Beim Anblick der hochbordigen TATRA-Straßenbahnen zucken viele ältere Mitbürger unwillkürlich zusammen: „Wie soll ich in die TRAM einsteigen?“ – „Wie komme ich die zwei Stufen hoch? Wird die Tür so lange offenbleiben, bis ich Oben bin? “ – “ Und wie geht es beim Aussteigen, wenn erst der Rollator abgesetzt werden muss, und Schritt um Schritt getan werden muß?“ Bange Fragen, die so manche Fahrgäste beschäftigen, und zum Warten auf die nächste moderne Niederflur-Tram veranlassen.
Die modernisierten TATRA-Straßenbahnen gehören noch bis 2017 zum Straßenbild – und werden auf vielen Linien im Wechsel mit modernen Niederflurstraßenbahnen eingesetzt. So lange müssen noch die Nachteile mangelnder Barrierefreiheit hingenommen werden.
Für viele Senioren und Gehbehinderte ist der Auf- und Abstieg bei ausreichender Zeit zum Ein- und Aussteigen dennoch möglich – aber die Türautomatik bereitet Angst und Verdruß. Was kann getan werden?
Antrag in der BVV
Zur Senioren-BVV am 12.Juni 2013 gab es einen Antrag der CDU-Fraktion, der für die Senioren-Union gestellt wurde. Initiator war Manfred Müller, der auf das für ältere Mitbürger und Gehbehinderte graviende Sicherheitsproblem aufmerksam machte:
„es ist kaum möglich diese Tatra-Fahrzeuge zu besteigen. Oft gehen die Türen während des Einstiegversuches zu und nach einem starken Kontakt mit dem Fahrgast wieder auf, dieses erzeugt Angst und sie brechen den Einstiegsversuch oft auch ab.“
In dem Antrag wird dem Bezirksamt Pankow empfohlen, sich bei der BVG für Abhilfe einzusetzen.
Der Antrag stieß auf große Zustimmung, wurde aber in den Ausschuß verwiesen, weil es nicht ganz einfach ist, wenn eine Bezzirksverordnetenversammlung eine Institution wie die BVG zu einer Veränderung bitten soll, auf die sie vielleicht auch durch das eigene Kundenmanagement hätte kommen können.
Einfache Abhilfe – kostenneutral dazu:
Die BVV wird in dem Antrag „Drucksache – VII-0497 – Türschließung bei Tatra-Straßenbahnen“ gebeten, „sich bitte bei der BVG dafür einzusetzen, dass immer dann, wenn die Tatra-Hochflurfahrzeuge (Straßenbahn) zum Einsatz kommen, die Türen nicht automatisch sondern vom Straßenbahnfahrer geschlossen werden.“
Weiter heisst es in dem Antrag: „Für unsere älteren Mitbürger ist es kaum möglich diese Tatra-Fahrzeuge zu besteigen. Oft gehen die Türen während des Einstiegversuches zu und nach einem starken Kontakt mit dem Fahrgast wieder auf, dieses erzeugt Angst und sie brechen den Einstiegsversuch oft auch ab. Die Tür schließt sich und unsere älteren Mitbürger/innen bleiben draußen stehen.“
„Auch wenn der Einstieg durch Mithilfe von Mitreisenden gelungen ist, wird der Ausstieg noch einmal sehr schwierig.“ Der Antrag verweist dann mit der Detailtreue eines BVG-Kenners auf einen einfachen Umstand:
„Die Türschließung erfolgt durch den Fahrer nachdem er sich im Rückspiegel überzeugt hat das der Vorgang des Einsteigen und Aussteigen abgeschlossen ist. Ein automatisches Schließen entfällt und somit das Einklemmen von Fahrgästen.“
Der Oma-Trick mit der TATRA-Straßenbahn
Allerdings: der Tram-Fahrer hat viel zu tun, und oft fehlt die Möglichkeit, einen freien Blick auf alle Türen zu bekommen. Deshalb braucht der Fahrer eine Information, die jeder Fahrgast per Türsignal geben kann.
Straßenbahnen und Busse haben außen an den Türen grün-gelbe und blau-gelbe Türöffner. Drinnen finden sich diese Köpfe an den Haltestangen und an den für Rollstuhlfahrer zugänglichen Fahrzeugwänden.
Der grüne Knopf setzt eine Türautomatik in Gang, die bei den älteren TATRA-Straßenbahnen per Zeitschleife gesteuert wird. In modernen Bussen und Niederflurtrams gibt es dagegen Sensoren, die eine vorzeitige Türschließung verhindern.
Wie funktioniert nun der Oma-Trick? Ganz einfach: als gestandene Großmutter oder als gestandender Großvater muß man einfach den Mut aufbringen, die blaue Taste neben dem Kinderwagen-Symbol zu drücken!
Der TRAM-Fahrer bekommt dann ein Lichtsignal, das ihn zu einer manuellen Türsteuerung und zum Blick in den Rückspiegel veranlaßt!
Mutige Seniorinnen und Senioren drücken also blau – wenn eine TATRA-Tram kommt – dann ist genügend Zeit, um angstfrei ein- und auszusteigen! m/s