Die Murkelbühne wird 20 Jahre alt, und feiert am 14. Dezember ihre „Die ZwanzigerParty – Die Puppen wollen tanzen“. Das von Ramona & Matthias Kubusch geführte Kinder- und Jugendtheater feiert dieses wichtige Jubiläum nicht in Prenzlauer Berg, sondern in der Friedrichshainer Theaterkapelle.
20 Jahre Kinder- und Jugendtheater-Tradition
Matthias Kubusch hat das Kinder und Jugendtheaters Murkelbühne im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg mit aufgebaut. Als Regisseur, Autor und Dramaturg, der an namhaften Bühnen gearbeitet hat, unter anderem am Schauspiel Leipzig, Volkstheater Rostock, Schaubühne am Lehniner Platz, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Hochschule für Musik »Hanns Eisler« und in vielen Gruppen und Projekten der freien Szene u.a. SchauHaus Berlin, Sophiensaele, SchokoLaden und ARENA Treptow tätig war, ist die Murkelbühne immer eine Herzenssache gewesen, die ihn mit Pankow und Prenzlauer Berg verbindet.
Gegründet wurde die Murkelbühne 1992 als eine Initiative von Schülern, Eltern und Lehren der Grundschule am Teutoburger Platz, im Süden von Prenzlauer Berg. Diese ließen sich damals von der Arbeit des Jugendtheaters P14 der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz inspirieren. Das vom damaligen Intendant Frank Castorf ausgegebenen Motto „Macht euer Theater selbst“ wurde aufgegriffen, es sollte Kindern ermöglichen, sich in die Theaterarbeit einzubringen.
Ein alter Werkraum im Keller der Schule wurde zu einem kleinen Theater mit Bühne und Foyer umgebaut, das 1994 programmatisch mit dem selbst geschriebenen Stück »VOM ENDE DER MÄRCHEN« eröffnet wurde.
Doch schon bald war die Nachfrage nach Plätzen in den Theaterkursen auch von Schülern anderer Schulen so groß, dass man die Murkelbühne zu einem wirtschaftlich eigenständigen Unternehmen außerhalb der Schule umfunktionierte. Die Namensgebung der MURKELBÜHNE nimmt auf Hans Fallada und seine »Geschichten aus der Murkelei« Bezug, die aus dem selben Quell der Phantasie stammen, wie die Geschichten der heutigen MURKELBÜHNE.
Zeitweise arbeiteten 160 Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 20 Jahren, aufgeteilt in Altersgruppen, an verschiedenen Projekten. Lange Wartelisten gehörten praktisch immer zum Programmjahr.
Als Projekt der Jugendkunstschule Pankow ist die Murkelbühne sehr erfolgreich geworden. Von 1998 bis 2000 residierte das Theater an der Jugendkunstschule Pankow und baute dort ein Dach zu einer Studiobühne aus. Im Rahmen des ,Bühnenkarussells‘ wurde erfolgreich mit der Musikwerkstatt Klangschmiede und der Musikschule Béla Bartók zusammengearbeitet. Kinder konnten so innerhalb eines Jahres lernen, Instrumente selber zu bauen, das Musizieren erlernen und in der Murkelbühne das Theaterspielen ausprobieren.
Umzug in den EliasHof
Als im Jahr 2000 die Struwwelpeter-Grundschule wegen Schülermangels geschlossen wurde, nahm man die Chance wahr und zog in den »EliasHof« in der Senefelder Straße, der zu einem Kinder- und JugendKulturzentrum ausgebaut wurde.
Musikschule Pankow »Béla Bartók«, Stadtteilbibliothek, Musikwerkstatt »Klangschmiede«, das Puppentheater »Prenzlkasper« und die Tanzkompanie »Flatback and cry« waren eine ganze Zeit unter einem Dach.
In rund 10 erfolgreichen Jahren wurde hier fast eine ganze Schülergeneration aus Prenzlauer Berg mit der Murkelbühne groß, und besuchte die Aufführungen, oder nahm selbst an Theaterworkshops und Aufführungen teil.
Doch im Jahr 2010 endete die Zeit im EliasHof. Eltern hatten den Bezirk Pankow verklagt, in Wohnortnähe einen Grundschulplatz zu sichern, und der EliasHof mußte als Schule neu wiederbelebt werden. Der bunte EliasHof zerlegte sich, die Akteure suchten neue Räume.
Mathias Kubusch mochte sich da nicht gegen den Trend stellen, und suchte auch einen neuen Standort. Ein Umzug in den Kulturstandort Thälmannpark wurde erwogen, der aus Sicht vieler Eltern und Kinder Belebung durchaus vertragen konnte.
Doch die „Kultur-Lobby“ im Thälmannpark wollte die Murkelbühne nicht, es gab hinter den Kulissen harten Streit um das kulturelle Profil.
