Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel erhielt in der letzten Woche den Abraham-Geiger-Preis 2015. Der Preis wurde am 2. Dezember 2015 im Jüdischen Museum Berlin verliehen. Mit der Auszeichnung wird die Bundeskanzlerin als Garantin demokratischer Grundwerte und der Freiheit der Religionen gewürdigt. Josef Schuster, Leiter des Zentralrats der Juden in Deutschland, dankte Merkel für ihre „offenes Ohr für die Anliegen der jüdischen Bevölkerung, die in der Flüchtlingsbevölkerung möglich Antisemitismus zu fürchten.“
Merkel dankte ihrerseits: „Ich betrachte diese Auszeichnung als große Ehre – für mich und im Namen von Deutschland“, sagte sie. Die Rede der Bundeskanzlerin ist auf der Internetseite der Bundesregierung dokumentiert.
Die Jury begründete ihre Entscheidung so: „Angela Merkel steht mit ihrem politischen Wirken über viele Jahre dafür ein, dass demokratische Grundwerte in unserer Gesellschaft und europaweit Schutz erfahren. Sie ist Garantin der Freiheit der Religionen in der modernen Gesellschaft. In Zeiten des zunehmenden Antisemitismus in Deutschland und Europa ist ihre unverbrüchliche Solidarität Rückgrat des Vertrauens für die jüdische Gemeinschaft.“
Den Festvortrag hielt der Religionssoziologe José Casanova, Professor an der Georgetown University, Washington, D.C. Unter den geladenen Gästen waren neben dem Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster auch zahlreiche Repräsentanten jüdischer Gemeinden Deutschlands, Mittel- und Osteuropas.
Der Abraham Geiger Preis würdigt Verdienste um das Judentum in seiner Vielfalt. Er wurde im Jahr 2000 anlässlich der Eröffnung des Abraham Geiger Kollegs geschaffen. Mit ihm zeichnet das Kolleg Menschen aus, die sich um den Pluralismus verdient gemacht haben: Offenheit, Mut, Toleranz und Freiheit jüdischen Denkens als Ertrag der Aufklärung sollen damit als Grundlage für den Umgang von Juden miteinander ebenso gewürdigt werden wie in den Beziehungen mit dem nichtjüdischen Umfeld.
Das Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam ist die erste akademische Ausbildungsstätte für Rabbiner und Kantoren in Deutschland seit dem Holocaust. Der Preis erinnert an den großen Denker des liberalen Judentums, Abraham Geiger (1810–1874). Zu den Preisträgern der letzten Jahre zählten Emil Fackenheim, Alfred Grosser, Susannah Heschel, Karl Kardinal Lehmann, Annette Schavan, S.K.H. Prinz Hassan bin Talal von Jordanien und Premierministerin Helen Zille.
Der Abraham Geiger Preis ist traditionell mit 10.000 Euro dotiert. Die Kanzlerin lässt den Betrag dem Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk für dessen Projekte im interreligiösen Dialog zugutekommen.
Zur diesjährigen Preisverleihung erschien ein umfassendes Lehrbuch der jüdischen Religion, das in die Geschichte des Judentums einführt. Das Buch erklärt die bleibende Glaubens-Botschaft, stellt die jüdischen Feste und Gebräuche vor und erläutert, was es heute heißt, als Jude zu leben. »Basiswissen Judentum« wird als Lehrbuch der jüdischen Religion von der Allgemeinen Rabbinerkonferenz beim Zentralrat der Juden in Deutschland und vom Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam empfohlen.
Literaturhinweis:
Nachama, Andreas/Homolka, Walter/Bomhoff, Hartmut
Basiswissen Judentum
Mit einem Vorwort von Rabbiner Henry Brandt
Verlag Herder, 1. Aufl. 2015
Mit zahlreichen Abbildungen, durchgehend zweifarbig gestaltet
Format: 13,5 x 21,5 cm, 688 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN 978-3-451-32393-5 | 40 €