Mittwoch, 24. April 2024
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den Thälmannpark

Neue Zukunft für
den Thälmannpark

Prenzlauer Bogen - Foto: Nöfer Architekten

Das Quartier zwischen Greifswalder Strasse, Prenzlauer Allee, Danziger Strasse und Ringbahn rückt immer mehr in den zentralen Blickpunkt der Stadtentwicklungsplanung in Pankow. Zwischen Helmholtzviertel, Winsviertel, dem Gebiet Ostseeplatz und Grüne Stadt liegt ein fast 1 Quadratkilometer großes Areal. Hier bahnen sich viele Veränderungen an. Die Zukunft des Bezirksamtsgeländes an der Fröbelstrasse ist noch immer offen. Auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses sind Seniorenwohnungen geplant. Der Kulturstandort durchlebt gerade den „Kultur-Umbau“. Das Thälmann-Denkmal steht zur politischen Disposition und soll womöglich ganz aus dem Stadtbild verschwinden. Auf dem Güterbahnhof sind 300 neue Wohnungen geplant – und der neue Prenzlauer Bogen weist in eine ganz neue Richtung des Städtebaus.

Prenzlauer Bogen - Foto: Nöfer Architekten
Prenzlauer Bogen – Foto: Nöfer Architekten – www.noefer.de

Auf dem Teil-Areal des heutigen 25 ha großen Ernst-Thälmann-Parkes befand sich von 1873 bis 1981 die IV. Berliner Gasanstalt; eines von 33 Berliner Gaswerken. Mit einer technischen Nutzungsdauer von 108 Jahren wies es die längste Betriebsdauer eines Gaswerkes in Berlin auf. Nach der endgültigen Einstellung der Gasproduktion im Jahr 1981 wurde das Gaswerk abgerissen und der letzte Gasometer am 28. Juli 1984 gesprengt. Ein Unter-Glas-Modell des alten Gaswerks ist übrigens derzeit in der Ausstellungshalle des Museums Pankow zu sehen (Dinge des Lebens).
Das ehemalige Verwaltungsgebäude Haus 103 bliebt stehen, es steht heute unter Denkmalsschutz und beherbert die Galerie Parterre, das Theater Unterm Dach und die Jugendtheateretage.
Der Kulturstandort „Thälmannpark“ wird im 27. Jahr seines Bestehens voraussichtlich an einen treuhänderischen Träger übergeben – und kann damit um jährlich rund 100.000 € günstiger bewirtschaftet werden. Der Kultur-Umbau erhält damit die kulturelle Nutzung.
Allerdings wird die Kultur-Verwaltung aus dem Verwaltungsgebäude ausziehen, und Platz für neue Kulturinitiativen schaffen.

Thälmann-Quartier - Karte: Openstreetmap.org
Thälmann-Quartier – Karte: openstreetmap.org

Thälmann-Denkmal

Das 1981 bis 1986 geschaffene Werk des sowjetischen Bildhauers Lew Jefimowitsch Kerbel stellte für viele Künstler der DDR ein Ärgernis dar, da es in der DDR genug renommierte und international anerkannte Bildhauer für einen solchen Auftrag gegeben hätte. Ein lang geplantes Ernst-Thälmann-Denkmal der Bildhauerin Ruthild Hahne nie zur Ausführung. Der schon zu Lebzeiten umstrittene Ernst Thälmann wird heute kritisch betrachtet – und so gibt es in Pankow durchaus politische Meinungen, die das Denkmal an dieser Stelle in Frage stellen möchten.

In unmittelbarer Nähe zum S-Bahnhof Greifswalder Strasse haben sich Investoren bereits das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs gesichert. Hier ist die Errichtung von 300 Wohnungen geplant, die ortsüblich auch mit höheren Wohntürmen gebaut werden könnten.
Der Grundstückserwerb für dieses Gelände gab im Jahr 2011 den Ausschlag, das Gesamt-Areal städtebaulich neu zu planen – weil bei derartigen Größenordnungen auch Vorsorge für eine ausreichende öffentliche Infrastruktur getroffen werden muss.

Wohnanlage Thälmannpark & Zeiss-Großplanetarium

Die Wohnanlage am Thälmannpark war das letzte große Wohnungsbau-Vorhaben der alten DDR. In nur drei Jahren wurden unter Leitung des Architekten Erhardt Gißke und dem Einsatz von über 1.300 Bauarbeitern von 1983 bis 1986 1332 Wohnungen für 4000 Bewohner gebaut. Pro Bewohner ein Baum gepflanzt, Parkflächen, die 3800 m² große Denkmalanlage und dazu ein künstlicher Teich angelegt.
Die Gesamt-Anlage wurde zum 100. Geburtstag von Ernst Thälmann am 16. April 1986 eingeweiht – und vereinte als Gesamtkonzeot auch eine Zukunftsvision des „sozialistischesn Städtebaus“.
Ferner entstand das Zeiss-Großplanetarium – das gerade für die weitere Zukunft hergerichtet, und für über 14 Mio. € saniert wird.
Auch Hier findet ein weiterer „Kultur-Umbau“ statt: künftig soll neben den Astronomie-Themen auch der Tagungs- und Veranstaltungsbetrieb ausgeweitet werden und für eine bessere Auslastung des Hauses sorgen.
Der Park wurde von Beginn an als Symbiose zwischen Wohnen, kulturellen Einrichtungen und Natur geplant und angelegt. Neben den Plattenbauten an der Greifswalder Straße befinden sich im Park eine Schule, soziale Einrichtungen, eine Schwimmhalle, mehrere Gaststätten und das 1987 eingeweihte Zeiss-Großplanetarium an der Prenzlauer Allee. Bei den Wohnhäusern handelt es sich um achtgeschossige Plattenbauten der Reihe WBS 70, denen eigens für den Ernst-Thälmann-Park entwickelte zwölf-, fünfzehn- und achtzehngeschossige Hochhäuser vorgelagert wurden. Die Wohnbauten gehören heute zur GEWOBAG und sind mietpreisgebunden.

