In Singapur die Regie Beim Bikesharing-Anbieter Obike in Singapur hat ein vorläufiger Insolvenzverwalter das Geschäft übernommen. Der Bikesharing-Anbieter Obike ist mit seinem expansiven Geschäftsmodell offenbar in ernste Zahlungsschwierigkeiten geraten. Ende Juni hat Obike den Betrieb in seiner Heimatstadt Singapur eingestellt, tausende Kunden warten nun auf die Rückzahlung ihrer Kaution.
Die örtlichen Behörden in Singapur hatten aufgrund des Leihfahrad-Chaos im öffentlichen Stra0enland neue Regeln für die Bikesharing-Anbieter eingeführt. Die Lizenzgebühren pro Fahrrad sollen das unkontrollierte Wachstum der Fahrradflotten in der Stadt ordnen. Obike hatte daraufhin überraschend angekündigt, den Betrieb in Singapur einzustellen. Obike sollte nun bis zum 4. Juli, seine rund 14.000 Fahrräder aus dem öffentlichen Raum entfernen.
Die von den Nutzern hinterlegten Kautionen in Höhe von umgerechnet 12 bis 30 Euro kann Obike offenbar nicht zurück erstatten, weil das Geld in den laufenden Betrieb floss. Die Forderungen von rund 4 Mio. € sind nun über den Insolvenzverwalter geltend zu machen.
Auch in Deutschland ist Obike in Schwierigkeiten
Obike hatte auf ein schnelles Wachstum gesetzt und Fahrradflotten in zahlreichen Städten auf die Straße gebracht. In Deutschland ist das Unternehmen etwa im München, Berlin und Hannover aktiv.
Offenbar ist die Flotte des Anbieters in München inzwischen verwahrlost. Testberichte unter der Überschrift „Obike – das Leihfahrrad aus der Hölle“ hatten die Lage verschärft.
In München hatte Obike angekündigt, zumindest den Großteil seiner Fahrräder abzuziehen. Doch bisher ist das nicht geschehen.
Sieben Anbieter in Berlin im Wettstreit
Auch in Berlin tobt der Wettbewerb um die besten Leihfahrrad-Modelle. Insgesamt sind zwölf Anbieter mit über 20.000 Fahrrädern auf dem Markt. Das vom Berliner Senat mit festen Stationen lizensierte Konzept von Nextbike/Deezer ist offenbar trotz Konkurrenz erfolgreich. Viele Stationen innerhalb des S-Bahn-Rings wie etwa am Nordbahnhof sind in den Spitzenzeiten leer. Eine Echtzeit-Übersichts-Karte ist in der oberen Menüleiste der Pankower Allgemeine Zeitung zu finden.
Das Modell des „Free-Floating-Betriebs“ von Leihfahrrädern erweist sich zunehmend als problematisch, weil Fahrräder inzwischen ungeordnet und teilweise verwahrlost im gesamten Stadtbild auftauchen. Offenbare wird auf dem Weltmarkt ein brutaler Wettbewerb ausgefochten: „Großes Rennen in der digitalen Spitzengruppe“ (Jana Kugath | 4.6.2018 | WELT).
Wird Bikesharing auch zum Problemfall in Berlin ?
Für die gewünschte Förderung der Fahrrad-Mobilität könnten sich die „Free-Floating-Flotten“ als Boomerang erweisen. Schon heute werden nicht genutzte Leihfahrräder zum Hindernis auf Bürgersteigen und rund um die Fahrrad-Abstellanlagen für private Fahrräder. Im Sinne der SmartCity-Strategie Berlins ist das Fahrrad-Chaos nicht! Und auch gemessen an den Zielen des neuen Berliner Mobilitätsgesetzes muss noch einmal neu nachgedacht werden. Dort heißt es:
„Die urbane Mobilität der Zukunft ist eine vernetzte Mobilität. Im Mittelpunkt steht das Ziel, dass alle Menschen in Berlin auf möglichst umwelt- und stadtverträgliche Art und Weise bequem, sicher und zuverlässig an ihr Ziel kommen.“
Die Vernetzung mit chinesischen Internetfirmen ist dabei womöglich ein Irrweg. Viel sinnvoller wäre eine Vernetzung mit dem VBB, mit S-Bahn und BVG, mit Monatskarte und verfügbaren Leihfahrrad für Berufspendler. Statt auf Bahnhofsvorplätzen könnten auch jeweils an freien Ende von Bahnsteigen „Premium-Leihfahrräder“ für Umweltkarten-Nutzer stationiert werden.