Freitag, 19. April 2024
Home > Themen > House of Greeks – gar nicht pleite!

House of Greeks – gar nicht pleite!

House of Greeks

Das Thema Griechenland schlägt weiter hohe Wellen, bis hin zum persönlichen Schlagabtausch zwischen dem griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis und seinem deutschen Amtkollegen Wolfgang Schäuble. Währenddessen versuchen die Finanzfachleute der EU, Licht in das Dunkel der griechische Finanzlage zu bringen.

House of Greeks
House of Greeks: 800 Milliarden € auf Schweizer Privatkonten gebunkert

Zu Wochenbeginn machte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) noch einmal klar, dass sich die europäische Politik immer stärker auf einen Austritt Griechenlands aus der Währungsunion einstellt.

Vor allem die Unkenntnis über die tatsächliche griechische Finanzlage sorgt für Ungewißheit. Darüberhinaus lässt die fehlende griechische Kooperationsbereitschaft viele Unwägbarkeiten entstehen.

Schäuble machte Druck, und brachte auch das Wort vom „Graccident“ ins Spiel: „Da die Möglichkeit zu entscheiden, was passiert, nur bei Griechenland liegt, und wir nicht so genau wissen, was die Verantwortlichen in Griechenland tun, können wir es nicht ausschließen“, sagte der Finanzminister Schäuble bei einem Treffen mit seinem österreichischen Amtskollegen Hans Jörg Schelling am letzten Donnerstag in Wien.
Schelling stützte die Meinung und ergänzte, die Unerfahrenheit der neuen Athener Linksregierung erhöhe „das Risiko eines möglichen Unfalls“.

Nun steht neben dem „Grexit“, dem geplanten Ausstieg aus der EU-Währungsunion die noch brisantere Alternative als Menetekel an der Wand: der „Graccident“, abgeleitet vom englischen Wort für „Unfall“, dem „accident“.

Eine griechische Klage über eine angebliche Beleidigung des griechischen Finanzministers durch Schäuble entpuppte sich als Übersetzungsfehler. Doch Schäuble hatte die griechische Regierung klar als „unerfahren“ bezeichnet.

Inzwischen gleicht das griechische Polittheater den intriganten Spiel der US-Serie „House of Cards“, in der Inszenierung, Heimtücke und Zynismus im Weißen Haus und im US-Kongreß den filmischen Hintergrund abgeben.

Europa bekommt nun die Inszenierung des „House of Greeks“ als Echtzeitdrama geliefert.

Bisher wollen alle den Verbleib Griechenlands im Euro

EU-Kommissionpräsident Jean-Claude Juncker und die Eurogruppe wollen als bisherige EU-Geldgeber aber ein Euro-Aus vermeiden, weil es zu riesigen dreistelligen Milliardenabschereibungen kommen würde.
Auch die griechische Regierung unter Alex Tsipras will bisher einen Euro-Aussstieg verhindern, wenn man den offiziellen Äußerungen glauben darf.

Streitkulisse Reparationsforderungen

162 Milliarden Euro an Reparationsforderungen, so hoch war die griechische Forderung noch im Herbst 2014. Die Athener Regierung fordert von Deutschland Entschädigung für abgepresste Kredite zur Zeit der NS-Besetzung und für erlittene Kriegsschäden.
Justizminister Nikos Paraskevopoulos drohte in der letzten Woche sogar damit, deutsches Eigentum in Griechenland zu beschlagnahmen.
Der Hintergrund: Nazi-Deutschland hatte 1942 einen Zwangskredit von 476 Millionen Reichsmark von der griechischen Zentralbank erhoben. Eine Rückzahlung war vertraglich vereinbart worden, doch Griechenland bekam das Geld nicht zurück.
Nach griechischer Rechnung beläuft sich der Zwangskredit auf heute einen Wert von elf Milliarden Euro.
Der wissenschaftliche Dienst des Bundestags hat den Wert der Anleihe inklusive Zinsen 2012 mit 8,25 Milliarden Dollar veranschlagt. Fast 70 Jahre nach Kriegsende lehnt es die Bundesregierung allerdings ab, Entschädigungs- und Reparationszahlungen zu leisten.
Nun legte die gríechische Regierung sogar noch nach: zu den Reparationsforderungen gibt es eine erste griechische Studie. Auf Grundlage dieser Studie prüft der Oberste griechische Gerichtshof, wie mögliche Reparationsforderungen an Deutschland erhoben werden können. Die Studie blieb zunächst geheim, vor einer Woche wurde diese jedoch von der Athener Zeitung „To Vima“ veröffentlicht. Die neuen Gesamtforderungen werden in der Höhe zwischen 269 und 332 Milliarden Euro beziffert.
Die Bundesregierung sieht die Entschädigungsfrage jedoch als erledigt an.

