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für Käthe Kollwitz

Infotafelrunde
für Käthe Kollwitz

Käthe-Kollwitz-Denkmal am 5.3.2014

Die Käthe-Kollwitz-Plastik auf dem Kollwitzplatz prägt den Platz und prägt wie kein zweites Denkmal den zentralen Kiez im Prenzlauer Berg. Ist es ein Denkmal, oder Kunst im Stadtraum – oder spricht die berühmte Bronzeplastik ganz für sich? – Müssen nachwachsende Generationen und Touristen neu informiert werden? Diese Fragen sind es wert, diskutiert zu werden!

Kaethe-Kollwitz-Denkmal am 5.3.2014
Käthe-Kollwitz-Denkmal am 5.3.2014

Antrag auf eine Informationstafel

Die BVV-Fraktion Bündnis 90/Grüne hat am 29.Januar 2014 den Antrag eingereicht, eine „Informationstafel zum Käthe-Kollwitz-Denkmal“ auf dem Kollwitzplatz anbringen zu lassen, und wollte dazu die „Gedenktafel-Kommission“ in Gang setzen. Der Antrag wurde zeitnah im Kulturausschuß besprochen, am 11.2.2014 wurde eine Einigung erzielt, die „Kommission Kunst im öffentlichen Raum“ damit zu beauftragen, eine geeignete Informationstafel am Sockel des Käthe-Kollwitz-Denkmals auf dem Kollwitzplatz anzubringen mit dem Ziel, die Betrachterinnen und Betrachter über die Hintergründe der vom Bildhauer Gustav Seitz geschaffenen Käthe-Kollwitz-Plastik zu informieren.“

In der 21. ordentlichen Tagung der Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin am 5.3.2014 wurde der Antrag im Rahmen der Blockabstimmung bestätigt und empfiehlt nun die Umsetzung:

„Das Bezirksamt Pankow wird ersucht, die Kommission Kunst im öffentlichen Raum damit zu beauftragen, eine geeignete Informationstafel am Sockel des Käthe-Kollwitz-Denkmals auf dem Kollwitzplatz anzubringen mit dem Ziel, die Betrachterinnen und Betrachter über die Hintergründe der vom Bildhauer Gustav Seitz geschaffenen Käthe-Kollwitz-Plastik zu informieren.“

Die Begründung des Antrags ist geblieben: “ In Ermangelung einer Informationstafel erschließt sich den Betrachterinnen und Betrachtern obige, vom Bildhauer Gustav Seitz geschaffene Plastik nicht von selbst.“

„So nehmen Besucherinnen und Besucher dieser Stadt mitunter etwa fälschlicherweise an, es handele sich hierbei um eine von Käthe Kollwitz selbst geschaffene oder aber von ihr in Auftrag gegebene Plastik: offenbar, weil Gustav Seitz – der Käthe Kollwitz während seines Studiums an der Kunsthochschule Berlin-Charlottenburg persönlich kennengelernt hatte – sich formalästhetisch an ein von Käthe Kollwitz 1938 angefertigtes Selbstportrait anlehnte.“

Immerhin: sowohl bündnisgrüne Abgeordnete, als auch Kulturausschußmitglieder haben auf eine Wikipedia-Quelle zurückgegriffen, denn in der Antragsbegründung steht auch:

„Noch weniger Menschen haben Kenntnis davon, dass ein weiterer identischer Nachguss dieser Plastik heute im Skulpturenpark Magdeburg zu finden ist.“

Werktafel am Käthe-Kollwitz-Denkmal
Werktafel am Käthe-Kollwitz-Denkmal

Werktafel am Sockel des Kollwitz-Denkmals

Für oberflächliche und schaulustige Besucher des Kollwitzplatz erschließt sich die Plastik möglicherweise nicht. Doch bei genauerer Betrachtung findet sich eine kleine Werktafel aus Bronze am Sockel des Käthe-Kollwitz-Denkmals. Sie ist etwas versteckt angebracht, auf der Rückseite des Sockels.

Diese kleine Bronzetafel wurde am „Freitag, 15. Oktober 1999, 19.00 Uhr“ eingeweiht. Die „Anbringung einer Werktafel an der Käthe-Kollwitz-Plastik auf dem Kollwitzplatz, Berlin-Prenzlauer Berg“ geschah in Anwesenheit von Reinhard Kraetzer, damaliger „Bezirksbürgermeister Prenzlauer Berg von Berlin.“

Die Bronzetafel wurde von der Bildgießerei Seiler aus Schöneiche bei Berlin gefertigt.

