In der alten Lokalität des BAIZ herrschte wehmütige Aufbruchstimmung. Stühle, Kisten und Kästen waren schon säuberlich aufgestapelt, bereit für die Abholung. Die Umzugs-Menschenkette versammelte sich ab 15 Uhr am Sonntagnachmittag. Einige wenige, recht freundliche Polizisten vom Polizeiabschnitt 15 regelten den Verkehr. Der Umzug war als Demo angemeldet.
Auf der Theke das BAIZ waren weiße Zettel mit Sprüchen ausgelegt, bereit, um als Aufkleber und Rückenschilder die Botschaft nach draußen zu tragen: „Uns gehört die Stadt“, „Icon verschwunden“, „BAIZ bleibt“, „KvU gerettet“. An viele andere Orte wurde erinnert, allesamt Stätten der Auseinandersetzung zwischen Mensch, der leben will – und Kapital, das sich „visionär verzinsen“ will.
Ein letzter Blick auf die Plakate und Wände, dann ging die Umzugsaktion los. Vor dem BAIZ standen rund 400 Menschen, die Kette wanderte die Christinenstrasse hinauf, und sammelte dabei noch immer weitere Helfende ein. Die Kette reichte bis zum neuen Domizil, gegenüber dem Stadtkloster Segen, und nur 350 Meter vom Kollwitzplatz entfernt.
Mathias Bogisch konnte die Helfenden beruhigen: die Kühlsschränke und Tresenausstattung wird zuletzt per Möbeltransport erledigt. Die Menschenkette konnte sich also auf eher leichtes Mobiliar, Stühle, Kosten und ein paar „Devotionalien“ und einige Wandplakate aus alten Zeiten konzentrieren.
Friedlich und ordentlich zur Sache
Es blieb friedlich, ruhig, Nachdem der Umzug in Gang gekommen war, ging es über den Bürgersteig der Christinenstrasse den Berg hoch. Viele Helfer fanden sich ein, ein buntes, generationenübergreifend gemischtes Publikum, das hier ihre „Kneipe und Kulturwirtschaft unterstützen wollte.
Es ging sogar richtig ordentlich zu: nur der Bürgersteig wurde genutzt. An den Straßenkreuzungen standen jeweils Ordner des BAIZ, und die Polizisten hatten einen eher entspannten Nachmittag.
Nur gefühlte 5 Mal wurde von Autofahrern gehupt. An den beiden Ampelübergängen an der Schwedter Strasse/Schönhauser Allee und am Überweg der Schönhauser Allee wurde immer schön bis zum nächsten Ampelgrün gewartet, bis das nächste Möbelstück hinübergetragen wurde.
Statt Umzugsschwerarbeit wurde es ein entspannter Sonntagsnachmittag-Umzug. Fotografen, Presseleute, RBB-Abendschau und einige Freunde vom BAIZ-Doku-Team begleiteten die Umzugs-Menschenkette.
Wörther Ecke Schönhauser
Das neue BAIZ ist noch im Rohbauzustand. Fußboden und Wände müssen noch fertiggestellt und renoviert werden. Immerhin wartete warme Suppe und Getränke auf die Umzugshelfer.
Das neue, größere Ladenlokal wurde mit privaten Krediten und etwas Stammkapital gekauft. Das BAIZ bleibt nun „woanders“ – und ist vor Investoren sicher.
Im April wird neu eröffnet, und es wird hier auch einen „Schankvorgarten“ geben. Für die Schönhauser Allee bedeutet das hier eine Belebung. Das neue BAIZ an der „Wörther Ecke Schönhauser“ rückt in den Mittelpunkt zwischen Kollwitzkiez und Teutoburger Kiez.
Die neue Markise trägt schon den alten Spruch, und über der Tür prangt eine genaue Kopie des Türschilds des alten Lokals.
Es sieht danach aus, als ob sich ein Stück altes Prenzlauer Berg und seine Kiezszene in eine neue Zukunft rettet. m/s
Weitere Informationen:
BAIZ zieht um – Umzugsmenschenkette hilft! – 19.2.2014 – Pankower Allgemeine Zeitung