/// Kommentar /// Hartmut Mehdorn ist in dieser Nacht mit seinem Auto aus der Kurve gekippt – ein bedeutungsvolles letztes Zeichen! Der Aufsichtsrat ging in der Nacht ohne Etat und ohne Plan auseinander. Insider berichten bereits von wachsender Verzweiflung in den Köpfen. Man wird der Lage am Großflughafen BER nicht mehr Herr – das Projekt ist nachhaltig verfahren worden.
Die Probleme mit der viel zu komplexen Brandschutztechnik sind nicht mehr wirtschaftlich lösbar. Gebäude-Entwurf und technisches System sind überkomplex und selbst nach einer „Abnahme-Premiere“ auf Dauer ein ständiges Betriebsrisiko. Auch SIEMENS Bulding Technologies werden das Grundproblem nicht verläßlich lösen können.
Die Lernkurve ist nun bald am Ende, der teure Murks ist weder wirtschaftlich angemessen heilbar, noch sanierungsfähig. Ich empfehle daher die Zerschlagung der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg GmbH und einen Notfall-Plan.
Zeit für den Notfall-Plan
Die Lage ist kritisch – weiter so geht es nicht! Die Metropolenregion Berlin-Brandenburg braucht eine zukunftsfähige Flughafenplanung, ein neues Flughafenkonzept. Dazu gehört auch eine vernünftige Verkehrsplanung – denn die wichtigste Zufahrt zum Großflughafen ist bereits täglich durch Verkehrsstaus geplagt: die Stadtautobahn Ring-West.
Der Notfall-Plan erfordert eine große politische Anstrengung – weil gewaltiger Schaden für die Metropolenregion droht! Berlin droht im Wettbewerb der Zukunftsmetropolen zurückzufallen. Das Land Brandenburg steht vor der strukturellen Pleite.
Um den Schaden zu minimieren und möglichst abzuwenden, ist nun planvolles Handeln angesagt:
1. Arbeitgruppe Flughafenplanung
Auf Ebene der gemeinsamen Landesplanung zwischen Berlin und Brandenburg ist die künftige Flughafenplanung und Verkehrsplanung neu zu überprüfen und neu abzustimmen, fortzuschreiben bis 2025, 2030 und 2050.
Der Ausbau des Großflughafens BER ist dabei zu überprüfen und unter veränderten Zielsetzungen anzupassen. Ein Weiterbetrieb und Ausbau des alten Terminals Schönefeld ist zu planen. Das Gesamtziel eines großen Luftverkehrs-Drehkreuzes sollte aufgegeben werden, weil der Standort hierfür zu nah im besiedelten Bereich liegt. Die Chance dafür wurde vertan.
Der Ausbau des Regionalflughafens Finowfurt für den Geschäftsreise-Verkehr und für medizinische Luftfracht für die Medizin- und Biotechnologie-Region Berlin und Berlin-Buch ist voranzutreiben. Hiervon kann das Land Brandenburg mit dem Landkreis Barnim neue Impulse erwarten. Gleichzeitig stehen terminkritische Güter nicht ständig im Stadtautobahn-Stau.
Der Weiterbetrieb des Flughafen Berlin-Tegel (TXL) für die Flugbereitschaft und die Bundesregierung ist zu ermöglichen. Für Tagesverbindungen sollte TXL auch als Business-Flughafen bis 2025 offen gehalten werden.
2. Zerschlagung und Umstrukturierung der FBB GmbH
Die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg ist organisatorisch in mehrere getrennt agierende Einheiten aufzuteilen, um wieder strategisch handlungsfähig zu werden. Dabei werden folgende Geschäftsbereiche gebildet:
FBB 1: Flughafen Tegel (TXL) mit Flughafen-Logistik und Flughafen-Versorgung und Terminal Schönefeld
FBB 2: Flughafen BER Real Estate Management und Betrieb (übernimmt Neubauten)
FBB 3: Flughafen BER Construction / Re-Construction mit einer „Task-Force-Rückbau & Umbau“ (managt Bau/Umbau bis Übergabe).
