Donnerstag, 28. März 2024
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Der „Unfug“ mit den „klimaresilienten Bäumen“

Taschentuchbaum

Von Michael Springer

Die letzte Pressemitteilung des Bezirksamtes Pankow vom 8.12.2022 ist Anlaß für sehr harte Kritik. Es geht um das Thema „Klimaresiliente Bäume auf dem Antonplatz und in der Seelower Straße gepflanzt,“ ein scheinbar lapidares Thema — das jedoch groteske Züge der „Volksverdummung“ mit trägt. — Kurz: die Pankowerinnen und Pankower werden „hinter die Fichte geführt“ und politisch verulkt!

Es geht um den Begriff „klimaresiliente Bäume.“

Klimaresiliente Vielfalt auf dem Antonplatz und „märchenhafte Erzählungen“ über Bäume in der Stadt.

Erzählung: „Auf dem Antonplatz wurden vor kurzem die letzten Bäume, hauptsächlich Apfel-Dorne, der bisherigen Bepflanzung entfernt, da sie sich wegen der starken Nutzung des Platzes und der aktuellen klimatischen Bedingungen nicht gut entwickelt hatten und teilweise bereits abgestorben waren.“

Realität: der Apfeldorn / Lederblättriger Weißdorn – Crataegus x lavallei ‚Carrierei‘ ist winterhart und gilt bisher als industriefest. Trockenheit und Hitze schaden ihm nicht. Der ‚Carrierei‘ wirft sein Laub zum Winter ab. Vorher präsentiert er im Herbst eine beeindruckende rötliche Herbstfärbung. — Allerdings ist der Apfeldorn nicht „dürre-resistent.“ — Ist kein pflanzenverfügbares Wasser im Boden, versagt jeder Baum binnen Stunden, oder Tagen.

So funktioniert „grüne Lügen-Politik“ beim Stadtgrün

Die Berliner Klimaschutz- und Grünpolitik zum Bereich Straßenbäume ist völlig unzulänglich konzipiert. Noch immer wird von „Trockenheit und Trockenschäden“ geredet, wo doch langanhaltende Dürre-Zeiten zu einem für Bäume bedrohlichen Wassermangel führen.
Bedrohlich deshalb, weil mitten in der sommerlichen Vegetationsperiode — mit der höchsten biologischen Aktivität — das pflanzenverfügbare Wasser im Boden wochen- und monate lang zur Neige geht. Bäume können sich nicht mehr gegen Pflanzenschädlinge und Pilze wehren, und werden quasi bei lebendigen Grün „angefressen,“ geschwächt und zersetzt.
Zudem erreichen Bäume im Hochsommer auch den sogenannten „permanenten Welkepunkt“, bei dem die interne Regulation des Wasserhaushalts zwischen Blatt (Verdunstung) und Wurzel zusammenbricht. Bäume sterben dann binnen Stunden ab.
Die zuständige Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz ist genau informiert: das Pflanzenschutzamt Berlin gibt Bewässerungsempfehlungen für Stadtbäume ab, und zeigt die „Bodenfeuchte“ in einem Modelldiagramm an, das den für Straßenbäume tödlichen roten Bereich zwischen dem 24.5. bis zum heutigen Datum aufzeigt. Kein Baum kann das lange überleben!
Die „„Bodenfeuchteampel“ ist eine „Dürre-Ampel,“ die Daten eines Stadtbaum-Sterbens protokolliert.

Neupflanzungen auf dem Antonplat

Erzählung: „… (wurden) insgesamt 15 Bäume gepflanzt, die sich nun über den Winter an ihre Standorte gewöhnen und ab dem kommenden Frühling neue Knospen bilden können.“ — Richtig ist: jeder Baum muss sich an seinen Standort anpassen können, allerdings muss die Baumart mit ihren natürlichen Ansprüchen zu den Standortbedingungen passen! — Und er sollte auch große Baumkronen ausbilden können, nicht nur ein paar „Knospen.“

Sieben neue Baumarten wurden gepflanzt — ein Experiment, das voraussichtlich etwa 7 Jahre gut gehen kann:

  • die ausführende Firma übernimmt in den ersten Jahren die Bewässerungspflege
  • danach übernimmt das Straßen- und Grünflächenamt die fallweise Bewässerung bis ins 6. Jahr.
  • nach dem 6. Jahr sind Stadtbäume quasi auf sich gestellt, und müssen bei Dürre auf die Gnade freiwilliger Akteure vertrauen, die im Sommer künstlich wässern, wenn der Regen ausfällt.

Exotische Baumarten mit Ansprüchen zum Baumstandort

Sieben Baumstandorte wurden mit eher exotischen Baumarten bepflanzt — verbunden mit der Hofffnung, diese seien an die aktuellen und zu erwartenden klimatischen Bedingungen besser angepasst.

  • Zimtahorn Acer griseum, ist frosthart und robust. Im Wasserbedarf ist der Baum bescheiden. Extrem trockener Boden benötigt bei großer Hitze regelmäßige Wassergaben.
  • Schneeballahorn Acer opalus, ist eine Halbschattenbaumart, Bodenansprüche: nährstoffreich, gut durchlässig aber feucht, häufig auch frisch lehmig.
  • Taschentuchbaum Davidia involucrata var. vilmoriniana, für windgeschützten, sonnigen bis halbschattigen Standort. Als Jungpflanze ist er bedingt winterhart. Benötig humus- und nährstoffreichem, durchlässigem und nicht zu trockenem Boden.
  • Blauglockenbaum Paulownia tomentosa, arme, mäßig trockene Böden, spätfrostempfindlich.
  • persischer Eisenholzbaum Parrotia persica, sonnige Standorte und lichten Schatten. Heiße Mittagssonne verträgt die Pflanze dagegen nicht.
  • Geweihbaum Gymnocladus dioicus Boden: reich an Nährstoffen und Humus, frisch, durchlässig und tiefgründig.
  • Blumenesche Fraxinus ornus Böden: sandig, kalkreich, tiefgründig, frostempfindlich < 15°C, sonnige Standorte, kein Schatten.
  • Amberbäume Liquidambar, Böden: mäßig feuchten, lockeren und tiefgründigen Lehmböden.

Erkennbar ist: jede Baumart hat eigene Ansprüche, eine übergreifende „Klimaresilienz“ gibt es nicht! Mit „Erzählungen“ und „Innovations-Neusprech“ wird Schindluder getrieben. Bäume als Klimahelden – das ist grober Unfug, der es sogar bis in das Wissenschaftsjahr geschafft hat!

Es muss klipp und klar gesagt werden: ohne menschliche Zusatzbewässerung im Sommer werden wir in Berlin alle Stadtbäume verlieren! — Die grüne Klimaanpassungspolitik scheitert in den Dürrejahren!

m/s