Donnerstag, 25. April 2024
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ARMATA mit „Super-Plopp“ bekämpfen

Rußland strebt nach neuer Größe. Um die innenpolitische Krise zu befrieden, wird der russische Stolz und Nationalismus gefördert, und die russische Sehnsucht nach Macht und Überlegenheit befriedigt.

Was wäre besser geeignet, als neue „Waffenschauen“, „Superflugzeuge und „Superpanzer“? Und so geistert seit gut einem Jahr der Name „Armata“ durch die Medien, ein neuer russischer Panzer, genauer eine Plattform für eine ganze Generation neuer Panzerfahrzeuge des russischen Herstellers Uralwagonsawod aus Nischni Tagil.

(Das Video wurde neu eingefügt am 20.4.2020, das Russia Today ein zitiertes Video entfernt hat).

Russia Today stellte kürzlich den Armata T-14 vor (hat aber das Video https://youtu.be/np35PSIrtAc entfernt) und lüftet dabei einige Geheimnisse:

Armata T-14: Zehn Dinge, die wir über Russlands neuen High-Tech-Panzer wissen | 19.5.2015 | Russia Today

10 Dinge, die als Besonderheit berichtet werden:

1. Armata ist ein Plattformkonzept mit einer einheitlichen Panzerwanne und einheitlichen Kettenfahrwerk. Es ist geplant, nebem dem Kampfpanzer T-14 auch verschiedenste Geschütztürme, Artillerie- oder Luftabwehrsysteme zu montieren, sodaß eine ganze Panzer-Familie mit mehr als ein Dutzend verschiedener Panzer entwickelt wird.

2. Der Kampfpanzer T-14 wird völlig neu entwickelt, mit neuem Turm, neuer Munition und Panzerung.

3. Der Geschützturm ist automatisch und unbemannt. Damit sitzt die Besatzung besser geschützt. Muss aber optische Systeme zur Aufklärung und Peilung nutzen, was die Sicht erschwert.

4. Die digitalisierte und automatisierte Technik erlaubt es, den T-14 auch zur unbemannten „Panzer-Drohne“ umzubauen.

5. Es ist geplant, künftig eine 152 mm Panzerkanone einzubauen, die 1 Meter Stahl durchschießen kann.

6. Der Panzer hat eine aktive Panzerung, die heranfliegende Geschosse erkennt und deren Wirkung durch Explosivstoffe kompensiert.

7. Der Panzer ist leichter, nur etwa 44 Tonnen schwer, damit bis zu 90km/h schnell.

8. Der Preis soll die Marke von acht Millionen Dollar nicht überschreiten, was eine Massenproduktion möglich macht.

9. Es gibt 20 verschiedene Prototypen, später sollen jährlich 500 Panzer gebaut werden. 2.300 sind insgesamt geplant.

10. Der Panzer soll auch exportiert werden. Indien, China und andere Staaten haben Interesse gezeigt.

Armata – eine Kopie eines noch nicht gebauten Leopard-Panzers

Das Konzept für den ARMATA T-14 stammt von Ideen ab, die bereits für den Nachfolger des deutschen Panzers Leopard 2 auf den Reißbrettern von Krauss-Maffei und Rheinmetall entstanden, aber nicht realisiert wurden.

In der heutigen Ausgabe der WELT ist ein umfangreicher Beitrag erschienen

Putins Super-Panzer ist ein Weckruf für Deutschland | 29.5.2015 | Gerhard Hegmann | WELT

Wie dreht die Rüstungsspirale weiter?

Die Ratschläge für eine geeignete Antwort und Abschreckung gegenüber Rußlands „Superpanzer“ werden sich nun häufen. Doch welche Antwort gefunden wird, ist noch offen.

