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Apfelbäume für die Niedermoorwiesen

Baumpflanzung

„So laßt uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen …“ am Samstag dem 27. Oktober 2012 … ist es so weit. Ab 10.00 Uhr werden im Naturschutzgebiete (NSG) Niedermoorwiesen am Tegeler Fließ hundert Apfelbäume gepflanzt. Die Aktion ist ein Gemeinschaftsprojekt der NABU-Bezirksgruppe Pankow mit der Obersten Naturschutzbehörde (SenStadtUm) und der Revierförsterei Blankenfelde. Um die insgesamt 100 Bäume an ihren neuen Platz zu setzen sind helfende Hände sehr willkommen.

Baumpflanzung
Bei der Pflanzung 2010 (Jutta Gehring, NABU)

Bereits zum zweiten Mal werden im Schutzgebiet junge Bäumchen gepflanzt. Die Apfelsorten tragen so klangvolle Namen wie Gravensteiner, Breuhahn, Roter James Grieve, Auralia oder Geheimrat Oldenburg. Es handelt sich um sogenannte „alte“ Obstsorten, wie sie heute im Supermarkt kaum noch zu finden sind. Mit der Pflanzung sollen alte und selten gewordene Kultursorten erhalten werden und ein Ersatz für die bereits absterbenden alten Obstbäume im Schutzgebiet geschaffen werden.

Das Naturschutzgebiet Niedermoorwiesen am Tegeler Fließ mit dem Köppchensee liegt im Berliner Nordwesten zwischen Lübars, Schildow und Blankenfelde. An der Südseite des Sees befinden sich Reste von ehemaligen Obstplantagen der Berliner Stadtgüter, die bereits in den 1950er Jahren angelegt wurden. Das zum Naturpark Barnim gehörende Gebiet lag lange im Schatten der Berliner Mauer verborgen und steht aufgrund seiner artenreichen Tier- und Pflanzenwelt seit 1995 unter Schutz. Ein Pflege- und Entwicklungsplan befördert den Fortbestand der unterschiedlichen Biotope: Feuchtwiesen, Röhrichte, Mager- und Offenlandstandorte, Gehölzgruppen, Hecken und Streuobstwiesen.

Baumpflanzung
Alte Apfelbäume im Schutzgebiet (Jutta Gehring, NABU)

Die Naturschützer wollen an dieser Stelle in Pankow die alte Kulturlandschaft erhalten. Doch wie sollte weiter vorgegangen werden, wenn die Bäume altersschwach werden und sterben? Sollte man dem Zerfall weiter zusehen oder Bäume neu pflanzen? Und wenn ja, wo? Die Entscheidung fiel salomonisch aus: auf großen Flächen nimmt die Natur ihren Lauf und in einem Teilbereich pflanzt man nach, um den Charakter der Landschaft zu erhalten. Denn richtig ist auch, dass stehendes Totholz zu den artenreichsten Lebensräumen für eine Unzahl an Insekten, Pilzen und Höhlenbewohnern unter den Wirbeltieren gehört. Gleichzeitig wird mit dieser Strategie erreicht, dass neue Bäume Wildbienen als Nahrungspflanzen dienen und Vögeln oder Fledermäuse Insektennahrung finden. Auf Grundlage einer Semesterarbeit von Studenten der FH Eberswalde, entschied sich die Oberste Naturschutzbehörde nun für die Pflanzung neuer „alter“ Sorten.

Die ehrenamtlichen Naturschützer der NABU-Bezirksgruppe Pankow unterstützen bereits seit 1980 die Naturschutz- und Forstbehörden bei der Gebietspflege im NSG Noedermoorwiesen: Kopfweiden beschneiden, Reisighecken auffüllen, die hölzernen Wegebegrenzungen reparieren, Müll sammeln und Kleinbiotope pflegen.
Die Gruppe erstellte auch ein Baumkataster, um festzulegen, welche von den alten mittel- bis hochstämmigen Apfelbäumen einen Pflegeschnitt bekommen sollen. Rund 100 Exemplare wurden durch speziell ausgebildete NABU-Mitstreiter bearbeitet. Totholz und einige von wildem Hopfen überwachsene Baumruinen blieben als wertvoller Lebensraum für eine Vielzahl von Organismen erhalten.
Nach einer Teilrodung absterbender Apfelbäume wurden bereits 2010 in einer gemeinschaftlichen Aktion von NABU Berlin, Berliner Forsten und der Obersten Naturschutzbehörde 150 Jungbäumchen im Raster der ehemaligen Plantage gepflanzt und ihre Stämme mit einem Schutzanstrich versehen. In diesem Jahr soll die Pflanzung etwas lockerer werden und so den Charakter einer Streuobstwiese bekommen.

Streuobstwiese
Alte Apfelbäume und Neupflanzung im Gebiet (Katrin Koch, NABU)

Die Apfelernte fiel in diesem Jahr reichlich aus – die viele gemeinsame Arbeit hat sich gelohnt! Nach dreijährigem schlechten Fruchtansatz trugen die alten Bäume in diesem Jahr erstmals wieder gut. Vor drei Wochen kamen mit Unterstützung vieler Helfer rund viereinhalb Tonnen Äpfel zusammen, die inzwischen zu Apfelsaft gekeltert wurden.
Der naturbelassene Saft kann in der NABU-Landesgeschäftsstelle erworben werden. Auch die Jungbäumchen sind gut angewachsen, zeigten erste Blüten und sogar vereinzelt Früchte.

Der NABU sucht dringend Helfer: Wer Lust und Zeit hat, die Arbeit zu unterstützen und weitere „Apfelsaftlieferanten“ von morgen zu pflanzen, ist herzlich willkommen! Für das leibliche Wohl ist bei der Aktion gut gesorgt! Text: Katrin Koch, m/s

Treffpunkt:
Das Apfelrevier im Naturschutzgebiet am Schildower Weg in Pankow- Blankenfelde – nahe des Köppchensees. Der Weg ist auch ausgeschildert!
27. Oktober 2012 ab 10:00 Uhr

Verkehrsverbindung:
Bus 107 Richtung Schildow, Haltestelle Lübarser Weg und 15 Min.
Fußweg Richtung Lübars oder Bus 222 bis Alt Lübars und 15 Min. Fußweg Richtung Blankenfelde

Kontakt:
NABU Berlin (Naturschutzbund Deutschland e.V.) Wollankstr. 4, 13187 Berlin
www.nabu-berlin.de

Katrin Koch, NABU-Bezirksgruppe Pankow, kkoch@nabu-berlin.de, (030) 98 608 37 – 0/ -28
Anja Sorges, NABU Berlin, Geschäftsführung & Presse, presse@nabu-berlin.de, (0 30) 9 86 08 37 -17

Spendenkonto: Postbank berlin BLZ 100 100 10 Kto.-nr. 11 23 00 – 108

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