Der VfB/Einheit zu Pankow blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Am kommenden Sonnabend feiert der Pankower Traditionsverein sein 120-jähriges Bestehen. Dabei hat der Verein – oder besser gesagt die zwei Vereine, die 1991 zum VfB/Einheit fusionierten – viel erlebt. Der 1893 gegründete Verein für Bewegungsspiele gehörte 1900 zu den Gründervereinen des Deutschen Fußball-Bundes.
Auf Anregung von Dr. Hermani, Theologe und Leiter der „Pankower Höheren Knabenschule“, wurde am 18.9.1893 in geselliger Runde in einem Pankower Gasthaus der ‚Verein für Bewegungsspiele Pankow’ ins Leben gerufen. 26 Mitglieder zählte der Verein bei seiner Gründung, die sich auf dem grünen Rasen von Schloss Schönhausen anfänglich nur mit Cricket und Tennis die Zeit vertrieben.
Die aus England stammenden Gebrüder Manning brachten ein paar Jahre später den ‚Football’ mit nach Pankow. Der löste Cricket bald als Sommersportart ab und läutete damit die Fußball-Epoche im Verein ein.
VfB/Einheit zu Pankow e.V. wurde sieben Jahre früher gegründet als der FC Bayern München und hatte auch bei der Gründung des großen FC Bayern München indirekt die Finger im Spiel.
In seinen erfolgreichsten Zeiten in den Zwanziger- und Dreißigerjahren brachte der Verein mit Willy Schwedler einen Nationalspieler hervor.
Deutsche Teilung teilte den Verein
Die deutsche Teilung berührte den Verein in besonderer Weise. Aufgrund des nahe an der Sektorengrenze gelegenen Paul-Zobel-Sportplatzes in der Schönholzer Heide hatte der Verein Mitglieder aus Ost- und West-Berlin.
1950 zog die DDR-Sportführung den Verein aus der Stadtliga zurück und gliederte ihn in die DDR-Oberliga ein. Nur ein Jahr später wurde aus dem VfB Pankow 1893 auf Druck der sowjetischen Besatzungsmacht „Einheit Pankow“.
Für eine Handvoll ehemaliger VfBer um den Bäckermeister Knobelsdorf Anlass genug, westlich der Grenze einen neuen Verein zu gründen, den VfB zu Pankow, der in der Scharnweberstraße angesiedelt wurde. Zwei Vereine in zwei deutschen Staaten – Einheit Pankow und VfB zu Pankow als Spiegelbild der deutschen Teilung.
Erste Ost-West-Fusion im Sport
Keine zwei Jahre nach dem Fall der Mauer vollzogen Einheit Pankow und der VfB zu Pankow am 14. Mai 1991 die erste Ost-West-Fusion des deutschen Sports und beendeten die 40-jährige Trennung.
Der heutige 1. Vorsitzende Jörg Milack war damals Mitglied bei Einheit und erinnert sich noch genau an die Wiedervereinigung des Vereins: „Die Verantwortlichen der beiden Verein sind gleich nach der Wende aufeinander zugegangen. Das lief damals alles recht problemlos, dafür, dass wir der erste Verein waren, der mit einem West-Verein fusionierte.“
Zudem sei es sehr hilfreich gewesen, dass sich zahlreiche alte Mitglieder in beiden Vereinen noch an die Zeit vor der Trennung erinnerten und die Traditionen pflegten.
Auf dem Weg zur Landesliga
Nach der Fusion pendelte der Verein immer wieder zwischen Landes- und Bezirksliga, in der die Mannschaft von Trainer Bernd Schmiedel momentan auf Rang sieben liegt. In dieser Saison scheint der Wiederaufstieg in die Landesliga eine Nummer zu groß zu sein, mittelfristig soll es aber wieder nach oben gehen.
„Unser Anspruch ist es, in der Landesliga zu spielen. Das muss nicht sofort klappen, es wäre aber schön, wenn wir irgendwann wieder aufsteigen“, erklärt Milack, der den Verein gut aufgestellt sieht.
„Vor allem mit der Jugendabteilung sind wir zufrieden. Da haben wir viel Qualität reinbekommen“, so der 1. Vorsitzende.
In fünf Jahren gegen die Bayern ?
Das 120. Jubiläum sieht Milack indes nur als Durchgangsstation. „Bald steht ja schon die 125 vor der Tür. Da werden wir dann versuchen, etwas Großes auf die Beine zu stellen“, verspricht Milack. Ein Spiel gegen den FC Bayern würde sich dabei regelrecht anbieten. Schließlich war einer der Gründerväter des FC Bayern, Franz John, vor und nach der Gründung im Jahr 1900 beim VfB Pankow aktiv und später sogar kurzzeitig deren Vorsitzender.
Samstag ist Spieltag – gegen Stern Britz
Am Sonnabend müssen sich die Zuschauer auf dem Paul-Zobel-Sportplatz aber erst einmal mit dem Bezirksliga-Spiel gegen Stern Britz (12 Uhr) und einem Traditionsspiel (14.45 Uhr) zufriedengeben. Die Freude über 120 Jahre VfB Pankow wird das aber bestimmt nicht schmälern.
Jubiläumsfeier: 120 Jahre Vfb/Einheit zu Pankow
Gefeiert wird den ganzen Tag, es beginnt um 9 Uhr mit einem bunten und sehr vielseitigen Fest-Programm, mit live-Musik einer juhle Jazzband. Höhepunkte sind die beiden Fußballspiele.
Für Kinder gibt es eine Hüpfburg und zahlreiche Spiele. Nachmittags gibt es auch ein „Show-Match“ im Beachvolleyball. Am Abend lockt eine Tombola mit vielen atrraktiven Preisen. Hauptpreis ist ein Wochenende mit einem VW Cabrio, es gibt VIP-Tickets vom FC Union zu gewinnen, ein Fahrrad und so manches praktische Haushaltsgerät.
Kulinarisch lockt eine im Sand gelegene Cocktailbar, nachmittags gibt es Kaffee und Kuchen – und abends werden Flammkuchen und Federweißer an Imbissständen serviert. Auf dem Paul-Zobel-Sportplatz werden am Samstag rund 300-400 Gäste erwartet. Die Feier endet gegen 24:00 Uhr.
Sascha Russ hat mit dem Arbeitskreis „Zukunft“ im Verein zum Zustandekommen des Jubiläumsfestes beigetragen. Er sieht gute Zukunftschancen für den Verein mit derzeit über 510 Mitgliedern und seinen heute 24 Mannschaften (davon 9 Herren- und 15 Jugendteams). Er dankt auch allen Sponsoren des Vereins, die viel zum Gelingen beigetragen haben.
Einen Wunsch hat er noch: „Wir wünschen uns noch mehr tolle Sponsoren für unseren Verein, der noch viele Pläne hat.“ m/s
Weitere Informationen:
VfB Einheit zu Pankow 1893 e.V.
Hermann-Hesse-Str. 80
13156 Berlin-Niederschönhausen