Eine andere Topologie des Internets ist möglich! Statt „Suchen“ kann man auch „Abfragen“ – und ziemlich genaue „Antworten“ erhalten. Statt Millionen Links zu Stichworten zu finden, können auch im Kontext und Themenzusammenhang sinnvolle Antworten von einer Suchmaschine auf dem Bildschirm angezeigt werden. Ausgerechnet „Schweizer Kühe“ könnten nach dem Universalwerkzeug „Schweizer Messer“ zum Symbol einer neuen Suchmaschinenwelt werden.
Eine neue Suchmaschine macht auf sich aufmerksam: „Swisscows.ch ist die Antwortmaschine – Made in Switzerland!“. Die neue Suchmaschine macht einiges anders als der Marktführer Google, und das sympathische Logo sorgt für nachhaltige Aufmerksamkeit.
Keine Ausforschung der Nutzer
Swisscows ist eine neue Suchmaschine, die keine Nutzerdaten erfasst und speichert. Weil der Dienst ähnlich funktioniert wie ein Gehirn, soll auch das Suchen einfacher werden.
Durchsucht man das Internet nach Informationen, dann spricht man bisher immer von „googeln“. Mit rund 70 Prozent Marktanteil ist Google die grösste und meistgenutzte Suchmaschine der Welt. Doch spätestens seit dem NSA-Skandal sind viele Menschen heute sensibilisiert, wenn es um die eigenen Daten im Netz geht. Dienste wie Amazon, Facebook oder auch Google haben grössere Server als der US-Geheimdienst und sammeln in einem großen Ausmaß Daten und Nutzerprofile ihrer Nutzer. Doch nicht jedem gefällt das!
Vor allem innovative Firmen möchten verhindern, dass die Suchprofile ihrer leitenden Entwickler irgendwo im Internet extern bekannt sind.
Ein neuer Markt entsteht: alternative Suchmaschinen
Nicht nur aus persönlichen Gründen des Datenschutzes, sondern auch zum Schutz von Firmendaten sind vertrauenswürdige Suchmaschinen im Kommen. Alternative Suchanbieter, wie Startpage oder Duckduckgo legen bereits in den Nutzerzahlen kräftig zu. Doch es gibt ein juristisches Problem: Auch deren Server stehen in den USA und unterliegen dem dortigen Recht, bei dem sich die NSA den Zugang per Hintertür sichern will.
Die Schweizer Firma Hulbee AG hat dagegen mit ihrem neuen Suchdienst Swisscows seit 2014 auf sichere Server in der Alpenrepublik gesetzt. Die Egnacher Softwareschmiede hat inzwischen ihre selbst entwickelte Internetsuchmaschine Swisscows.ch auf vier Länder-Domains und auf einer Dotcom-Domain aufgeschaltet.
„Unsere Server stehen im Kanton Zug und der Dienst unterliegt den Schweizer Datenschutzgesetzen“, sagte Andreas Wiebe, CEO von Hulbee. Persönliche Informationen der Nutzer werden nicht erfasst: Keine IP-Adresse, kein Standort und keine Angaben zum verwendeten Browser. „Wir wissen nicht einmal, wie viele Leute aktuell gerade auf unserer Website sind“, sagt Wiebe. Darum könne auch kein „Phantombild“ der Nutzer erstellt werden, das dann für Werbezwecke genutzt wird.
„Wenn Sie Ihre Wohnungstüre abschließen, sollten Sie auch über Ihre Datenspuren nachdenken“, appelliert Wiebe an die Internetnutzer.
Semantische Suche hilft
Die neue Schweizer Suchmaschine will auch intelligenter als andere Suchmaschinen sein. „Die Suche von Google ist vergleichbar mit einem Pingpong-Spiel: Man gibt einen Begriff ein und bekommt dann den gleichen Begriff als Ergebnis zurückgeliefert – millionenfach“, sagt Wiebe. Swisscows hingegen baue auf einer sogenannt semantischen Suche auf. Mit dieser Methode wird auch die inhaltliche Bedeutung von Texten und Suchanfragen analysiert und miteinander verknüpft – ähnlich wie bei einem menschlichen Gehirn.
Sucht man bei Google zum Beispiel nach dem Wort „Ton“ führt dies zu Ergebnissen im Zusammenhang mit Musik, dem englischen Begriff für die Gewichtseinheit Tonne oder dem Material Ton. Bei Swisscows lässt sich die gleiche Suche mit Hilfe einer Begriffswolke, bestehend aus farbigen Kästchen, weiter einschränken. Dabei schlägt der Dienst verwandte Begriffe vor oder auch Wörter, die am meisten in diesem Zusammenhang gesucht wurden – so wird die Suche präziser.
