Donnerstag, 28. März 2024
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Katholische Kirche Mater Dolorosa in Buch

Katholische Kirche Mater Dolorosa

Die Katholische Kirche Mater Dolorosa ist erst spät entstanden. 1907 fand in Buch der erste katholische Gottesdienst in der Kapelle der 3. Irrenanstalt, dem Hufelandkrankenhaus statt. Die Pfarrei Herz Jesu in Bernau war aber noch weitere rund 25 Jahre für die Bucher Katholiken zuständig. Der Wunsch nach eigener Kirche und einem eigenen Seelsorger wurde erst im Juni 1932 vom Kirchenvorstand in Bernau bestätigt. Bis Ende des 19.Jahrhunderts war Berlin für Katholiken Diasporagebiet, mit nur wenigen Kirchengemeinden.

Katholische Kirche Mater Dolorosa
Katholische Kirche Mater Dolorosa in Berlin Buch – Foto: Jochen Teufel CC BY-SA 3.0

Aus Karo unterstützte ein Herr Hübner den Entscheid. Der Auftrag für einen Kapellenbau in Buch ging an den Architekten Josef Weber aus Charlottenburg. Der Rohbau der Kirche wurden auf 45.000 Reichsmark veranschlagt. Schon im November 1932 gründete sich ein Buch/Karow ein Kirchenverein, um für die Kosten des Kirchbaus mit Beiträgen und Spenden zu sammeln.

Der Bau der Kirche in Buch war auch vom Berliner Bischöflichen Ordinariat als ganz vordringliche Angelegenheit bezeichnet worden.

Die Kirche Mater Dolorosa ist auch wegen der Entstehungszeit ein ungewöhnlicher Kirchenbau, weil ihre Errichtung einem starken Aufschwung der katholischen Gemeinden in Berlin markiert, der Zeit unabhängig von der Machtübernahme der Nazis verlief.

Die Grundsteinlegung der Kirche erfolgte am 1. September 1934, die Fertigstellung im Frühsommer 1935. Die Benediktion wurde am 30. Juni 1935 durch den Domkapitular Strehler geleitet. 1935 wurde auch Konrad Kardinal von Preysing zum Bischof von Berlin berufen. Er besuchte Mater Dolorosa am Himmelfahrtstag, Donnerstag den 21. Mai 1936.

Der neue Berliner Bischof amtierte bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, und bezog vielfach Position gegen die Nazis und ihre Ideologie und leistete Widerstand in der Euthanasiefrage. Beim Berliner Ordinariat schuf er ein kirchliches Hilfswerk, vor allem zur Vermittlung von Auswanderungsmöglichkeiten, Versorgung mit Lebensmitteln und Beschaffung von Wohnraum für jüdische Mitbürger und andere Verfolgte.

In Preysings Amtszeit entstanden 36 weitere katholische Kirchengemeinden in Berlin. Der Bau von Mater Dolorosa markiert deshalb einen Aufschwung des katholischen Glaubens in Berlin und Umgebung.

Baugeschichtlich ist die katholische Kirche Mater Dolorosa eine des „Neuen Bauens“, eine Bewegung in der Architektur und im Städtebau, die eng mit dem Bauhaus, dem niederländisch geprägten „DeStijl“ und der Neuen Sachlichkeit verbunden ist, die bis nach 1910 bis 1936 in Deutschland eine Blütezeit erlebte.

Kirchenerkundung: Sonntag 13.12.2015 | 10:30 Uhr (9:30 Uhr Hl. Messe)
Besichtigung der Kirche Mater Dolorosa in Berlin-Buch
mit Kurt Nelius und Immo Wittig
Otto Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau e.V. (OBAK).

Der sakrale Ort wird – fachübergreifend – von Liane Nelius (Kunsthistorikerin), Dr. Lorenz Wilkens (Philosoph und Theologe), Kurt Nelius (Stadtplaner) und Immo Wittig (Kultursoziologe) besprochen.
Treffpunkt ist der Kircheneingang am Röbellweg 61. Vorher besteht um 9:30 Uhr die Möglichkeit, dort an der Heiligen Messe teilzunehmen. Ein winterlicher Kiezspaziergang zum Ludwig-Hoffmann-Quartier schließt sich um ca. 11:30 Uhr an. Dort gibt es eine ausführliche Führung durch das heute von Wohnungen und Bildungseinrichtungen geprägte neo-klassizistische Gebäudeensemble.
Außerdem stellt sich die Otto Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau e.V. (OBAK) mit ihrem geplanten Programm für 2016 vor. Erstmals wird auch der Sakralraum einer nichtchristlichen Religion besichtigt werden.

Die OBAK ist nach dem deutschen Architekten, Architekturtheoretiker und Kirchenbaumeister Otto Bartning (1883-1959) benannt. Ab 1912 war er Mitglied im Deutschen Werkbund, von 1919 bis 1923 gehörte er dessen Vorstand an. Zusammen mit Walter Gropius begründete er ab Ende 1918 die Bauhaus-Idee. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Barning auch im neugegründeten Werkbund wieder zum Vorstand.

Der im Verein OBAK hat seinen Sitz in Berlin-Mitte, an der Stadtgrenze zu Prenzlauer Berg. Er widmet sich der „Förderung von Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur im Bereich der Sakralarchitektur des Zeitalters der Moderne sowie vornehmlich zu Leben und Werk des Baumeisters Otto Bartning.“

Die PRÄAMBEL der Vereinssatzung ist denkwürdig, und ist geeignet, auch andere Vereinsvorstände ins Nachdenken zu versetzen:

„Die Ausstattung von Leitungsämtern mit Herrschaftsbefugnissen verstößt gegen die Heilige Schrift.“ (aus der Grundordnung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz).

Sakralarchitektur hatte Otto Bartning immer auch als geistige und spirituelle Herausforderung begriffen: „So mag nur der wohl heute eine Kirche bauen, der sie von innen her in Frage gestellt und an sie glaubt …“

Weitere Informationen:

www.katholische-kirche-berlin-buch.de

www.otto-bartning.de

Otto Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau e.V. (OBAK) | Choriner Straße 82 | 10119 Berlin

Besichtigungsreihe „Berlins moderne Sakralarchitektur“: www.otto-bartning.de/berlinmodern
Online-Kirchen-Quiz: www.otto-bartning.de/angebote/quiz.php

m/s