Traditionell hat man bisher immer „Kampfpanzer“ mit „Kampfpanzer“ beantwortet. In der Tat gibt es Pläne, künftig in deutsch-franzöischer Kooperation Panzer zu bauen: 2014 verkündeten dann Krauss-Maffei Wegmann und der französische Panzerbauer und Staatskonzern Nexter die Planung ihres Zusammenschlusses zu einer 50-50-Gesellschaft mit grob zwei Milliarden Euro Umsatz und 6000 Beschäftigten sowie einer Holding in den Niederlanden. Ein deutsch-französischer Superpanzer könnte die Antwort sein.
Doch zunächst müsste das die Steuerzahler massiv erschrecken – denn die Kosten bisheriger Neuentwicklungen sind noch immer völlig aus dem Ruder gelaufen.

DARPA-Lösung als Antwort?

Eine ganz andere, in den Kosten asymmetrisch billige Lösung könnte aus den USA kommen. Dort testet die militärische Entwicklungsbehörde DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency) ein neues Drohnensystem, das die bisherige Kriegführung völlig verändern wird.
Die „Low-Cost UAV Swarming Technology“ (LOCUST), ein Akronym das nicht ganz zufällig für das englische Wort von „Heuschrecke“ steht, ist bereits in der Einsatzerprobung.

Die „Low-Cost UAV Swarming Technology“ kann zu einer gefährlichen Waffe gegen Kampfpanzer weiterentwickelt werden, wenn sie mit einer zweiten bei der DARPA in Erprobung befindlichen Technologie „gekreuzt“ wird:

der EXACTO-Technologie (Akronym aus den Wörtern EXtreme ACcuracy Tasked Ordnance), die zunächst für ein Scharfschützengewehr von Lockheed Martin und Teledyne Scientific & Imagingis entwickelt wurde.

EXACTO-Munition mit projektilstabilisierender Korrekturmechanismen sind als „Fire-and-Forget“-Geschosse bereits einsatzreif. Die EXACTO-Technologie ermöglich, eine Gewehrkugel noch während des Zielanfluges nachzusteuern. Sogar ein ausgewähltes bewegliches Ziel, auf das nicht direkt gezielt wurde, wird selbsttätig angesteuert.
Die DARPA testete im Frühjahr 2014 das Gewehr und veröffentlichte danach ein Demonstrationsvideo. Die in den Kugeln verarbeitete EXACTO Technologie wurde noch nicht veröffentlicht. Es wurde aber bekannt, dass die Munition ein real-time basiertes optisches System nutzt.

ARMATA mit LOCUST „Super-Plopp“ bekämpfen?

Der neue ARMATA-T-14 könnte noch vor seiner massenhaften Inbetriebnahme mit einer massenhaften 6.000-Dollar-Waffe konfrontiert werden: LOCUST-Drohnen mit EXACTO-Zielmunition, die auf die wohl verletzlichsten Teile eines Panzers im Gefecht zielen: die Sensoren und optischen Zielgeräte – und das Rohr der Panzerkanone.

Ausgestattet mit hohen Stückzahlen zielsuchender Farbpatronen und selbstlenkender „Non-explosive“-Exacto-Munition können die Superpanzer erst blind gemacht werden, und dann taktisch und nichttödlich außer Gefecht gesetzt werden.

Gelingt es nur einem einzigen EXACTO-Projekttiel, gezielt „in“ eine Panzerkanone zu treffen, explodiert das Rohr beim nächsten Abschuß von Panzermunition: der „Super-Plopp“ droht!

Das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist asymmetrisch: mit nur wenigen tausend Dollar können rund 8 Millionen Dollar teure Superpanzer kampfunfähig gemacht werden.

Sowohl Rußland als auch NATO müssen sich noch genau überlegen, ob eine weitere Rüstungsspirale mit Kampfpanzern im Zeitalter von neuen Drohnen-Technologien überhaupt noch Sinn macht.

Das „Super-Plopp“-Szenario zeigt: Hoch-Rüstung ist Geldverschwendung – und lohnt nicht. Künftige Kriege können durch intelligente Waffen nicht nur erschwert, sondern sinnlos gemacht werden!

m/s