Donnerstag, 28. März 2024
Home > Kultur > TAG DES OFFENEN DENKMALS: Spaziergang durch Französisch Buchholz

TAG DES OFFENEN DENKMALS: Spaziergang durch Französisch Buchholz

Kirche in Französisch Buchholz

Am Wochende wird der TAG DES OFFENEN DENKMALS begangen. Am Samstag dem 12. und Sonntag dem 13. September sind bundesweit tausende Baudenkmäler und Denkmalgeschützte Gebäude geöffnet. Führungen und Informationsveranstaltungen laden ein. In diesem Jahr ist erstmals der Pankower Ortsteil mit einem ganzen Denkmal Ensemble mit dabei. Die ehrenamtlich tätige Ortschronistin Anne Schäfer-Junker hat ein besonderes Programm organisiert:

Kirche in Französisch Buchholz
Kirche in Französisch Buchholz

TAG DES OFFENEN DENKMALS: Spaziergang durch Französisch Buchholz

Das Landesdenkmalamt hatte das Programm schon im August veröffentlicht, und der geplante Spaziergang ist schon völlig ausgebucht – so zahlreich waren die Anmeldungen für beide Tage. Frau Schäfer-Junker plant nun, im Oktober einen weiteren Spaziergang anzubieten, voraussichtlich am Sa 17. Oktober 2015 (oder am Sa 24. Oktober 2015 – siehe Anmeldung unten).

Tag des Offenen Denkmals 2015

STATIONEN – SPAZIERGANG IN DIE WIRKLICHKEIT UND IN DIE GESCHICHTE

Frau Schäfer-Junker ist ausgewiesene Expertin, und fleissige Forscherin in Berliner und Brandenburger Archiven. Sie hat daher auch spannende neue Details „ausgegraben“. Schon ihr Buch über das Leben von Elisabeth Christine ließ die Fachwelt aufhorchen, weil einige neue Details aus ihrem Leben herausgefunden wurden.

Im Spaziergang im Denkmal-Ensemble Dorfanger Französisch Buchholz wird nach den noch vorhandenen und erkennbaren Bauwerken und Zeugnissen der hugenottischen Kultur geforscht:

• ehemaliges Gartendenkmal Rest Lennépark (9 ha im 18. Jahrhundert mit Viktoriapark
• Guyot-Haus, Hauptstr. 19
• Dorfkirche
• Kossätenhof Hauptstr. 45
• Restaurant „Eiserner Gustav“
• Ortschronik (Dachgeschoss Feuerwache Freiwillige Feuerwehr Buchholz)

Interessantes Detail mit stadtplanerischer Brisanz: Das Gartendenkmal Rest Lennépark war noch 1995 in der Denkmal-Liste (1995) mit Adresse Parkstr. 7/15 eingetragen. Ein neuer Blick in die Denkmalliste offenbarte am 15.2.2015: es ist kein Eintrag mehr vorhanden. Die Pankower Kommunalpolitik muss nun einmal in den Akten nachschauen, wann sie diesem Schritt zugestimmt hat.

Ortschronik Französisch-Buchholz - Dierter Geisthardt-Archiv
Ortschronik Französisch-Buchholz – Dieter Geisthardt-Archiv

Markante Relikte und ein Denkmal-Ensemble

Das Gebäude mit dem Restaurant „Eiserner Gustav“ ist kein Denkmal, jedoch ein markantes, stadtbildprägendes Landhaus aus der Gründerzeit, das inzwischen mehrfach modernisiert und verändert wurde. Auch das Gebäude der Feuerwache ist markant, aber mit seiner unspektakulären Architektur prägend für die den Ort. Die Ortschronik wurde im Gebäude der Feuerwache untergebracht.

