Freitag, 19. April 2024
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Suhrkamp: Insolvenzverfahren eröffnet

Suhrkamp Verlag

Der ursprüngliche Plan, eine Planinsolvenz für den Suhrkamp Verlag und die angeschlossenen Verlage durchzuführen, scheint gescheitert. Am vergangenen Dienstag eröffnete das Amtsgericht Berlin das Insolvenzverfahren.

Ein Wirtschaftskrimi mit einem nunmehr siebenjährigen Konflikt zwischen den beiden erbittert miteinander ringenden Gesellschaftern, der Familienstiftung um Ulla Berkéwicz und der Medienholding AG um Hans Barlach, geht nun in die entscheidende und abschließende Runde.

Nun kann endlich konstruktiv über die Zukunft des großen Verlagshauses entschieden werden.

Die im Amtsgericht Charlottenburg für den Buchstaben S zuständige Richterin Mechthild Wenzel hat den Tatbestant der Insolvenz festgestellt und eröffnet damit den Weg für die alleinige Weiterarbeit und Sanierung durch den zum Sachwalter bestellten Rechtsanwalt Rolf Rattunde.
Dieser hatte der Gutachten die Insolvenzgründe per Gutachten mitgeteilt – die gesetzlichen Insolvenzgründe sind danach gegeben.

Dennoch wird der Verlag weiter geführt – der laufende Geschäftsbetrieb ist sesichert, betont Rechtsanwalt Rolf Rattunde.

Der neue Insolvenzplan wird der strategische Befreiungsschlag für den renommierten Verlag: er seiht ganz lapidar die Umwandlung der Rechtsform von Suhrkamp vor. Aus der insolventen Kommanditgesellschaft soll nun eine Aktiengesellschaft werden.

Die Umwandlung in eine AG wird die persönlich zerstrittenen Gesellschafter hinter eine aktienrechtliche KOnstruktion zwingen – und den Verlag damit zu einer gegenüber persönlichen Interessen unempfindlicheren Rechtsform wandeln.

Künftig können die Gesellschafter nur noch einmal im Jahr auf der Hauptversammlung ihre Gefechte austragen. Dabei liegen dann die Stimmrechte im Verhältnis der Kapitalanteile:

Wie bisher bleibt die Familienstiftung um Ulla Berkéwicz dabei mit 61 Prozent, der störrisch-streitbare Gesellschafter Barlach ist weiter mit 39 beteiligt.

Barlach wird in dem nun laufenden Insolventplan seinen Einfluß und auch Geld verlieren: der streitbare, mächtige Kommanditist, der dem Verlag schon Rechtsanwalts- und Gerichtskosten in Millionenhöhe beschert hat, schrumpft dann zum „streitbaren Aktionär“.

Da Suhrkamp als private Aktiengesellschaft umfirmieren wird, finden künftige Hauptversammlungen im kleinen Rahmen statt.

Der Wirtschaftskrimi ist jedoch ein starkes Stück Literatur- und Verlagsgeschichte, die längst bühnenreif ist!

Im Oktober 2013 geht das „Stück“ in die Schlu0runde – dann muß die Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan zustimmen. Die vom Gesetz eingeteilten Gläubigergruppen, Arbeitnehmer, Autoren, Kreditgläubiger – und schließlich die streitbaren Gesellschafter werden wohl mit Freude zustimmen. Nur Barlach wird dann das Scheitern seiner Medien-Mogul-Träume erleben. m/s

Weitere Informationen:
Suhrkamp: Insolvenzantrag – Pankower Allgemeine Zeitung vom 28.5.2013

m/s