Bezirksamtsgelände Fröbelstrasse

Das Bezirksamtsgelände steht nach wie vor zur Disposition – auch wenn es derzeit finanzpolitische Gründe des Landes Berlin gegen eine Aufgabe und Privatisierung sprechen. Nach derzeitigem Stand soll das Gelände an den Liegenschaftsfond Berlin überschrieben werden, und anschließend zurückgemietet werden. Der Bezirk Pankow spart auf diese Weise die auf rund 12 Mio. geschätztem Sanierungskosten.
Ein Gebäude soll im Eigentum des Bezirks Pankow verbleiben und das Bürgeramt und Teile des Ordnungsamtes mit der Parkraumbewirtschaftung aufnehmen. Wo das Kulturamt künftig residieren soll ist noch unklar.

Planungsansprüche an das Gesamtgelände
Da in Prenzlauer Berg Gewerberaum knapp wird, gibt es Überlegungen auf dem Gesamtareal auch neuen Gewerberaum zu errichten – damit insbesondere die erfolgreichen Internet-Firmen im Bezirk gehalten werden – die jetzt zum Teil nach Berlin-Mitte und nach Friedrichshain abwandern – nachdem sie ihre Startverluste in Pankow verbucht haben.
Ferner gibt es Vorüberlegungen, Teile der Bezirksamtsgebäude als neue Schule umzubauen – weil der Bevölkerungszuwachs ohnehin zu neuen Schulbauten verpflichtet.

Aufgrund der umfangreichen Planungs- und Entwicklungsfragen hat das Bezirksam Pankow beschlossen, eine städtebauliche Voruntersuchung zu beauftragen, damit die Grundlagen für eine städtebauliche Entwicklungsplanung gelegt werden können. Ähnlich wie bein Projekt „Pankower Tor“ wird hier von Anfang an mehr Bürgerbeteiligung vorgesehen.
Der beauftragte Träger „STATTBAU – Stadtentwicklungsgesellschaft mbH“ startet seine Voruntersuchung „Thälmannpark“ mit einer ersten öffentlichen Veranstaltung im BVV-Saal des Bezirksamtes.

Auftaktveranstaltung für Voruntersuchung „Thälmannpark“
Erste Erörterung am Mittwoch, dem 27. Februar 2013 im BVV-Saal

Zur Auftaktveranstaltung für die Voruntersuchung „Thälmannpark“ lädt das Bezirksamt Pankow Bewohner, Gewerbetreibende, Eigentümer, Nutzer und an der Entwicklung des Areals Interessierte am Mittwoch, dem 27. Februar 2013 von 18.30 – 20.00 Uhr in den BVV-Saal, Haus 7, Fröbelstr. 17, 10405 Berlin, ein. Hintergrund ist die vom Bezirksamt Pankow beschlossene Voruntersuchung für das Areal des Thälmannparks zwischen Greifswalder Straße, Danziger Straße, Prenzlauer Allee und der Ringbahn. Untersucht wird die städtebauliche, räumlich-strukturelle und sozialräumliche Situation des Gebietes. Dabei sollen Stärken, Probleme, Handlungsbedarfe und Potenziale sowohl aus Sicht der Fachabteilungen des Bezirksamtes sowie der sozialen und kulturellen Einrichtungen vor Ort, als auch der Anwohner, Gewerbetreibenden, Anlieger, Grundstückseigentümer bzw. Wohnungsunternehmen im Gebiet erfasst werden. Ziel ist die Erarbeitung eines abgestimmten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes für das Gebiet, mit dem erforderliche Maßnahmen zur Behebung von Missständen dargestellt und eine Grundlage für künftige Entscheidungen zur Entwicklung geschaffen werden sollen. Zur Auftaktveranstaltung sollen alle Betroffenen und Interessierten über die beabsichtigten Untersuchungen informiert und zur Beteiligung daran aufgefordert werden. Mit der Durchführung der Untersuchungen ist vom Bezirksamt Pankow die STATTBAU Stadtentwicklungsgesellschaft mbH beauftragt worden.

Ansprechpartnerin ist Genia Krug, Tel.: 030 690 81 0 oder krug@stattbau.de.

m/s