Die App-Ökonomie verzeichnet immer mehr tote Apps. Im amerikanischen Tech-Crunch Blog wird schon vom „Apple App Store Graveyard“ gesprochen. Ein Schleier von Hoffnungslosigkeit scheint das mobile App Ökosystem zu umgeben. Auch die Google-Play Plattform ist von der Flaute betroffen. Der Autor Alex Austin spricht sogar von einer demoralisierenden Lage. Auch seine ersten hochfliegenden Träume vom Erfolg der eigenen App haben sich zerschlagen. Wie es scheint, ist das App-Universum zu schnell gewachsen, und inzwischen sind Apps unter den vielen Millionen veröffentlichten Apps nicht mehr auffindbar.
Die Chancen für neue Apps schwinden, weil sie kaum noch auffindbar sind. Austin hat ein paar Charts zusammengestellt, die den Niedergang des App-Universums aufzeigen. Er beginnt mit dem ersten vollständigen Jahr des App Store 2009, als durchschnittlich rund 3000 neue Apps pro Monat veröffentlicht wurden. Danach geht es steil nach Oben bis zum Jahr 2016. Eine Kurve, bei der mehr als 50.000 neue Anwendungenpro Monat veröffentlicht wurden.
Die ganze schreckliche Geschichte ist hier zu finden:
The Apple App Store graveyard
Alex Austin | Jun 21, 2016 | Crunch Network
Austin sieht ein immer härteres Geschäft für App-Entwickler, und macht dies an der durchschnittlichen Anzahl von Bewertungen (Ratings) von Apps fest. Im Jahr 2009 war die durchschnittliche Anzahl der Bewertungen pro ca. 10 mal so hoch wie heute, mit entsprechend höheren Download-Zahlen.
Für viele Entwickler lohnt sich das Geschäft nicht mehr – die Zahl der „App-Aufgaben“ und „abandoned Apps“ steigt.
In den App-Stores kann man es nachprüfen: „Wenn eine App hat in den letzten sechs Monaten nicht aktualisiert wurde, stehen die Chancen, dass sie nicht mehr aktiv bearbeitet wird. – Ein erstes Zeichen für aufgegeben Apps.
Interessant ist auch die Veränderung bei der App-Lebensdauer: mißt man die Zeitdifferenz zwischen dem letzten Update und dem ersten Release-Datum, so kann man die App Lebensdauer graphisch darstellen.
Entwickler, die im Jahr 2009 eine App veröffentlichten, arbeiteten aktiv noch mehr als zwei Jahre weiter an ihrer App, bevor das Projekt verlassen wurde.
Bei aktuellen, in den Jahren 2014 und 2015 veröffentlichten Apps wurden viele bereits nach etwa drei Monaten verlassen. Entwickler verlassen inzwischenden dem App Store schneller als je zuvor. Ende 2015 waren es bereits mehr als 1,5 Millionen Apps, die auf dem Friedhof landeten.
Austin spart nicht mit drastischen Worten: Er sieht den App Store aufgrund der mehr als 1,5 Millionen aufgegeben Apps und der kurzen 2-3 Frist bis zur Aufgabe als …“einen Friedhof von Hoffnungen und Träumen“.
Apple weiß längst um das Problem, und will den App Store u.a. mit Suchfunktionen verbessern.
Systemfehler im App-Ökosystem – Gefahr für die Kulturstadt?
Doch die Systemfehler des App-Ökosystems lassen sich nicht beseitigen:
– Apps stellen keine öffentlich zugänglichen Informationen zur Verfügung, sondern müssen immer heruntergeladen werden
– Apps nutzen die User-Daten und stellen sie einem nicht überschaubaren intransparenten Ökosystem zur Verfügung.
– Kulturdaten werden dür Dritte sichtbar. Nicht nur der Film, sondern auch das Kino werden in Metadaten abgebildet.
– Eine App allein nutzt nicht viel, erst wenn alle Freunde in die gleichen App eintauchen, beginnt der Spaß.
– in populären Apps tummen sich Viele, die Informationsmenge wächst, doch Scrollen ergibt keinen Überblick mehr.
Für Künstler und Kulturveranstalter ist das fatal: die Sichtbarkeit ihrer Veranstaltungsankündigungen und Einladungen an das Publikum schrumpft – mit dramatische Folgen an der Ticket- und Getränkekasse.
Auch der Weg über populäre Veranstaltungs-Apps ist prekär, wenn allabendliche 6.500 Kulturbesucher in Prenzlauer Berg zwischen täglich 175 berlinweiten Kulturangeboten scrollen und auswählen müssen, bleiben im Durchschnitt nur rund 37 Besucher in jeder Veranstaltung.