Drohung mit Flüchtlingen und Empörung über Verteidigungsminister Panos Kammenos

Unverständnis und Empörung seitens der EU-Vertreter gab es über den griechischen Verteidigungsminister Panos Kammenos, der damit gedroht hatte Zehntausende Flüchtlinge in andere EU-Staaten weiterzuschicken, darunter eventuell auch Mitglieder der IS-Terrormiliz, wenn Europa Athen in der Schuldenfrage nicht entgegenkomme.
Die griechische Regierung kassierte Kammenos Aussagen – doch der Ärger ging weiter, denn EU-Parlamentspräsident Martin Schulz reagierte sehr gereizt, er sagte, im Vergleich zu Anel-Parteichef Kammenos erscheine ihm „ein Elefant im Porzellanladen wie ein fein ziselierter Diplomat“.
Kammenos hatte Zuletzt noch an die Verwicklung von Bundesfinanzminister Schäuble in die CDU-Spendenaffäre erinnert.

Martin Schulz legte sogar noch nach und hofft auf ein schnelles Ende der Athener Koalition. Und nun wird das Thema auch bei uns innenpolitisches Streitthema. Schulz stößt mit seiner Forderung an den griechischen Regierungschef Alexis Tsipras zum Ende der Zusammenarbeit mit der rechtspopulistischen Partei Anel („Unabhängige Griechen“) auf scharfe Kritik in der Unions-Bundestagsfraktion und bei der Linken.
Der Unions-Obmann im Auswärtigen Ausschuss, Roderich Kiesewetter (CDU) meldet sich zu Wort: „Es ist nicht unsere Aufgabe, gewählte Regierungen aufzufordern, Koalitionen zu beenden. Hier überschreitet der Präsident des Europaparlaments eindeutig seine Kompetenzen“, sagte der gegenüber der Online-Ausgabe des Handelsblatt.

Yanis Varoufakis und Ehefrau Danae Stratou
Yanis Varoufakis und Ehefrau Danae Stratou – ein Bild für Götter – Foto: Screenshot Paris Match

Varoufakis: Leben wie Gott in Frankreich

Die „House of Greeks“ – Story wurde auch noch auf eine tief anrührende Weise um eine wohlige Facetten bereichert. Im französischen Magazin Paris Match erschien eine eine opulente Home-Story über den griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis. Die Fotoserie mit seiner Frau zeigte tiefe Einblicke in den Alltag eines Finanzministers, dessen Land sich angeblich in einer schweren Finanzkrise befindet. Der dramatische Titel „Vor der Schlacht – Avant la Bataille“ mußte nicht nur in der EU, sondern auch in Griechenland tiefe Irritationen auslösen.

Zeitweise wurde sogar seine Entmachtung vermutet, denn er nahm an einer wichtigen Konferenz der Regierung nicht teil. Nun bereut Varoufakis die Fotoserie mit seiner Frau im französischen Magazin Paris Match.
Und als hätte der Drehbuchschreiber von House of Cards den Text verfasst, meldete sich Varoufakis direkt zu Wort: „Ich frage mich: Gefällt mir diese Ästhetik? Nein. Und ich bereue es. Wir beide bereuen es“, sagte Varoufakis im griechischen Fernsehen.

Die Inszenierung stimmt nicht: House of Greeks – gar nicht pleite!

Die Inszenierung der griechischen Krise bekommt nun immer mehr immer mehr Risse. Stimmt das ganze Krisenszenario überhaupt?

Wie ist es möglich, dass rund 10 Millionen Griechen in wenigen Wochen über 40 Milliarden € von Bankguthaben abheben, und noch immer Menschen in Griechenland Not leiden?

Hilfe kommt womöglich aus der Schweiz, die schon seit Jahren im Rahmen von OECD-Musterabkommen und internationalen Standards gegen die Finanzkriminalät vorgeht. So sind auch inzwischen Doppelbesteuerungsabkommen mit vielen Ländern beschlossen. Die Schweiz baut auch den Informationsaustausch mit anderen Ländern zur besseren Kontrolle von Geldbewegungen aus.