Galerie am Wasserturm stellte aus

Die damalige Galerie am Wasserturm stellte dazu eine Werkausstellung von Gustav Seitz aus (Gustav Seitz Plastik. Grafik. Zeichnung. 16. Oktober – 27. November 1999).
Zur Vernissage der Ausstellung sprach Dr. Fritz Jacobi von der Nationalgalerie Berlin.
Die Galerie am Wasserturm gibt es nicht mehr, doch der damalige Inhaber, Dr.Karger konnte sich heute noch gut erinnern – und hat die Umstände aufgeklärt. Zufällig findet sich noch der Hinweis als Unterseite seiner heutigen Galerie am Gendarmenmarkt im Internet.

Werktafel am Käthe-Kollwitz-Denkmal
Werktafel am Käthe-Kollwitz-Denkmal

Wohnhaus von Käthe Kollwitz am Kollwitzplatz

Das 1945 bei einem Bombenangriff völlig zerstörte Wohnhaus von Käthe Kollwitz am Kollwitzplatz geriet lange Zeit in Vergessenheit. Hier lebte und arbeitete die berühmte Grafikerin, Malerin und Bildhauerin 52 Jahre ihres Lebens.

Die frühere Weißenburger Straße, in der das Wohnhaus der Familie Kollwitz stand (Haus Nummer 56A), wurde 1947 zu Ehren von Käthe Kollwitz in Kollwitzstraße, der Wörther Platz (1875–1947) in Kollwitzplatz umbenannt. An dem Wohnhaus, in dem Karl Kollwitz bis zu seinem Tod gelebt hatte, ließ das Bezirksamt Pankow am 22. April 2005 eine Erinnerungsplakette anbringen. Das Haus trägt inzwischen die Hausnummer 58.

Denkzeichen-Projekt von Pat Binder

Erst nach seiner Neubebauung rückte die Künstlerin Pat Binder als Gewinnerin eines Kunst-am-Bau-Wettbewerbs den Namen Käthe Kollwitz wieder gebührend in den Blickpunkt.

Von 1997 bis 2005 realisierte sie das Denkzeichen Foto/Graphik Galerie Käthe Kollwitz am Kollwitzplatz in Berlin. In dieser Leuchtkastengalerie präsentierte sie grafische Arbeiten von 29 internationalen Künstlern am Ort des Hauses von Käthe und Karl Kollwitz. Auch ein umfangreicher Katalog ist online dokumentiert.

Pat Binders Projekt wurde damals als „beispielhaft zum Thema Kunst und Geschichte“ gelobt und ist auch bis heute im Internet zu finden.

Diskussionsbedarf um die Präsentation von Käthe Kollwitz

Das Käthe-Kollwitz-Denkmal steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, wenn Gäste und Besucher Prenzlauer Berg besuchen. „Gedenken“ und „Kunst“ sind dabei zwei wichtige Aspekte. Noch bedeutsamer sind „Tourismus“ und das Tourismusmarketing, das dieses zentrale Thema völlig lapidar abhandelt, und so zu den beklagten beiläufigen Mißverständnissen zum Käthe-Kollwitz-Denkmal beiträgt.

Ob die Werktafel heute noch ausreicht, ist zweifelhaft, auch im Kulturamt konnte man sich an diese Angelegenheit aus der Zeit „vor der Bezirksreform“ nicht gleich erinnern.

Ob heute ein „QR-Code“ am Denkmal-Sockel oder eine „Käthe-Kollwitz-App“ den bildungspolitisch gewünschten Ausweg bieten, ist zweifelhaft.

Vielleicht lässt sich Kollwitzplatz heute auch als „modernes Ensemble“ begreifen, das Gedenken, Kunst und Lebensgefühl und den Erinnerungsort einer nachgewachsenen Generation auf neue Weise nahe bringt. Aus dieser Sicht wäre allerdings eine
„Informationstafel“ für Käthe Kollwitz zu wenig. m/s

Weitere Informationen:

Bildgießerei Seiler

Pat Binder Foto / Graphik Galerie Käthe Kollwitz

Gedenktafel Käthe Kollwitz und Karl Kollwitz

Käthe Kollwitz

Karl Kollwitz

Käthe-Kollwitz-Denkmal

m/s