Französisch Buchholz ist aber im historischen Ortskern ein Denkmal-Ensemble. Seit 1995 ist es so in der Berliner Denkmalliste verzeichnet. Die Dorfkirche wurde 1242 erstmals urkundlich erwähnt. Der einstige Lenné-Park ist fast nicht mehr vorhanden. Dieser entstand 1827 und war im Plan der Besitzungen des geheimen Staatsministers v. Lottum in Buchholz verzeichnet. Der Plan stammte von Peter Joseph Lenné (1789-1866), Garteningenieur und Generaldirektor der Königlichen Gärten, der übrigens einer Familie aus Lüttich entstammt, die ursprünglich in der Heimat „Le Nen“ hießen. Er war verheiratet (1820) mit Friederike Luise Voß, der Tochter von Joachim Heinrich Voß, Hofgärtner aus Dassow/Mecklenburg.

Im 17. Jahrhundert waren seine katholischen Vorfahren Gärtner in Poppelsdorf/ Bonn. Vom Lennépark ist heute nur der Victoriapark als Naturschutzgebiet und die Parkstraße mit dem Elfen-Teich an der Elfenallee erlebbar. Ab 1904 bis in die heutige Zeit erfuhr der gesamte Park durch Parzellierung und durch Bebauung eine grundsätzliche Wandlung.

Spaziergang: von der Elfenallee zum „Eisernen Gustav“

Der Denkmal-Spaziergang beginnt an der Elfenallee/Parkstraße, führt zum Victoriapark mit dem trocken gefallenen Viktoriateich und Parkgraben, einem Graben im System der vielen Gräben in Französisch Buchholz.
An der Eddastraße 46 wurde durch die Architekten Wolf und Gabriel beim Neubau der Kita Spatzenhaus 2010 der Parkgraben sorgsam erhalten, so dass sich dieser bei Regen wieder füllen kann.
Zurück in der Parkstraße, rechterseits entlang, liegt die restl. „Lenné’schen“ Parkfläche, einschließlich dem kleinen Elfen-Teich, der sich signifikant erhalten hat.
Elfen galten als Lichtgestalten – Mittelwesen zwischen Menschen und Göttern. Möglicherweise sind die schönen Skulpturen im damaligen Lenné-Park des Grafen von Lottum und Wylich assoziativ namensgebend gewesen.

Links der Parkstraße liegt die Villa Parkstraße 12-14 mit dem heutigen Kinder- und Jugendfreizeitzentrum Oktopus und einem großen garten mit seltenen Bäumen.
Das um die Jahrtausendwende (2000) mehrfach geteilte Grundstück des Lenné-Gartens mit Wohnhaus und dem sog. Buchholzer Schlösschen (eigtl. ein Gutshaus, um 1890 zuletzt im Besitz des Baurates Schwennicke) wurde um 2006 zur Parkstraße 1.
Der Standort des alten Gutshauses mit einem Pergola-Wandelgang entlang der Parkstraße/Ecke Hauptstraße ist nur noch am Großen Holz-Modell (Situation von 1905) nachvollziehbar, das in der Ortschronik ausgestellt ist.
Ursprüngliche Eigentümer waren die 1786 geadelte Familie Lamprecht, deren Tochter Sophie Luise Friederike 1795 den Grafen von Wylich und Lottum heiratete. Dieser ließ das „Schlösschen“ eigentlich als Gartenhaus errichten.

Dessen ausgedehnter Garten entstand mit dem Lenné-Plan 1827/1829. 1841 erwarb der Bankier Gravenstein die Parkanlage und öffnete sie für die Bevölkerung. Damals erstreckte sich der große Gutshof mit Stallungen, Scheunen, Wirtschaftsgebäuden und einem Bienenhaus(!) zwischen heutiger Gravensteinstraße und Parkstraße. Gravensteins Kutscher namens Schüler wohnte an der Parkstraße und erfüllte seine Pflichten u.a. mit der Pflege des großen Gartens, wobei ihm drei Esel halfen, die dort auch ihren Auslauf hatten. – Deshalb hieß er bei den Buchholzern auch „Esel-Schüler“ und der Park „Eselpark“.

Nach dem Tod von Gravenstein 1903 lehnte die Buchholzer Gemeinde den Kauf ab. Eine Terrraingesellschaft parzelliert darauf die Parkstraße. Familie Jacobi und Schwennecke erwarb 1909 das Herrenhaus (Schlösschen) mit dem großen hinteren Garten und dem kleinen Elfen-Teich. Lotterierat Jacobi lässt von seinem Schwiegersohn, dem Regierungs- und Baurat Schwennicke die Villa – heute Parkstraße 1 – mit Seitenflügel (Pferdestall und Kegelbahn) errichten. Die Ausfahrt zur Hauptstraße wird zugemauert und wegen der Pferde zur Parkstraße verlegt. Nach 1960 wird das Herrenhaus (Schlösschen) abgerissen.

