Bei trockenen Wetter reinigen sechs Klärwerke der Berliner Wasserbetriebe täglich rund 620.000 Kubikmeter Abwasser. Das Klärwerk Schönerlinde liegt nordwestlich von Pankow im Gebiet der Gemeinde Wandlitz. Es ist eines der weltweit modernsten Klärwerke und soll das erste energieautarke Klärwerk der Berliner Wasserbetriebe werden.
Newcomer unter den Berliner Klärwerken
Das Klärwerk Schönerlinde ist noch jung, die erste Ausbaustufe wurde 1985 errichtet und soll eine zukunftssichere Abwasserreinigung im Norden Berlins sicherstellen.
Es hat heute eine Reinigungskapazität von ca. 105.000 m³ Abwasser pro Tag, bei trockenem Wetter. 1986 wurde die chemische Phosphateliminierung in Betrieb genommen, 1988 folgte die Inbetriebnahme der zweiten Ausbaustufe.
Danach wurden weitere Klärstufen errichtet: 1993 die teilweise biologische Phosphateliminierung mit Nitrifikation, danach 1999/2000 die Inbetriebnahme von drei modernisierten Abwasserreinigungslinien mit biologischer Phosphateliminierung – in Kombination mit Nitrifikation und Denitrifikation.
Danach folgten schrittweise die Inbetriebnahme einer Schlammentwässerungs- und Trocknungsanlage und weitere Modernisierungen, bis zum Neubau des Rechenhauses, das Grobstoffe aus dem Vorlaufwasser ausssondert.
Markante Faulgasbehälter
Das Klärwerk Schönerlinde ist mit seinen drei Windrädern und den markanten Faulgastürmen weithin in der Landschaft sichtbar. Die
vier Glockengasbehälter haben mit einen Speicherinhalt von je 5.000 Kubikmeter Faulgas.
Das Klärgas enthält viel nutzbare Energie, die für die Schlammerwärmung, Schlammtrocknung, die Elektroenergieerzeugung, Gebäudeheizung und Warmwasserversorgung im Klärwerk genutzt wird. Ein Blockheizkraftwerk und eine Mikrogasturbine werden von dem Klärgas angetrieben, und wandeln die im Klärgas enthaltene Energie in Strom und Wärme um. Die im Jahr 2011 in Betrieb genommene Mikrogasturbine hat sich inzwischen sicher im Betrieb bewährt.
2012 folgte die Inbetriebnahme von drei Windrädern, die zur Versorgung mit erneuerbarer elektrischer Energie dienen.
Klärwerk Schönerlinde auf dem Weg zum Selbstversorgen
Inzwischen ist das Klärwerk Schönerlinde auf einem guten Weg zur vollständigen Selbstversorgung mit erneuerbarer Energie.
Eine neue, zweite Mikrogasturbine dreht und dreht und dreht sich und verwandelt noch mehr Biogas aus der Klärschlammfaulung in Strom und Wärme. Der Anteil der eigenen Energieerzeugung wird damit auf 87 Prozent erhöht. Das Klärwerk im Nordosten Berlins ist auf dem besten Weg, das erste energieautarke Klärwerk der Berliner Wasserbetriebe zu werden.
Berliner Wasserbetriebe: Vorbildlich im weltweiten Vergleich
Mit dem Klärwerk Schönerlinde ist inzwischen eine Anlagenkombination entstanden, die im weltweiten Vergleich vorbildlich ist.
Aus dem Biogas werden mittels der zwei Mikrogasturbinen und dem Blockheizkraftwerk jährlich knapp 6,3 Gigawattstunden (GWh) Strom erzeugt. Außerdem liefern seit 2012 drei Windräder jährlich insgesamt über 10 GWh, wovon ein Teil in das öffentliche Netz gespeist wird.
An windreichen Tagen erzeugt das Klärwerk bereits heute mehr Strom als es selbst verbraucht. Für den Klimaschutz rechnet sich das übrigens auch: Durch Eigenerzeugung von Strom und Wärme aus Wind und Faulgas können jährlich bis zu 13.000 Tonnen CO2-Emissionen vermieden werden.
Weitere Informationen:
Berliner Wasserbetriebe – www.bwb.de