800 Milliarden € in der Schweiz gebunkert

Die Verschwendung von Sitzungageldern, Reisekosten und Spesen der EU sollte umgehend eingestellt werden, es reicht Briefe und Mail zu schreiben und die schauderhaften Inszenierungen der Griechen ins Leere laufen zu lassen!

Das Schweizer Staatssekretariat für internationale Finanzfragen ( www.sif.admin.ch ) bietet sogar der griechischen Regierung Hilfe an.
Schon seit einem Jahr gibt es ein Angebot des Schweizer Staatssekretariats für internationale Finanzfragen, Milliardenvermögen griechischer Bürger aufzuspüren und nach Athen zu überweisen.

Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis und auch seine Vorgänger hätten sich aber noch nie gemeldet, heisst es bei der Behörde.

Schweiz bietet Hilfe an um Vermögen zu besteuern

Nach Statistiken der Schweizer Notenbank sind rund 800 Milliarden Euro griechisches Vermögen in der Schweiz angelegt. Diese Zahl wurde bereits Ende 2013 ermittelt. Ein großer Teil der Zinseinnahmen auf dieses Geld dürfte auch bisher unversteuert geblieben sein. Inzwischen ist noch mehr Geld im Spiel – den viele Griechen haben in der aktuellen Krise ihre Bankkonten leergeräumt und auch teilweise in der Schweizt angelegt.

Für die griechische Regierung ist die Nachricht unbequem, denn sie lenkt den Blick auf die überdurchschnittlichen Privatvermögen griechischer Bürger, die so gar nicht im Einklang mit der Not der armen und arbeitslosen Griechen stehen. Griechenland muß offensichtlich auch noch bei zivilisatorischen Standard der Solidarität etwas grundlegend nachholen.

Die Forderung von EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) nach einer Auflösung der Zusammenarbeit zwischen Syriza und der rechtspopulistischen Partei Anel („Unabhängige Griechen“) bekommt nun auch einen konkreten Aspekt: die Rechtspopulisten stellen sich bisher schützend vor die griechischen Vermögensbesitzer und halten damit die Regierung Tsipras an entscheidender Stelle auf.

Kommt die Zwangsanleihe auf Auslandsvermögen?

Die griechische Krise ist relativ einfach in den Griff zu bekommen: ein Steuerabkommen mit der Schweiz und eine zunächst fünfprozentige Zwangsanleihe auf die in der Schweiz lagernden griechischen Vermögen würde alle akuten Finanzengpässe beseitigen; rund 40 Milliarden Euro wären schnell liquide.

Danach könnte Griechenland sich an die systematische Nachversteuerung machen, und die unversteuerten Vermögen im Wert von über 800 Milliarden zur Kasse bitten.

Griechenland ist danach auch einer der reichsten Staaten der EU mit dem größten Barvermögen – kein Problem, um allen bestehenden und vertraglich eingegangenen Verpflichtungen mit den EU-Partern und Freunden nachzukommen.

Die griechische Regierung kann deshalb ganz einfach mit den publikumswirksamen Tricksereien und Schauspielen aufhören und schon im zweiten Halbjahr aus dem Vollen schöpfen!

Tsipras Berater mit neuen Tricksereien

Der Berater der griechischen Regierung Costas Lapavitsas fordert dennoch, Griechenland sollen ALLE Schulden erlassen werden. Dafür verspricht er einen „geordneten“ Rückzug Athens aus der Eurozone (BILD Interview).
Offensichtlich will man sich vor der Verantwortung für die Besteuerung der großen Vermögen drücken, und nun einen Weg als europäische Steueroase unter einer neu eingeführten Drachme beschreiten.

Die EU muß nun aufpassen. Zwischen den Guthaben in der Schweiz und dem realem Schuldenvolumen klafft nun eine 1,2 Billionen-Euro-Differenz, die ein starkes Motiv für weitere Tricksereien ist.