3. Umplanung und Restrukturierung des Flughafen BER
Für die Umplanung und Restrukturierung des Flughafens BER wird ein Geschäftsbereich „BER Construction / Re-Construction“ gebildet, der die Baustelle künftig betriebsbereit an die BER Real Estate Management und Betrieb zu übergeben hat.
Zwischen beiden Gesellschaften ( FBB 2 und FBB 3) wird das Anlagevermögen und die Bauten geteilt in:
– betriebsbereit (Inbetriebnahmeplan)
– nicht betriebsbereit (Umbau, Neubau)
– nicht betriebsnotwendig (Rückbau)
Wegen der bislang völlig aus dem Ruder gelaufenen Planung und der überforderten „Bauherren-Funktion“ der FBB Berlin-Brandenburg GmbH wird das zentrale Gelände in mehrere beherrschbare funktionale Bau- und Vertragslose geteilt. Parkhäuser und Hotel werden kurzfristig zur Privatisierung ausgeschrieben, um Geld in die Kasse zu bekommen, und ein EU-Beihilfeverfahren zu umgehen.
Übertragung von Grundstück und Bahnanlagen an DB AG
Das Gesamtgrundstück mit den Bahnanlagen, Bahnhofszugängen und ebenerdigen Flächen wird an die DB AG übertragen, die diese Flächen im Rahmen eines Gesamtbewirtschaftungsvertrages an DB Netz AG und DB Station & Service vergeben kann. Die DB AG bekommt alle Aufgaben mit Mobilität und Logistik übertragen und sorgt selbst für notwendige Investitionen.
Der Bund als Gesellschafter der FBB GmbH kann auf diese Weise seine Vermögensanteile an die DB AG übertragen, und aus dem Aufsichtsrat ausscheiden.
Rückbau des Hauptterminals BER
Der Hauptterminal des Flughafen BER ist als überkomplexe Fehlplanung anzusehen, und im Rahmen technischer Möglichkeiten zurückzubauen. Gebäude-Größe, Geschoßstaffelung und Zugangssituationen von den unterirdischen Bahnsteigen schaffen komplizierte Anforderungen, die nicht mittels Gebäudetechnik und Brandschutztechnik zu bewältigen sind. Selbst bei technisch excellenten Neuinvestitionen bliebe auf Dauer ein zu hohes, unkalkulierbares technisches Betriebsrisiko, das periodisch bei den vorgeschriebenen Brandschutzrevisionen und -übungen kritische Situationen schafft. Hohe Wartungskosten, technische Abnutzung und ständige Wartungsaufwendungen schaffen stetige neue Betriebs- und Stillegungsrisiken im laufenden Betrieb.
Vorläufiger Abschied von der Shopping-Mall
Auf die bisher geplante Shopping-Mall ist zugunsten einer schnellen Umbauplanung und Inbetriebnahme des Haupt-Terminals vorläufig zu verzichten. Für die Shopping-Mall wird eine externe Lösung mit einem erfahrenen Projektentwickler gesucht, sobald klar ist, wie ein Rückbau-Konzept aussehen kann.
Die einfachste Variante besteht in einer Teilung des Hauptterminals, bei dem das mittlere Dachfeld geöffnet und der Hauptterminal in zwei große Gebäude-Abschnitte geteilt wird. Auf diese Weise können natürliche Belüftungsverhältnisse, verkürzte Fluchtwege ins Freie, und eine niedrige Komplexität bei Klimatisierung, Haustechnik und Brandschutz erreicht werden.
Der Hauptterminal wird bis auf die Zugangsebene hinunter geteilt. In den bestehenden Freiraum zwischen den beiden Hälften des Terminals werden Freiflächen, Ruhezonen, Wasserbecken und botanische Grünanlagen eingebaut, die einen großzügiges Raumerlebnis zwischen den verbleibenden Terminal-Bauten schaffen. Die Zugänge aus dem Bahnhof werden mit freistehenden Pavillons und Glasdächern überdacht und verbinden beide Terminal-Bauten.
