Die Tram-Linie M4 ist die am stärksten genutzte Tramlinie in Berlin – sie verbindet den Hackeschen Markt und den Alexanderplatz mit Berlin-Weißensee. Für ältere und gehbehinderte Fahrgäste ist das Warten an den Tram-Haltestellen jedes Mal ein spannender Moment: kommt eine Tatra-Bahn mit hohen Einstiegs-Stufen, bei denen Dritte bei Einstieg helfen müssen? Oder kommt eine von den modernen Flexity-Niederflurbahnen, in die man bequem einsteigen kann?
M4 Flexity-Niederflur-Tram in der Berliner Allee
Der Weißenseer SPD-Abgeordnete Dennis Bucher, sportpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, bewies viel Einfühlungsvermögen, als er im Sommer eine kleine Anfrage zur Ablösung der alten Tatra-Trams im Berliner Abgeordnetenhaus stellte.
Flexity-Niederflur-Tram, Tatra KT4D-T und Adtranz GT6N Niederflur-Tram
Die Antwort kam direkt von der BVG: „„Inzwischen sind auf der Linie M4 insgesamt 21 Flexity Bahnen unterwegs, die nach und nach die alten Tatra-Straßenbahnen ersetzen“. Die Beschaffung der notwendigen langen „FLEXITY Berlin“-Trams läuft voraussichtlich bis Ende 2016.
Spätestens 2017 wird die letzte Tatra- Bahn auf der Linie M4 ersetzt sein und die Linie ausschließlich mit Niederflurfahrzeugen bedient.
Die neuen Flexity-Bahnen ermöglichen einen barrierefreien Einstieg und bieten mehr Platz für Kinderwagen und Rollstühle. Dennis Buchner setzt sich bereits seit längerer Zeit für die modernen Niederflurbahnen ein.
Nach älteren Planungen sollte die M4 allerdings schon früher umgestellt werden, berichtet Buchner: „Ursprünglich sollte nur ein Teil des Berliner Straßenbahnnetzes komplett auf Niederflurbetrieb umgestellt werden darunter die Linie M4. Aber weil sich die Fahrgastzahlen auf vielen Strecken sehr gut entwickelt haben, wird nun bis 2017 überall sukzessive auf Niederflur umgestellt.“
Auf der Linie M4 werden inzwischen mehr Flexity-Züge mit 40-Meter-Länge eingesetzt, als ursprünglich geplant war, das Angebot an Sitzplätzen in den neuen Niederflurbahnen ist damit vor allem in den Hauptverkehrszeiten stark verbessert worden.
Die Mitte der 70er Jahre von den Berliner Verkehrsbetrieben beschafften Trams des tschechoslowakischen Herstellers ČKD Tatra (mit der Serienbezeichnung KT4D-T) wurden zwischen 1993 und 1997 zur Hälfte des Fahrzeugebestands umfangreich modernisiert. Der andere Hälfte der Trams wurde verkauft oder verschrottet.
Zwischen 1992 und 2003 wurden Trambahnen des Typs Adtranz GT6N (Ein-Richtungs-Fahrzeuge) und des Typs GT6N-ZR (Zwei-Richtungs-Fahrzeug) angeschafft. Diese Niederflur-Wagen haben eine Breite von 2,30 m und eine Länge von 26,80 m. Sie können bis zu 150 Fahrgäste befördern, eine Doppeltraktion ist möglich.
Seit Herbst 2008 sind die modernsten Niederflurbahnen vom Typ BOMBARDIER Flexity im Einsatz. Zuerst wurden für 13 Mio. Euro vier Prototypen angeschafft und ausgiebig getestet. Hierbei handelt es sich um je zwei Ein- und Zwei-Richtungs-Wagen in jeweils einer 30,8 Meter langen Version, sowie einer 40 Meter langen Version für etwa 180 bzw. 240 Fahrgäste. Die neuen Bahnen sind mit 2,40 m auch 10 cm breiter als die bisherigen eingesetzten GT6-Niederflurbahnen und bieten damit einen sehr großzügigen Fahrgastraum.
2009 beschloss die BVG für rund 305,3 Mio. Euro insgesamt 99 Flexity-Bahnen anzuschaffen, davon 40 lange und 59 kurze Versionen. Seit September 2011 wurde mit der Auslieferung der ersten 13 langen Fahrzeuge begonnen.
Um alle alten Tatra-Bahnen ablösen zu können, müssten bis 2017 noch weitere 33 Bahnen für 92,3 Mio. Euro bestellt werden, die übrigens in den Bombardier-Werken Bautzen und Hennigsdorf gefertigt werden.
Im Juni 2012 stimmte der BVG-Aufsichtsrat dem 2. Serienabruf von zusätzlich 39 Straßenbahnfahrzeugen vom Typ „FLEXITY Berlin“ zu. Unter Berücksichtigung der Bestellung über 99 Fahrzeuge aus 2010 werden damit insgesamt 38 lange Einrichtungsfahrzeuge und 47 lange Zweirichtungsfahrzeuge sowie 53 kurze Zweirichtungsfahrzeuge beim Hersteller Bombardier Transportation bestellt. Damit reagiert die BVG zum einen auf die sehr positive Entwicklung der Fahrgastzahlen bei der Straßenbahn und zum anderen ermöglichen Zweirichtungsfahrzeuge den eventuellen Verzicht auf Wendeschleifen bzw. die Verbesserung der Haltestellengestaltung. Mit dieser Beschaffung ist dann auch gesichert, dass die alten Tatrawagen bis zum Jahr 2017 endgültig ausgemustert werden können.
Bis 2017 ist aber noch eine lange Zeit – und vielleicht hat man auch früher ein Einsehen – und erspart den Weißenseer Fahrgästen den alltäglichen „Tram-Krimi“.
„Ich mache weiter Druck bei der BVG, damit Berlins meistgenutzte Tramstrecke so bald wie möglich komplett barrierefrei genutzt werden kann“, verspricht der Abgeordnete Dennis Buchner. m/s