Politiker sinnen nach, wieso die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklafft. Eigentlich ist doch das Steuersystem da, das Spitzensteuersätze und Abgaben austariert. Eigentlich dürften doch nur „Superfleissige“ auch „superreich“ werden dürfen. Eigentlich müßten doch das dichte Netz der Steuerbehörden, der bargeldlose Geldtransfer und die Bestimmungen gegen die Geldwäsche ausreichen, um „Gerechtigkeit“, „Leistungsgerechtigkeit“ und „Chancengleichheit“ sicherstellen – so etwa das Credo sozialdemokratischer Politik.
Doch irgendwas geht da doch nicht zusammen – es muss noch ein dunkles Geheimnis des Kapitalismus geben – sonst wäre die wachsende Zahl der Superreichen überhaupt nicht erklärbar! Kein Steuersystem hat das System der Superreichen wirklich auf dem Schirm, zu erfindungsreich sind die Strategien der Geldvermehrung – selbstverständlich alles auf Basis von Krediten, und meist sogar steuerabsetzbar, bis hin zum Firmenjet und zur Superyacht – als Geschäftssitz und „Firmenfahrzeug“.
Das Handelsblatt hat nun den Schleier etwas gelüftet:
Aktien, Immobilien, Anleihen,
Cash: Wie die Superreichen ihr Geld anlegen
Peter Köhler | 14.05.2015 | Handelsblatt
Zitat: „Verschwiegen, kaum beaufsichtigt und höchst erfolgreich: Die Family Offices der Super-Reichen sind die Königsklasse der Geldanlage. Eine Studie lüftet die gut gehüteten Geldanlage-Geheimnisse der illustren Kundschaft.“
Eine Studie des Bayerischen Finanz Zentrums (BFZ) und der Complementa Investment-Controlling AG gibt erstmals einen Blick hinter die Kulissen frei: „Herzstück der modernen Vermögensverwaltung sind dabei die Family Offices. Hier werden die langfristigen Strategien ausgebrütet. Die Mindestanlagen liegen bei etwa 100 Millionen Euro.“
Wir haben es ja irgendwie schon geahnt: es muss ein System sein, das wie in einer Großfamilie in einem Backshop, in Spätis, Obstläden und Supermärkten funktioniert: „alle halten zusammen, jeder hilft jedem – und ein paar Helfer sind immer gerade neu eingestellt, nachdem sie aus Hartz4 ausgegründet haben. Bei den Family Offices ist nur ist das Einstiegsgeld sehr viel höher, und der Chef ist nicht der Patriarch, sondern ein Elite-Absolvent einer Wirtschaftsakademie.
Gleichzeitig muß es funktionieren wie eine moderne Investorengruppe in Berlin, die nicht nur eine, oder zwei, sondern elf oder gar 57 Objektgesellschaften hat, und sich immer dann wenn Gewinne zu versteuern sind, schnell zum Jahresende gegenseitig Rechnungen schreiben.
Nie geht das Risiko nach unten, im Zweifel hilft sogar eine geplante Pleite, und der befreundete Insolvenzfachmann übernimmt, um danach erneut stille Reserven im Objekt zu heben.
Die Moral von der Finanztransaktions-Geschichte ist einfach: „Illegal war gestern – scheisslegal ist in!“