Weitere Informationen:

Griechenland geht baden! | 7.3.2015 | Pankower Allgemeine Zeitung

Hinweis auf nachträgliche Korrekturen

Die Meldungen über die Höhe der nach Statistiken der Schweizer Notenbank in der Schweiz gelagerten Gelder wurden heute reihum von den Medien und Online-Medien korrigiert. Demnach sind nicht „rund 800 Milliarden Franken griechisches Vermögen in der Schweiz“ verzeichnet, sondern eine viel geringere Summe.
Richtig gestellt wurde Es lagerten im betreffenden Jahr 2013 800 Millionen Franken griechisches Vermögen in der Schweiz.

Die tatsächliche Höhe griechischer Gelder in der Schweiz dürfte heute viel höher liegen, weil allein in den letzten Monaten rund 40 Milliarden Euro abgehoben werden. Sichere Quellen über eine Klärung der Vermögensanlagen gibt es aktuell nicht – die Frage wird nun nachrecherchiert.

Meldungen über griechische Auslandsvermögen aus Vorjahren

Aus dem Jahr 2011 stammt eine Meldung voM Deutschlandfunk, wonach die Auslandvermögen von Griechen rund 280 Mrd. € umfassen.

Die ehemalige griechische Regierung veröffentlichte 2012 auch die „Liste der Schande“, 170 Seiten lang, die 4152 der größten Steuersünder nennt. Sie schulden der Regierung 15 Milliarden Euro. Doch große Unternehmen und reiche Griechen zusätzlich dem eigenen Staat 50 Milliarden Euro oder sogar noch mehr schulden. Einem einzelnen Unternehmer wurden 158 Mio. € auf Auslandskonten gesperrt.

Im Jahr 2012 wurde von der griechischen Zeitung „Ta Nea“ berichtet, ein Mann, der beim Finanzamt ein Einkommen von 0 Euro angegeben hat, habe rund 25 Millionen Euro ins Ausland überwiesen. Aber auch weitere Fälle veröffentlichte die Zeitung. Den Recherchen zufolge hätten 731 Griechen allein 2010 knapp eine Milliarde Euro ins Ausland überwiesen, unter anderem nach Großbritannien, in die Schweiz und nach Zypern. 403 von ihnen gaben in ihrer Steuererklärung vor, arm zu sein.

Das auf Finanzrecherchen spezialisierte Genfer Unternehmen Helvea rechnete 2010 aus, wieviel undeklariertes Geld europäischer Kunden in der Schweiz deponiert ist. Demnach ist von ca. 24 Mrd. Euro für Griechenland auszugehen.

Zu den griechischen Auslandsvermögen existieren aber auch umfangreiche Datensammlungen. 268 Listen, darunter so namhafte Karteien wie die „Lagarde-Liste“ der damaligen französischen Finanzministerin und heutigen IWF-Chefin oder die „Oswald-Liste“ des Schweizer Bankers Jean-Claude Oswald, der bei der Verschiebung griechischer Vermögen ins Ausland half und dies 2006 öffentlich machte, befinden sich auf 65 Steuer-CDs im Besitz des griechischen Staates. Ein potenziell gewaltiger Kapitalstock, aus dem viele Maßnahmen gegen die Krise hätten finanziert werden können.
Der Umgang mit diesen Daten beschäftigt bis heute die griechische Politik, jedoch nur im Rahmen von Untersuchungsausschüssen. Das Aufklärungsinteresse gegenüber dieser Form von Oberschichtenkriminalität erscheint gering (SPD-Bundestagsfraktion)

Weltweit fahren 3760 Schiffe, die griechischen Reedern gehören, doch davon fahren aber nur 862 unter griechischer Flagge. Die Gewinne aus „internationaler“ Schifffahrt sind steuerfrei. Und so bestreiten griechische Schiffseigner und Reeder heute rund 15% des weltweiten Marktes für Schiffstransporte. Einige Reeder können sich sogar dreistellige Wohlfahrtsbudgets leisten: Die Stavros-Niarchos-Stiftung hat Ende 2012 Hilfsorganisationen 100 Millionen Euro zugesagt. Die Gewinne sind international angelegt:
in Londoner und Berliner Immobilien, ein großer Teil liegt in der Schweiz (süddeutsche.de).

Internationale Bilanzen

Interessant sind die Vergleiche der sogenanten „Medianvermögen“ zwischen mehreren Ländern. Das durchschnittliche Nettovermögen der deutschen Privathaushalte liegt bei 195.000 Euro. Das Medianvermögen jedoch nur bei 51.000 €. Das Medieanvermögen in Griechenland liegt mit 101.900 Euro höher, als in Deutschland.

m/s