Donnerstag, 05. Dezember 2024
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Jagd auf den
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Eichenprozessionsspinnerraupe - Thaumetopoea processionea

Der Eichenprozessionsspinner (kurz EPS) verbreitet sich mit dem Klimawandel auch bei uns und findet hier herorragende Wachstums- und Lebensbedingungen. EPS komment hauptsächlich an Stiel-, Rot- und Traubeneichen vor. Anfang bis Mitte Mai beginnt in Brandenburg und Berlin die Bekämpfung mit biologischen und mechanischen Mitteln. Erholungssuchende in Parks und im Berliner Umland müssen sich auf Vorsichtsmaßnahmen und zeitweilige Einschränkungen einstellen.

Eichenprozessionsspinnerraupe - Thaumetopoea processionea Foto: Eichenprozessionsspinnerraupe – Thaumetopoea processionea

Auch in Pankow ist der EPS, lateinisch „Thaumetopoea processionea“ an einigen Orten gesichtet worden. Die Raupen des EPS schlüpfen Ende April bis Anfang Mai (je nach Wetterlage) aus den Eiern, die die Weibchen im Vorjahr an den besonnten Zweigen in der oberen Baumkrone der Eichen abgelegt haben. Diese Larven durchlaufen 5 bis 6 Entwicklungsstadien, bis sie sich im Juli in großen Nestern verpuppen.
Bei befallenen Bäumen treten Fraßschäden an den Blättern bis hin zum Kahlfraß auf. Schwerwiegender sind allerdings die gesundheitlichen Auswirkungen der Brennhaare, wenn sie in Kontakt mit der Haut kommen.

In den ersten beiden Stadien sind die Raupen für den Menschen ungefährlich. Erst ab dem dritten Stadium entwickeln sie sogenannte Brennhaare, die sehr leicht abbrechen und vom Wind verdriftet werden.

Typische Prozession des Raupen des EichenprozesssionsspinnersFoto: Typische Prozession der EPS-Raupen

Ausgewachsener Falter des EichenprozessionsspinnersFoto: Ausgewachsener Falter des Eichenprozessionsspinners

Gesundheitliche Gefährdung vermeiden

Die Brennhaare enthalten das Nesselgift Thaumetopoein, ein Protein das in Haut und Gewebe starke allergische Hautreizungen hervorruft. Augen und die oberen und unteren Atemwege können auch gereizt werden. Der Kontakt mit den Nesselhaaren ruft vereinzelt Allgemeinsymptome wie Schwindel, Fieber und Benommenheit hervor.

Es ist deshalb wichtig, bereits die ersten beiden Larvenstadien frühzeitig zu bekämpfen, bevor sie die Brennhaare bilden. Der beste Zeitpunkt für die Bekämpfung bei Eichen liegt bei einem Drittel des neuen Laubaustriebs. Die Raupen finden dann erst das Futter, auf dem das Gipf ausgebracht werden kann.

Für Erholungsuchende, Wanderer und Radwanderer sollten die unterschiedlichen Vorgehensweisen zwischen dem Bberliner Umland und Berlin – bzw. dem Bezirk Pankow berücksichtigt werden.

Bekämpfung im Berliner Umland

Im Land Brandenburg gibt es in Waldflächen einen großflächigen Befall – hier wird aus Kostengründen ein biologisches Bekämpfunsgmittel per Hubschrauber und vereinzelt mit Sprühfahrzeugen ausgebracht. 18.000 Liter des Insektizids „Dipel Es“ wurden bereit gestellt – und Hubschrauber und Sprühfahrzeuge sind in Bereitschaft.

Das Mittel wurde in einem umfungreichen Zulassungsverfahren geprüft – und von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) unter Auflagen genehmigt. Die Öffentlichkeit soll jeweils mindestens zwei Tage vor einem Einsatz informiert werden.

Das „Biozid Dipel ES“ auf der Basis von Bazillus thuringensis-Endotoxinen wird von der Bundesanstalt als „reizend“ eingestuft, es könne selbst allergische Hautreaktionen verursachen.
Behandelte Flächen dürfen acht Stunden nach Behandlung nur mit Gummistiefeln, Schutzanzug, -brille und -handschuhen betreten werden.

Wird eine Waldfläche aus der Luft behandelt, muss das Gebiet laut der Bundesanstalt sogar für zwölf Stunden „mit geeigneten Maßnahmen“ abgesperrt werden.

Eine weitere Bestimmung der Bundesanstalt ist es, dass das Mittel nicht in Gewässer oder in die Kanalisation geraten soll.

Raffinierte Giftwirkung

Das Endotoxin des Bodenbakterium Bazillus thuringensis wird als Granulat oder Suspension in Wasser gelöst und großflächig ausgebracht. Das Mittel wirkt auf raffinierte Weise selektiv gegen alle Raupen: im Darm des Insekts spaltet das Endotoxin auf, und perforiert die Darmwand. Damit Dipel ES als Fraßgift, und führt zur Austrocknung der Larven und letztlich zum Tod der Larven und Raupen.

