25 Jahre nach dem Mauerfall stellt der Hentrich & Hentrich Verlag Berlin einen wiederentdeckten DDR-Kinderbuchklassiker vor: „Markus und der Golem“ von Bodo Schulenburg. Eine berührende Erzählung über den Holocaust; nach der wahren Geschichte eines jüdischen Kinderheimes in Berlin-Pankow.
Eine berührende Geschichte
„Markus und der Golem“ erzählt die Geschichte des fünfjährigen Markus, der 1942 in einem jüdischen Kinderheim in Berlin lebt. Sein größter Schatz ist eine Postkarte von Max Liebermanns „Der Papageienmann“, der in seinen Träumen zu einer Art rettendem Golem wird, mit dessen Hilfe Markus aus seinem trostlosen Alltag und seiner Isolation entflieht. Wie einst Rabbi Löw den legendären Golem mit seiner menschenähnlichen Gestalt und übernatürlichen Kräften zum Leben erweckte, haucht auch Markus dem Papageienmann mit seinen Gedanken Leben ein. Er begleitet Markus in seinen Tagträumen, in denen sich der Alltag im Kinderheim, Traumreisen zum Mond oder an den Müggelsee und Erinnerungen an die Schule und die Deportation der Eltern überlagern – still, berührend, einfühlsam und konsequent aus der Sicht eines Kindes erzählt.
Erstes jüdisches Säuglings- und Kleinkinderheim in Niederschönhausen
In der Wilhelm-Wolff-Straße in Berlin-Niederschönhausen, wo heute das Kinderhospiz „Sonnenhof“ der Björn Schulz Stiftung beheimatet ist, erinnert eine Gedenktafel an Deutschlands erstes jüdisches Säuglings- und Kleinkinderheim von 1915 bis zur Schließung und Deportation der Kinder im Jahr 1942. Bereits 1987 beschreibt der Schriftsteller Bodo Schulenburg in der DDR mit „Markus und der Golem“ die letzten sieben Tage vor der Deportation der Kinder aus dem Heim. Zu diesem Zeitpunkt hatte die DDR einen kulturpolitischen Wandel vollzogen, der sich auch in einer neuen Sichtweise auf den Nationalsozialismus und den Holocaust manifestierte. Während frühere Kinderbücher vor allem die faschistischen Täter und kommunistischen Opfer fokussierten und das Schicksal der Juden nur am Rande behandelten, erschienen ab Mitte der 1980er Jahre vermehrt Werke, die sich auch dem Holocaust widmeten. Wiederentdeckt von der Kölner Literatur- und Medienwissenschaftlerin Gabriele von Glasenapp, erfährt diese einzigartige Holocausterzählung für Kinder jetzt endlich ihre Neuausgabe.
Der Autor Bodo Schulenburg:
Er wurde 1934 geboren in Potsdam; war Redakteur und Regisseur im DEFA Studio für Dokumentarfilme in Berlin; Chefredakteur für Kinder- und Jugendfilm; „Sandmännchen“ Produktion. Seit 1979 ist er freischaffender Schriftsteller. Schulenburg veröffentlichte bisher 46 Kinder- und Jugendbücher, außerdem etwa 40 Hörspiele, entwickelte Szenarien für Fernsehfilme und Kindertheaterstücke. Außerdem ist er mehrfacher Preisträger des Kinderhörspiel-Kritikerpreises der DDR. Seit 1989 veröffentlicht er auch Arbeiten für Erwachsene.
Buchpremiere und Gespräch: Markus und der Golem
Donnerstag, 28. August 2014 – 17 Uhr
Mit dem Autor Bodo Schulenburg
Im Gespräch: Jürgen Schulz, Vorsitzender von Kinderhilfe e.V., und Dr. Hermann Simon, Direktor des Centrum Judaicum, über die Geschichte des Heimes, das Schicksal seiner Kinder und Betreuer und wie heute die Erinnerung daran bewahrt werden kann
Moderation: Nora Pester, Verlegerin
Eine Veranstaltung des Hentrich & Hentrich Verlag Berlin in Kooperation mit dem Kinderhilfe e.V.
und der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum.
Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, Oranienburger Straße 28-30, 10117 Berlin-Mitte
Literaturhinweis:
Bodo Schulenburg:
Markus und der Golem
Mit einem Vorwort von Harro Jenss
Mit einem Nachwort von Gabriele von Glasenapp
Mit Originalkinderzeichnungen aus Theresienstadt
64 Seiten, 5 Abb., Hardcover, 12,9 x 20 cm
ISBN: 978-3-95565-046-9, EUR 14,90
Ab 8 Jahre
Hentrich & Hentrich Verlag Berlin