Die Wohnungsbaugenossenschaft „Am Ostseeplatz“ eG hat Ende Oktober einen Neubau an die ersten Mieterinnen übergeben. Der Neubau entstand in einer Baulücke und ergänzt den genossenschaftlichen Wohnungsbestand von 214 Wohnungen um 15 altersgerechte und barrierefreie Wohnungen.
Die Wohnungsgenossenschaft schafft damit eine Möglichkeit für ihre älteren Mitglieder, die auch im höheren Alter in ihrem gewohnten Wohnumfeld in der Mitte der Genossenschaft verbleiben können. Das Neubauprojekt in der Ostseestraße 98 ist besonders beispielhaft, weil hier ein Angebot in einem Marktsegment des Wohnungsmarktes geschaffen wurde, das inzwischen sehr gefragt ist.
Jennifer Becker, Auszubildende der WBG und Vorstand Richard Schmitz begrüßten die ersten Mieterinnen in der Ostseestraße 98 mit Blumensträußen. Bärbel Pachtmann, zugleich Gründungsmitglied der Genossenschaft und Erstinteressentin für den Neubau, und die neue Mieterin Renate Kapitza konnten zuerst einziehen. Inzwischen wächst die neue Hausgemeinschaft, ein paar der sehr begehrten Wohnungen sind noch frei.
Altersgerecht, bezahlbar und barrierefrei
Damit die altersgerechten Wohnungen am Ostseeplatz für Genossenschaftsmitglieder bezahlbar bleiben, wurden vor allem relativ kleine, praktische Wohnungen mit 40-50 qm Wohnfläche gebaut. Das Haus ist als KfW-Effizienzhaus 70 energiesparend gebaut.
Im Erdgeschoß und im Dachgeschoß wurden größere, für Senioren-WGs geeignete Wohnungen geschaffen. Die Genossenschaftsanteile der WBG „Am Ostseeplatz“ eG für Mitglieder haben eine Stückelung von jeweils 520 Euro. Je nach Wohnungsgröße müssen mindestens 3 x 520 € bis 6 x 520 Euro eingezahlt werden. Das eingezahlte Geld dient als Kapitaleinlage der Genossenschaft, und wird durch die Wohnungsbauprämie des Staates noch aufgestockt.
Die 15 barrierefreien Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von 837 m² sind mit Fußbodenheizung, ebenerdigen Duschen und Balkonen/Terrassen ausgestattet und rollstuhlgeeignet.
Genossenschaft als soziale Wohnform
Wohnen in der Genossenschaft bietet eine Besonderheit, weil hier eine Alternative zum Mietwohnen und Wohnungseigentum besteht. Man spricht auch von der „dritten Eigentumsform“, denn Genossenschaftsmitglieder haben ein lebenslanges Wohnrecht. Die gezahlten Genossenschaftsanteile sind eine der sichersten Kapitaleinlagen überhaupt, für die der Staat obendrein eine Wohnungsbauprämie zahlt.
Da Geld ist eine sichere, vererbbare Geldanlage, denn im Falle eines Ausscheidens aus der Genossenschaft, wird werden die Anteile im Folgejahr plus Prämie ausgezahlt. Genossenschaftsanteile sind damit heute sogar eine sichere Alternative zum Sparbuch.
Zudem: Genossenschaften werden sehr genau beaufsichtigt, und müssen jeden Schritt genau mit Vorstand, Aufsichtsrat und Aufsichtsbehörden und strengen Prüfverbänden abstimmen.
Die Genossenschaftsmitglieder sind daher in mehrfacher Hinsicht auf der sicheren Seite: ihre Einlage und Prämien sind sicher, die Wohnung ist sicher – und ein sozialer Umgang mit den „Mitgliedern“ schafft auch ein sicheres Wohngefühl.
Genossenschaftswohnen bedeutet auch sozialen Zusammenhalt
Die Genossenschaftsbewegung im Wohnungsbau entstand ursprünglich in der Phase des Stadtwachstums der Gründerzeit. 1867 gab es das erste Genossenschaftsgesetz in Preußen. Daraus entstand die heutige Basis des Genossenschaftswohnens, die über die Versorgung mit preisgünstigen Wohnraum hinaus auch eine Altersicherung im Sinn hatte.Ab 1889 wurden in der Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetzgebung weitere Voraussetzungen für den Erfolg der Baugenossenschaften geschaffen, weil sie mit der Vergabe von langfristigen und zinsgünstigen Krediten der Versicherungsanstalten an die gemeinnützige Wohnungswirtschaft einhergingen.
Heute gibt es in Deutschland über 2.000 selbstständige Baugenossenschaften. Diese verwalten über zwei Millionen Wohnungen und haben mehr als drei Millionen Mitglieder. Allein in Berlin werden von über 80 Wohnungsbaugenossenschaften mehr als 180.000 Wohnungen verwaltet, d. h. über zehn Prozent des gesamten Wohnungsbestandes der Stadt.
Die Wohnungsbaugenossenschaft „Am Ostseeplatz“ eG ist eine junge Genossenschaft und wurde im November 2000 von Mieterinnen und Mietern gegründet und schon 2008 mit dem Genossenschaftspreis Wohnen ausgezeichnet. Die WBG übernahm ehemals kommunale Wohnungen und in Prenzlauer Berg und in Kreuzberg und hat diese inzwischen sehr erfolgreich und vorbildlich saniert und modernisiert.
Der Preis des Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMIV) und des Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (GdW) würdigte besonders die „Strategie nach Neugründung“: Aus Mieter/innen werden Miteigentümer – Integration, Identität und Beschäftigung fördern das Zusammenleben.
Die WBG „Am Ostseeplatz“ setzt auf die Schaffung von Strukturen gegenseitiger Unterstützung im Alter. So gibt es Angebote der „klassischen“ Unterstützung durch Einkaufsdienste. Auch gemeinsame Cafénachmittage stärken die Nachbarschaft und so wird der genossenschaftliche Gedanke im Neubau und in er gesamten Wohnanlage „Am Ostseeplatz“ auch „gelebt“.
Noch Wohnungen frei – Offenheit für neue Projekte
Derzeit sind noch wenige Wohnungen in dem barrierefreien Neubau frei. Die WBG „Am Ostseeplatz“ e.G. will auch zukünftig den genossenschaftlichen Gedanken weiter verbreiten und fördern, und spricht deshalb auch Bewohnergruppen und gemeinschaftliche Wohnprojekte an, die sich der Genossenschaft anschließen wollen.
Alternativ zu Baugruppen ist das Genossenschaftsmodell für jene Menschen geeignet, die mit knappen Kapital auf „Nummer sicher“ gehen wollen. Die WBG bietet ihre Erfahrungen an, verfügt zugleich über eine wirtschaftlich leistungsfähige Struktur und kann noch weitere Entwicklungsmöglichkeiten einer Genossenschaft nutzbar machen.
Weitere Informationen:
WBG „Am Ostseeplatz“ eG | Hosemannstr. 16 | 10409 Berlin-Prenzlauer Berg | www.am-ostseeplatz.de