Es fiel sogar das böse Wort: „Wir wollen die Prenzlberger Macciato-Mütter mit ihren Kinderwagen und lärmenden Kindern hier nicht!“
Der damals von Sparpolitik gebeutelte Bezirk Pankow konnte nicht helfen, und damit mußte die Murkelbühne 2011 allein ein Ausweichquartier suchen.
Umzug in einen Neubau
In der Greifswalder Strasse 88 wurde Kubusch und seine Unterstützer fündig: eine Neubauetage, die zwar die unmittelbaren Raumansprüche befriedigte, die aber nicht unbedingt als „Genius Loci“ eines Theaters geeignet war. Die Murkelbühne zog weiter nach Osten im Bezirk.
Hier kam die Murkelbühne in den letzten Jahren leidlich zurecht. Ein großer Freundeskreis und die alljährlichen Partys mit prominenten Gästen, Theaterpaten und Premierenstücken sicherten dem Kinder- und Jugendtheater Murkelbühne das Überleben. „Wir retten uns selbst“ war immmer die Devise, die wohl auch alzuviel Abhängigkeit von Kultursubventionen vermeiden sollte.
Anspruchsvolle Theaterarbeit
Jede Spielzeit wurde unter ein Motto gestellt, inzwischen bricht die XXI. Spielzeit an: »ROTE LINIEN« ist das Motto mit dem sich alle Kurse in dieser Spielzeit beschäftigen.
„Was sind ROTE LINIEN? Wo begegnen sie uns? Wer zieht sie? Wer überschreitet sie, wer verrückt sie, wer stellt sie in Frage…? Brauchen wir sie?“
Es ist wohl auch der Mut, mit Kindern und Jugendlichen schwierige Stoffe und Stücke anzugehen: Brecht, Shakespeare, Hebbel oder Büchner, Voltaire, Wedekind wurden schon gewagt.
Brechts Krisenlehrstück „Der Brotladen“ wurde einigermaßen groteske Revue inszeniert, und 15-jährige Mädchen erzählen begeistert, wie sie zuerst, Frühlingserwachen‘ aufgeführt haben, und aktuell an ,Candide‘. arbeiten. Die Begeisterung steckt nicht nur die Kinder untereinander an, auch die Familien werden förmlich mitgerissen, und besuchen meist ausverkaufte Premieren.
Hilfsbereit, auch andere zu retten …
Selbst auf schwachen finanziellen Beinen stehend, hat die Murkelbühne in den letzten 20 Jahren mit ihren Vorstellungen zahlreich Projekten oder Hilfsorganisationen mit Spenden unterstützt, die allein durch Vorstellungen eingespielt wurden.
2001 begann es mit einer Benefiz-Veranstaltung im EliasHof, wobei das Stück „Die Seifenoper“ das damals komplett ausverkauft war und zugunsten indischer Erdbebenopfer eingesetzt wurde..
Die „MUT – Gesellschaft für Gesundheit mbH – Arzt-und Zahnarztpraxen für Obdachlose“…? wurde von der jährlichen (sehr gut besuchten) BERGWEIHNACHTEN im EliasHof unterstützt.
Dieses Jahr zu Weihnachten wird für zwei Kulturprojekte in Berlin gesammelt: für die Theaterkapelle, die 10 Jahre lang in der Trauerkapelle der evangelischen Kirche in Friedrichshain aktiv war und der ab 1. Januar 2014 die Schließung droht.
Zum anderen für das Urgestein der Berliner Kindertheater-Landschaft, den Prenzelkasper. Dieser ist seit vielen Jahren wichtiger Bestandteil der kulturellen Szene und erfreut nicht nur Kinder sondern auch Erwachsene.
Geburtstagsfeier am 14. Dezember 2013
Auf dem Programm steht zunächst eine Vorstellung des Projektkurses 16+: ab 20 Uhr wird das Stück „Stille Nacht – Eine Verkündigung“ aufgeführt.
Danach beginnt die „wilde Party“ und DJ Pepe Vargas legt die heißesten Scheiben auf (er nimmt schon im Vorfeld Musikwünsche unter der Adresse info@terrabeats.de auf).
Die Festrede hält der bekannteste und frechste Kasper Berlins, der PRENZELKASPER. An seiner Seite werden voraussichtlich auch der Teufel und Christian Bahrmann auftreten.
Die Festreden werden bereits mit Spannung erwartet, den die weitere Zukunft der Murkelbühne muss wieder einmal gerettet werden. Mindestens für die nächte Saison! Die TheaterMacherInnen hoffen deshalb auf neue Theaterpaten! m/s
14. Dezember 2013, ab 20 Uhr
Murkelbühne, Greifswalder Straße 88, 10409 Berlin-Prenzlauer Berg
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