Informationen durchgesickert, Pankows Bürgermeister Matthias Köhne (SPD) und die amtierende Sozialstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz werden im nächsten Jahr nicht mehr für eine weitere Amtszeit kandidieren. Anstelle einer geordneten Nachfolgeregelung erfolgte die Mitteilung über Köhnes Entscheidung in der BZ-Berlin | 16.10.2015 | : „Zehn Jahre sind genug: Pankows Bürgermeister tritt nicht wieder an.“
Köhne war am Wochende Gast des Pankefestes und wandelte über die Festmeile. Im Restaurant Olivenbau wurden nachmittags noch die letzten Feinheiten des neuen Doppelhaushaltes 1916/1971 zwischen den Haushaltsexperten der rot-grünen Zählgemeinschaft abgestimmt und der Haushaltsentwurf abgeschlossen.
Köhnes Ankündigung kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, denn eine möglicher Nachfolge ist noch nicht geregelt. Ob eine Kandidatin oder ein Kandidat aufgestellt wird, ist noch völlig offen. Eine offizielle Verlautbarung der SPD Pankow steht noch aus.
Biografie & Laufbahn
Köhne stammt aus Itzehoe (Schleswig-Holstein) und hat nach Abitur und Zivildienst 1987-1994 an der Freien Universität Berlin und der Facoltà delle scienze politiche dell’ Università degli studi di Palermo Politologie studiert.
Vom wissenschaftlicher Mitarbeiter in der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus stiegt Köhne weiter auf, und war für die Bereiche Wirtschaft und Technologie sowie den Untersuchungsausschuß zum Flughafen Schönefeld (Baufeld Ost) zeitweilig zuständig.
Im November 1999 bis Dezember 2000 war Köhne Bezirksstadtrat für Umwelt, Natur und Immobilien beim Bezirksamt Pankow. Danach war er wieder wissenschaftlicher Mitarbeiter der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus; zuständig für den Bereich Haushalt und Finanzen (Hauptausschuß) und 2001-2002 itarbeiter der Senatskanzlei als Leiter des Persönlichen Büros des Regierenden Bürgermeisters Wowereit.
Seit Frühjahr 2002 amtierte Köhne als Bezirksstadtrat für Umwelt, Wohnen und Bürgerdienste beim Bezirksamt Pankow und wurde im März 2005 zum stellvertretenden Bezirksbürgermeister gewählt. Seit dem 26. Oktober 2006 war Matthias Köhne Bezirksbürgermeister von Pankow.
Wachsendes Pankow – wachsende Herausforderungen
Die Erklärung Köhnes kommt für Pankow zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, weil der Wachstumsbezirk gleichzeitig vor vielen Herausforderungen steht. So regiert Stadtentwicklungssenator Geisel zunehmend in wichtigen Fragen der Planungshoheit in den Bezirk hinein – und sorgt damit für Unruhe und Konflikte vor Ort. Gleichzeitig wachsen im ganzen Bezirk enorme Verkehrsprobleme heran. Allein im September sind schon vier neue Initiativen zu Verkehrslärm, Überlastung des ÖPNV, Verkehrsstau und Baustellenchaos in Gang gekommen.
Auch im Bezirksamt Pankow ist infolge einer wachsenden Arbeitsbelastung mit einer fortwährend angespannten Personalsituation zu rechnen.
Der oder die Nachfolgerin wird viel Stehvermögen und beharrliche Macherqualitäten benötigen, um den wachsenden Bezirk und das „lebens- und liebenswerte Pankow“ auf Kurs zu halten.
Sozialstadträtion Lioba Zürn-Kasztantowicz hört auch auf
Die Bezirksstadträtin für Soziales, Gesundheit, Schule und Sport in Berlin-Pankow wird ebenfalls nicht erneut kandidieren. Die gebürtige Stuttgarterin erreicht die Altersgrenze.
Seit 2006 war sie Bezirksstadträtin für Gesundheit und Soziales sowie Schulwesen in Berlin-Pankow, danach seit 2005 Bezirksstadträtin für Gesundheit und Soziales in Berlin-Pankow – und schließlich ist sie seit 2011 Bezirksstadträtin für Soziales, Gesundheit, Schule und Sport in Berlin-Pankow.
Die Diplompädagogin ist verheiratet, hat drei Kinder und war beruflich vor ihren politischen Ämtern zu letzt im Jugendamt Berlin-Kreuzberg tätig. Seit 1972 ist sie in führenden Ämtern in der SPD tätig und hat sich beständig als Sozialpolitikerin engagiert.
Auch Zürn-Kastantowicz gibt ihr Amt in einer schwierigen Übergangsphase auf. Das Sozialamt in Pankow ist seit langer Zeit personell überlastet. Gleichzeitig ist hier ein gemessen an den Aufgaben recht kleines Amt zu führen, das noch weiter wachsende Aufgaben hat. Eine besondere Last entsteht noch beim notwendigen Zubau vor Schulkapazitäten, denn am Pankower Tor sollten eigentlich schon ab 2017 zwei neue Schulen in Betrieb sein. Ferner wird noch ein neues Gymasium gebaut.
Die Integrationsaufgaben der Flüchtlinge stellen zudem eine außerplanmässige Belastung dar, die Dank hoher Einsatzbereitschaft überraschend gut in Pankow gelungen ist.
Zürn-Kasztantowicz ist zusätzlich in Ehrenämtern und in im Aufsichtsrat der Albert Schweitzer Stiftung – Wohnen & Betreuen tätig und wird sicher nicht einfach leichten Herzens aus dem Amt scheiden.