Der Radverkehr nimmt stadtweit immer mehr zu. Zwischen 2001 und 2010 gab es rund ein Drittel Zunahme. Bis heute darf man sogar von einer Verdoppelung ausgehen. „Die Berliner legen heute rund doppelt so viele Wege per Rad zurück wie noch vor 10 Jahren. Mehr als 1,5 Milionen Wege sind das täglich – mit weiter steigender Tendenz.“
„Und fast die Hälfte aller Wege in Berlin ist kürzer als 5 km, ideal für das Fahrrad.“ So beschrieb der Pankower Abgeordnete Stefan Gelbhaar (MdA, Bündnis 90/Grüne) und verkehrspolitischer Sprecher der grünen Abgeordnetenhausfraktion die Lage. „Insgesamt hat der Radverkehr rund 13 Prozent Anteil am Gesamtverkehr in der Stadt – Tendenz steigend.
Fahrradstraßen auf der Überholspur?
Im letzten Jahr hat Gelbhaar eine Kleine Anfrage (Drucksache 17/12-981) an den Senat gestellt und gefragt: Fahrradstraßen auf der Überholspur? Die Antwort fiel umfänglich, aber unbefriedigend aus. Aufgrund der bezirklichen Zuständigkeiten verwies Staatssekretär Christian Gaebler von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt auf die lediglich beratende Funktion seiner Verwaltung:
„Antwort zu 4.: Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt kann nur beratend im Rahmen der Abstimmungen zum Radverkehrsinfrastrukturprogramm hinsichtlich der sinnvollen Ausweisung von Fahrradstra-ßen auf die Bezirke einwirken: Nach der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zu den Verkehrszeichen 244.1 und 244.2 kommen Fahrradstraßen „dann in Betracht, wenn der Radverkehr die vorherrschende Verkehrsart ist oder dies alsbald zu erwarten ist.“ Zudem müssen nach dieser Verwaltungsvorschrift „vor der Anordnung die Bedürf-nisse des Kraftfahrzeugverkehrs ausreichend berücksichtigt werden (alternative Verkehrsführung)“. Daher kommt die Ausweisung von Fahrradstraßen durch Anordnung des Verkehrszeichens 244.1 praktisch nur in Nebenstraßen in Betracht, die in bezirkliche Zuständigkeit fallen.
Da die Voraussetzungen auch in diesen Nebenstraßen nur in ganz bestimmten, eher seltenen Fällen gegeben sind, lässt sich ein geschlossenes Fahrradstraßen-Netz nicht realisieren.“
Neue Ideen für ein Fahrrad-Netz
Da es offensichtlich eine Lücke in der städtischen Verkehrsplanung gibt, entschloss sich Stefan Gelbhaar dazu, über eine Web-Plattform Ideen und Vorschläge für ein Fahrradstraßennetz für Berlin zu sammeln.
Die Idee: ein Netz aus Fahrradstraßen zum sicheren, zügigen und entspannten Fahrradfahren zu entwickeln.
Erst kürzlich stellte er seine Projekt-Website „Ein Fahrradstraßennetz für Berlin“ vor, auf der von Jedermann Vorschläge für Fahrradstraßen gemacht werden können: www.fahrradnetz-berlin.de.
Fachgespräch im Vorfeld mit Verkehrsverbänden
Gelbhaar hatte zuvor im Vorfeld am 22. Januar 2014 ein Fachgespräch „Fahrradstraßennetz für Berlin“ durchgeführt, bei dem VertreterInnen von VCD, ADFC, BUND, ADAC und dem Bezirkamts Pankow zusammen mit ca. 70 interessierten TeilnehmerInnen aus allen Bezirken Berlins diskutierten, wie ein Fahrradstraßennetz für Berlin aussehen könnte und welche Chancen und Herausforderungen bei der Entwicklung eines solchen Netzes bestehen.
Wachsendes Fahrradstraßennetz in Berlin
Wie sicher und bequem Fahrradstraßen funktionieren, kann man in ganz Berlin an den bereits bestehenden 17 Fahrradstraßen selbt „erfahren“ und „er-radeln“.Fahrradstraßen gibt es in folgenden Straßenzügen:
Schwedter Straße (Pankow), Norwegerstraße (Pankow), Choriner Straße (Mitte und Pankow),
Gormannstraße (Mitte), Linienstraße (Mitte), Max-Beer-Straße (Mitte), Rochstraße (Mitte), Grüne Trift (Lichtenberg), Elkartweg (Spandau), Alberichstraße (Marzahn-Hellersdorf), Zobtener Str. (Lichtenberg), Hönower Weg (Lichtenberg), Orankeweg (Lichtenberg), Bergmannstraße (Friedrichshain-Kreuzberg), Prinzregentenstraße (Charlottenburg-Wilmersdorf), Teufelsseechaussee (Charlottenburg-Wilmersdorf), Wiesenpromenade (Treptow-Köpenick)
Vorschläge können noch bis zum Ende Februar auf der Internet-Seite eingestellt werden. Schon nach den ersten Tagen der Online-Präsenz fand das Thema großes Interesse. Inzwischen sind schon viele Kommentare und Vorschläge eingestellt.
Nach dem Ende der Aktion werden alle Vorschläge ausgewertet und sollen zu einem ersten Gesamtvorschlag zusammen gestellt werden. Die öffentliche Vorstellung wird noch im Frühjahr erfolgen.
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