Dienstag, 19. März 2024
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Räumungsprozess gegen KvU

Die Geschichte des alternativen Kulturzentrums „Kirche von Unten“ (KvU) dreht sich wieder ein Stück weiter. Am Montag, dem 27.01.2014, findet am Landgericht Berlin die nächste Verhandlung um die Räumung der Räume der ehemaligen KvU in der Kremmener Strasse 9-11 in Prenzlauer Berg statt.

Räumungsklage gegen KvU 2013

Gewerbemietverträge sind in der Regel befristet, und so musste der Eigentümer der Immowert Immobilien AG, Michael F. Simoncic dem Nutzer KvU nicht einmal kündigen.
Er ließ lediglich über die Hausverwaltung mitteilen, dass es keine Verlängerung des Mietverhältnisses geben wird. Verhandlungen mit dem Eigentümer kamen auf Grund seiner Verweigerungshaltung nicht zu Stande. So zog die KvU 2013 auf Druck einer Räumungsklage aus.
Der Eigentümer Immowert Immobilien AG aus Wien will den Gebäudekomplex in gehobene Wohnimmobilien mit teuren Eigentumswohnungen umbauen.

Neuer Beklagter: „mobile Bausubstanz e.V.“

In diesen Räumen führt zur Zeit der Verein „mobile Bausubstanz e.V.“ als Zwischennutzer die Arbeit der KvU fort.
Ein paar renitente Pirat_innen von der mobilen Bausubstanz die Räume, kaperten alles, was sie fanden, und führten die Arbeit der KvU auf Basis eines gültigen Untermietvertrags fort.
Der Eigentümer zog erneut vor Gericht und will nun einen Räumungsbeschluß gegen die „mobile Bausubstanz e.V.“ erwirken.

KvU zieht nach Pankow um

Die KvU in der Kremmener Strasse ist schon fast ein Legende, die eng mit der Protest- und Jugendkultur der DDR verbunden war. Inzwischen sind neue Generationen in die KvU eingestiegen. Die traditionelle Bindung an die Kulturszene in Prenzlauer Berg wurde auch durch die Neuordnung der Bezirksgrenzen erschwert.
Die Kremmener Strasse zählt zum Bezirk Berlin-Mitte, und dort haben es Jugend- und Alternativprojekte sehr viel schwerer, als im Nachbarbezirk Pankow.

Die KvU suchte zwei Jahre händeringend nach neuen Räumen – und seit Ende 2013 zeichnet sich auch eine weitere Perspektive in neuen Räumen in Pankow ab. Es fehlt nur noch die Zustimmung des Berliner Senats.

Erster Versuch gescheitert

Ein erster Versuch zum Umzug in das Kulturhaus Peter Edel in Weißensee war in der Vergangenheit am Widerspruch des Bezirksamt Weißensee abgelehnt, „… da es in diesem Kiez genug Jugendarbeit gäbe.“
Es wäre wohl auch ein schwer verkraftbarer Kulturbruch für das eher beschauliche Weißensee gewesen, wenn im ehemaligen Kreiskulturhaus eine alternative Punk- und Protestkultur etabliert worden wäre.

Zweiter Versuch: Randlage

Die neuen Räume sollen auch nur für einen zeitlich begrenzten Vertragszeitraum zur Verfügung stehen. Die Lage außerhalb des S-Bahnringes wird von den AktivistInnen der KvU auch als „Verdrängung aus der Stadtmitte“ gesehen.
Doch auch die Weigerung der KvU-Mitglieder, verläßliche und förderfähige Trägerstrukturen zu schaffen, dürfte dazu beitragen, dass die KvU nicht sonderlich wohl bei Behörden gelitten ist.
Anarchie, linksalternative Punkkultur und Systemkritik liegen nicht im mehrheitsfähigen Mainstream der Jugendförderung und Kulturpolitik.

Gerichtstermin:

Immowert AG gegen mobile Bausubstanz e.V.
27.1.2014 – 10:00 Uhr
Landgericht Berlin, Tegeler Weg 17 – 10589 Berlin-Charlottenburg (Altbau im Raum I/135)

Weitere Informationen:

Gentrifidingsbums ist Moppelkotze – 10. 07. 2013 – Pankower Allgemeine Zeitung

m/s