Die vom Bildhauer Gustav Seitz geschaffene Bronze-Plastik der Künstlerin Käthe Kollwitz strahlt eine stille Würde aus – und prägt damit das Herz des Prenzlauer Berg. Ein paar Blumen sorgen aktuell für eine Entschuldigung für letzte derbe Streiche – denen die Skulptur in den letzten Tagen ausgesetzt war.
Die sitzende Käthe Kollwitz trutzt auf ihrem Sockel den Zeiten – still wacht die Figur über den Kollwitz-Platz und hat schon Generationen von Kindern und ihre Streiche in Würde ertragen.
Schneebälle im Gesicht, auf der Brust – sie tropften einfach von der frühjahreswarmen Bronze ab. Mehlbomben an Halloween – auch dieser Kinderulk wurde im Jahr 2011 aktenkundig. Auch feige Angriffe mit Sprühdosen und Graffitti wurden in den Annalen notiert – und später aufwändig beseitigt.
Käthe Kollwitz Denkmal Foto: Horst Sturm – 30.Januar 1976 Bundesarchiv
Doch die Menschen in Prenzlauer Berg lieben ihr Kollwitz Denkmal – viele Kinder haben es schon erklommen – sich dort auch auf den Schoß gesetzt. Ob Dia, Polaroid oder Digitalbild – kaum ein Kind in Prenzlauer Berg – das ohne Käthe Kollwitz groß wird.
Käthe Kollwitz wurde so zum Symbol und zur Kultfigur – ein wichtiger Teil des Mythos Prenzlauer Berg – und eines Lebensgefühls, das schon viele Menschen in den Bann gezogen hat.
Nichts ist gefährlicher für Schwaben, wenn ihre Landeskinder auswandern – und sich in den Sog dieses Lebensgefühls hineinbegeben – und sich „prenzlbergerisieren“ lassen, auswärts heiraten – und fern der Heimat eigene Familien begründen – und Kinder zeugen.
Und so wird die „Urmutter des Prenzlauer Berg“ immer wieder auch zum Zielobjekt niederer Instinkte – die sich zu Letzt mit einem Spätzle-Bombardement auf das bronzene Antlitz austobten.
Der „Spätzle-Storm“ wurde per Internet ausgetragen – das mit „Spätzle“ besudelte Haupt wurde wie eine Trophäe von vielen Medien hergezeigt. Doch die stille Würde der Bronze-Skulptur zeitigte noch eine andere Wirkung: „tiefgefrorene Spätzle“ an Bronze sehen einfach eklig aus!
Die real geforenen Spätzle bröckelten schnell wieder ab, und fleissige Helfer beseitigten den letzten „schwäbischen Mehlspeise-Dreck“ vom Antlitz der Skulptur.
Das ernste Gesicht von Käthe Kollwitz ist nun eine Mahnung für alle Schwaben: “ Spätzle in Prenzlauer Berg bekommen einen metallischen Beigeschmack nach bronzener Grünspan.
Was die „Schwabenguerilla“ nicht bedacht hat: sie hat der Spätzle-Küche ein „Gourmet-Waterloo“ auf dem Kollwitz-Platz bereitet. Wer mag das eklige Zeug nun hier noch essen?
Vermeintliche Verteidiger setzten Käthe Kollwitz eine güldene Krone auf – ein hysterischer Fehltritt, der gleich wieder beseitigt wurde. Übrig geblieben sind die Blumen.
Im Nachklang tritt der Käthe-Kollwitz-Verein viel zu spät auf – plant einen „Aufschrei“ und schreibt Hilfsersuchen an den Pankower Bürgermeister.
Doch alle Hektik ist Fehl am Platze: „Vertraut Käthe Kollwitz“ – das Denkmal wird alle Streiche weiter still ertragen – und immer wieder neu moralisch siegen. Kunst kann das – und auch die Schwaben mit ihren Streichen werden einst weichen! m/s