Priorität: Inbetriebnahme des Fluhafen BER vor 2018
Für die Inbetriebnahme des Flughafen BER ist ein Fünf-Phasenplan in Gang zu setzen. Der folgende Prioritäten setzt:
1. Entlastung von TXL und Umverlagerung von Fluggesellschaften zum Alt-Terminal Schönefeld,
2. Ausbau und Kapazitätserweiterung des Alt-Terminals Schönefeld,
3. Neubau zweier Leichtbau-Abfertigungs-Terminal am östlichen Ende von Nord- und Südpier. Inbetriebnahme ab 2016.
4 Neubau: Abfertigungsterminal Nordwest-Eck zwischen Nordpier und Hauptterminal BER. Inbetriebnahme 2017.
5. Neubau einer Technik-Zentrale mit Berücksichtigung von kostensparenden „Funk- und Dach-Oberleitungs-Techniken“.
Die Leichtbau-Terminals werden privatisiert und an zwei große Fluggesellschaften verkauft. Ein Rückkauf nach 10 Jahren wird als Option gesichert. Die Kosten für die beiden Leichtbau-Terminals können mit zweimal je ca. 15 Mio. € kalkuliert werden. Die Inbetriebnahme nach 1,5 Jahren Bauzeit ist anzustreben.
Abfertigungsterminal Nordwest
Das neue Abfertigungsterminal Nordwest wird an einen privaten Betreiber vergeben, der das Terminal für 30 Jahre betreiben darf. Für die Planung ist ein weltweiter Architekten- und Betreiberwettbewerb auszuschreiben.
Das Abfertigungsterminal Nordwest kann unabhängig vom Hauptterminal betrieben werden, und nimmt während der Umbauphase des Hauptterminals die zentrale Funktion ein.
Inbetriebnahme-Termine
Bei rechtzeitiger Entscheidung ist eine Teil-Entlastung von Berlin-Tegel (TXL) ab 2015 möglich. Nord- und Südpier können in begrenzter Form ab Winterflugplan 2015 genutzt werden.
Die Teilbetriebnahme der beiden Leichtbau-Terminals am Nord- und Südpier ist ab Winter-Flugplan 2016 möglich, wenn zügig gebaut wird, und einfache Baustandards wie bei einer Messehalle eingehalten werden.
Der neue Abfertigungsterminal Nordwest kann seriös geplant erst ab 2016 gebaut werden, und ist damit erst 2018 betriebsbereit.
Der Rückbau und Umbau des Haupttermimals kann erst 2015 beginnen, und erlaubt eine provisorische Inbetriebnahme erst ab 2017.
Eine vollständige Inbetriebnahme mit dem neuen Hauptterminal ist aber ab dem Winterflugplan 2018 möglich.
Lärmschutz, Landesplanung und Sonderwirtschaftszone Flughafen BER
Die Flughafenplanung Berlins war unter dem damals Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen an die Zusage geknüpft worden, in absehbarer Zeit einen „Länderzusammenschluß“ zwischen Berlin und Brandenburg herbeizuführen. Die Brandenburger Politik hat dieses Vorhaben sabotiert. Das Vertrauen ist auch dahingehend gestört, ob der Bau des Großflughafens BER nicht auch politisch, genehmigungsrechtlich und wirtschaftlich vom Land Brandenburg behindert und sogar verhindert wird.
Um diese politische Gemengelage zu versöhnen, ist eine „Sonderwirtschaftszone Flughafen BER“ per Staatsvertrag zwischen dem Land Berlin und dem Land Brandenburg einzurichten, in der die bisherigen Master-Pläne fortgeschrieben werden. Für die Sonderwirtschaftszone wird ein gemeinsamer Zweckverband zwischen Berlin und Brandenburg in Form einer Entwicklungsgesellschaft gegründet, der städtebauliche Fragen, Ansiedlung und Lärmschutzfragen regelt.
Die Sonderwirtschaftzone wird einer eigenen Bauaufsichtsbehörde unterstellt, die ausschließlich für die „Sonderwirtschaftszone Flughafen BER“ zuständig ist, und aus Bauexperten des Bundes und beider Bundesländer besetzt wird.