Allerdings werden von dem Gift alle Raupen und Schmetterlinge betroffen – und so gibt es erhebliche Artenschutz-Bedenken gegen die Giftanwendung.

Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger (SPD) hoffte dennoch eine zügige Genemhmigung. Diese liegt seit der letzten Aprilwoche vor, und damit können die Raupen im schmalen Zeitfenster Anfang bis Mitte Mai bekämpft werden. Die Bekämpfungmaßnahmen werden voraussichtlich ab dem 6. Mai 2013 beginnen.

Bekämpfung in Berlin

In Berlin soll nach Empfehlungen des Pflanzenschutzamtes das Biozid NeemPro®tect eingesetzt werden, das auch für den biologischen Landbau zugelassen ist und alle Anforderungen der Biozid-Richtlinie 98/8/EG erfüllt. Das Mittel mit Margosa-Extrakt aus dem Samen des afrikanischen Neem-Baumes wirkt nach 2-7 Tagen als Fraßgift, wenn die Raupen das Gift über die Blätter der behandelten Bäume aufnehmen.
Pro Baum werden etwa 100ml des Giftes benötigt, die in ca. 20 Liter Wasser aufgelöst werden.

Typische EPS-Nester mit eingesponnenen Puppen Foto: Typische Eichenprozessionsspinner-Nester mit eingesponnenen Puppen

Manuelle Bekämpfung mit Hebebühne, Schutzkleidung und SaugerFoto: Manuelle Bekämpfung mit Hebebühne, Schutzkleidung und Sauger

Da die Eichenprozessionsspinner ihre Eiablage in für Experten gut sichtbaren Nestern hoch oben in den Baumkronen – an besonnten Stammabschnitten ablegen, lohnt sich auch eine mechanische Bekämpfung durch Fachleute in geeigneter Schutzkleidung mit Atemschutz.
Die Nester und die sich bereits fortbewegenden EPS-Massenansammlungen werden von Hebebühnen aus mit Spezial-Saugern abgesaugt, die auch in der Asbestsanierung eingesetzt werden. Diese Art der Bekämpfung ist jedoch sehr teuer – und die betroffenen Bezirke in Berlin haben dafür keine Haushaltsmittel verfügbar.

In Berlin haben sich die Naturschutzverbände im April 2013 gegen eine flächenhafte Bekämpfung gewendet und führen dafür viele gute Argumente an. So bemängeln die Berliner Naturschutzverbände die geringen Erkenntnisse und Datenbasis über allergische Reaktionen auf das Mittel bzw. das Insekt. Die Befürchtung geht auch dahin, dass pauschal ein Mittel eingesetzt wird, welches gleichzeitig viele andere, wichtige Organismen abtötet.

Außerdem sind die Angaben über den Wirkungsgrad äußerst unterschiedlich:
– das Pflanzenschutzamt spricht von fast 90%iger Wirksamkeit,
– andere Quellen sprechen nur von maximal 65 bis 70% Wirkung.

Kostengünstig ist der Einsatz des Biozids auch nicht unbedingt: nach Begiftung müssen die Nester trotzdem mechanisch beseitigt werden, um letzte Brennhaare zu beseitigen, die noch fast 2 Jahre ihre Wirksamkeit behalten können.

Unklar ist auch, welche Rolle das Wetter zu Beginn diesen Jahres spielt, weil Frost viele Raupen ganz natürlich abtötet. Außerdem wird ein besseres „Raupenmonitoring“ gefordert – um den tatsächlichen Befall zu dokumentieren, bevor ein Biozid-Einsatz stattfindet.

So kämpft Pankow gegen die Raupenplage

Auch in Pankow wird überlegt, die Bekämpfung in den angrenzenden Waldgebieten und ausgewählten Parkanlagen zeitgleich vorzunehmen.

Stadtrat Jens-Holger Kirchner erklärt dazu „Wir werden in Pankow überall wo es notwendig ist, gegen den Eichenprozessionsspinner vorgehen und dabei mit Augenmaß die Wahl der Mittel treffen. Am liebsten wäre mir eine mechanische Bekämpfung, dazu braucht es
aber finanzieller Unterstützung durch das Land Berlin.“

Nach Angaben des Berliner Pflanzensschutzamtes aus dem Jahr 2012 sind Eichenprozessionsspinner in Wilhelmsruh, Rosenthal und im nordwestlichen Waldgebiet angrenzend zum Nachbarbezirk Reinickendorf zu finden. Vereinzelt sind auch Nester entlang der Panke bis nach Buch auf Einzelbäumen gesichtet worden. Eine Massenentwicklung wurde aber bislang in Pankow aber noch nicht beobachtet.

Welche Bekämpfungsaktionen durchgeführt werden, entscheidet sich in den ersten beiden Maiwochen. Mitarbeiter des Pflanzenschutzamtes und der Berliner Forsten haben bereits ein wachsames Auge auf die potentiellen Baumbestände gerichtet. m/s – Artikel-Update folgt –

Weitere Informationen:

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zum Pflanzenschutz

Sicherheits-Hinweise und Sicherheits-Datenblatt:

Dipel ES

NeemPro®tect

m/s