In der Parkstraße gegenüber befindet sich die ehemalige Wohn- und Krankenanstalt eine ehem. Nervenheilanstalt: Krankengebäude, 1891; Wohnhaus 1897 von P. Moritz; Krankengebäude, 1904 und 1910 von Franz Zwick.

Guyot-Haus mit dem Hugenotten-Stein

An der Kreuzung Hauptstraße/Parkstraße steht das Guyot-Haus Nr.19 mit dem Hugenotten-Stein. Es ist bis heute im Familienbesitz. Herbert Guyot gestattet es, den Stein im Garten des Hauses zu besichtigen.
Die Guyots in Buchholz blicken auf eine lange Tradition ihrer Bauern-Familie zurück. In der Agrar-Forschung und Pflanzenzucht wurde ihr Name vor allem bei der Suche nach verbesserten Weizen- und Roggensorten bekannt.

Dorfkirche Französisch Buchholz

Auf dem Dorfanger, an der stark befahrenen B 109, steht die Buchholzer Dorfkirche am heutigen Pfarrer-Hurtienne-Platz, der im 18./19. Jh. ein Kirchhof war. Mit ihrer erst vor kurzem denkmalgerecht erneuerten Turmzier bildet die Dorfkirche den wichtigen Orientierungspunkt.
In den Grundmauern entstand zuerst eine spätromanische Feldsteinkirche, die 1242 erstmals urkundlich erwähnt wurde. In der Dorfkirche wird Petra König von der Evangelischen Kirchengemeinde die Führung übernehmen. Die Evangelische Kirche lädt ein zu einer Ausstellung in der Dorfkirche. Gezeigt werden auch Dokumente aus dem Pfarrarchiv, die von der früheren Ansiedlung der französischen Glaubensflüchtlinge (Hugenotten) zeugen.

Kossätenhof in der Hauptstraße 45 - 1997
Kossätenhof in der Hauptstraße 45 – 1997

Denkmal Kossätenhof

Max Rosin, Musikinstrumentenbauer und heutiger Kossätenhof-Bewohner führt danach zum Denkmal Kossätenhof. Nördlich am Anger
(Hauptstraße, früher Dorfstraße) steht der originale Kossätenhof aus dem 17. Jahrhundert.
Die Künstlergemeinschaft e. V. hat das Gebäude in den 1990er Jahren denkmalgerecht und liebevoll saniert.
Die Künstler, André Nickl, Haike Schmidt und Max Rosin empfangen die Teilnehmer des Spaziergangs in ihrem Gartenhof, der an das Grundstück grenzt, auf dem im 18. Jahrhundert der Bildhauer Johann Gottfried Schadow in Französisch Buchholz für 4 Jahre sein Sommerhaus bewohnte.

Ausklang und Abschluß im „Eisernen Gustav“ und Besuch der Ortschronik

Der Spaziergang pausiert auf dem Weg zur Ortschronik im Restaurant „Eisernen Gustav“ für eine kurze Erfrischung. Um ca.12.45 Uhr gibt es in der Ortschronik (Feuerwache) einen 20minütigen Lichtbilder-Vortrag der Ortschronistin (Platz für max. 15 Gäste).

TAG DES OFFENEN DENKMALS SAMSTAG 12. UND SONNTAG 13.9.2015
Samstag + Sonntag-Spaziergang mit anschließendem Vortrag mit Anne Schäfer-Junker
Samstag: 11 Uhr | Sonntag: 13 -18 Uhr Uhr (noch 5 Plätze frei)

Anmeldung erforderlich:
info@hugenottenplatz-berlin.de | www.hugenottenplatz-berlin.de

Alle Veranstaltungen zum TAG DES OFFENEN DENKMALS:

www.tag-des-offenen-denkmals.de

m/s