Die bisherige „reaktive Lärmschutzplanung“, die auf Bürgerprotest und Gerichtsentscheidungen fußt, muß durch eine vorausschauende Lärmschutz-Entwicklungsplanung“ ersetzt werden. Dazu ist jährlich ein „Ankauf-, Entschädigungs- und Umsiedlungsetat“ in Höhe von 30-50 Mio. € zu bilden, mit dem Lärmschutzbetroffene aus der Entwicklungszone Flughafen umziehen können. Das Land Berlin und das Land Brandenburg stellen hierfür bevorzugt Neubauflächen für Wohnhäuser und Gewerbeumsiedlungen zur Verfügung.
Die angekauften Flächen werden städtebaulich entwickelt, und zum Verkauf an Airport-Mitarbeiter, Investoren und Airport-Gewerbe angeboten. Lärmschutz ist ein Grundstücksgeschäft, das Lärmbetroffenen und dem Flughafen Vorteile bringen kann.
Interessant. Es sollte keine Tabus mehr geben, um ein neues Konzept zu diskutieren. Ähnliches versuchte vor einigen Jahren bereits der Bürgerverein BVBB e.V. mit einem „Nachnutzungskonzept BBI (BER)“ für die Airport-Investruine. Ich erkenne hier einige dieser Ideen wieder.
Bei der Historie irrt ihr aber leider! Nicht Brandenburg hatte damals den Bau eines rentablen und entwiklungsfähigen Airport „sabotiert“ – sondern Berlin und der Bund mit OBM Diepgen (CDU) und Verkehsminister Wissmann (CDU)! Stolpe (SPD) und das Land Brandenburg waren für ein internationales Drehkreuz bei Sperenberg. Aber das hätte der Entwicklung der Airports in Frankfurt und München geschadet. Diepgen und Wissmann waren eben die eigenen Genossen und Interessen in Hessen und Bayern wichtiger. Leider! DHL investier gerade in leipzig zum zweiten Mal 150 Mio. EUR für den Air-Hub dort, um ihn zum World-Main-Haub auzubauen. Ich weiß, dass denen Sperenberg um etliches lieber gewesen wäre, weil viel entwicklungsfähiger, selbst als Leipzig!
Ihre Gedanken bieten viele interessante Aspekte. Leider halten Sie aber am Kardinalfehler des BER fest. Die willkürliche falsche Standortwahl (vgl. Raumordnungsverfahren) muß revidiert werden. Für den an Untreue grenzenden Umgang mit unseren Steuergeldern sollten Verantwortliche bis in höchste Positionen persönlich haftbar gemacht werden.
Liest sich – für den interessierten Laien – recht schlüssig.
Idiotisch! TXL schließt! Fertig, aus!
Was nun?
„Das Gesamtziel eines großen Luftverkehrs-Drehkreuzes sollte aufgegeben werden, weil der Standort hierfür zu nah im besiedelten Bereich liegt“
Aber Tegel soll weiterbetrieben werden???
Stimmt ja. Liegt nicht „nah im besiedelten Bereich“.
Liegt DIREKT im besiedelten Bereich.
Tegel hat keine Zukunft.
Sobald die neue Südbahn in Schönefeld genutzt wird, muß Tegel 6 Monate später geschlossen werden. Das wurde bei Ihrem Konzept mal geflissentlich übersehen.
Das Nachnutzungskonzept von Ferdi Breidbach ist immer noch aktuell und auf der Homepage der „NeueAktion“ ber-na.de nachzulesen http://ber-na.de/Aktuelles/NNK/index.html
Dieses Konzept ist Journalisten-, Politiker- und Wirtschaftskreisen bekannt. Aus politischen Gründen wird es noch nicht aus der „Schweigespirale“ entlassen – vielleicht nach den Brandenburger Landtagswahlen?
Kreativ, jedoch ohne jegliche funktionale Logik. Da würde selbst die Peitsche nicht mehr helfen die kapazitiven Probleme zu bewältigen. Wer bei dem Konzept noch fliegt, dem ist nicht zu helfen. Da ist selbst das wenig überzeugende funktionale Konzept der jetzigen Ruine noch besser.