Ausserdem lernt das System dazu und ergänzt die Wolke jeweils um neue Begriffe. „Mit der Cloud kann man viel schneller an Informationen gelangen“, sagt Wiebe. Er nennt den neuen Suchdienst darum auch „Antwortmaschine“.
Wie kommt die Kuh ins Logo?
„Den Namen haben wir auch deshalb gewählt, weil Kühe friedfertige Tiere sind“, erklärte Wiebe. Die Schweiz wurde in den Namen aufgenommen, weil das Land einen guten Ruf hat, was Qualität und Präzision angeht. „Wir glauben, dass diese positive Assoziation schwerer wiegt, als die Festlegung auf den Schweizer Markt, die damit einhergehen könnte“, erklärt Wiebe.
Inzwischen taucht die Suchmaschine aber auch unter dem Firmennamen Hulbee auf – ein Tribut an die vielen Firmenkunden und Aktionäre der Hulbee AG, die inzwischen einen Börsenwert von über 400 Mio. € hat.
Jahrelange Entwicklung
Entwickler aus der Schweiz, Deutschland und Russland haben 14 Jahre an der Informationserkennung auf der Basis der künstlichen Intelligenz gearbeitet. Die anonyme Suche aus der Schweiz entstand aus einem Softwareprodukt zur Suche innerhalb geschlossener Netzwerke in Unternehmen und Organisationen. Erst mit der Zeit fiel auch der praktische Nutzen im größten Netzwerk der Welt auf, dem Internet. Die Idee für die Antwortmaschine Swisscows entstand.
Das hat auch die Aufmerksamkeit von namhaften Konzernen auf die kleine Firma gelenkt. Der Gründer hat aber mehrere Übernahmeangebote abgelehnt. Als Konkurrenz zu Google sieht er den Dienst indes nicht: „Wir wollen der Schweiz aber eine lokale und schnüffelfreie Alternative zur Suche im Internet bieten“, so der CEO.
Doch es wird auch mit Microsoft kooperiert, denn die Schweizer Suchmaschine bezieht auch Resultate von Bing, die den eigenen Index ergänzen. Die Nutzung der riesigen Datenbestände in den Bing-Rechnenzentren spart Entwicklungszeit. Doch künftig werden mehr und mehr eigene Daten für die effektive Suche generiert und genutzt.
Eigensinniger Gründer
Andreas Wiebe interessieren alle Formen künstlicher Intelligenz interessieren. 2008 hat er die Firma Hulbee gegründet. Erste Erfolge konnte die Software-Firma mit einem selbst entwickelten Desktop-Programm und der Internetplattform „kauftipp.ch“ verbuchen. Wiebe sagt: „Ich möchte Information verstehen“. Sein Hauptinteresse gilt neuronalen Vorgängen im menschlichen Gehirn, und dessen Fähigkeiten, Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und weiterzuleiten.
Werbung finanziert die Suchmaschine
Die Suchmaschine Swisscows führt textbasierte Werbung auf ihrer Seite ein. Werbekunden werden pro Klick mit einem Euro belastet. Das Preisniveau soll immer unterhalb der Preise von Google bleiben. Ein Rotationsprinzip soll garantieren, dass jede Anzeige auch wirklich erscheint. Die Nutzerzahlen sind schon in wenigen Wochen nach dem Start steil angestiegen.
Neues Geschäftsmodell bringt den Game Change bei Suchmaschinen
Daneben wird die Suchmaschine exklusiv bei Firmenkunden und großen Firmennetzwerken eingesetzt. Hier kann swisscows ihre Stärken als semantische Suchmaschine ausspielen, wenn sie intern auch in großen Datenbeständen der Firmennetzwerke nach Antworten suchen darf.
Die Anpassung an europäische Datenschutzstandards bringt inzwischen einen Game Change im Suchmaschinenmarkt. Auch Google hat schon reagiert, und gibt die Möglichkeit, eigene Datenschutzeinstellungen zu editieren.
Die NSA-Affäre und die Snowden-Affäre haben dafür gesorgt, dass sich neue Geschäftsmodelle im Internet erfolgreich etablieren können, die auf „Vertrauen“ und „Datenschutz“ basieren.
Die 2013 in Frankreich gelaunchte Suchmaschine Qwant ist inzwischen auch in Deutschland offiziell gestartet. Ein sensibilisiertes Internet-Publikum sorgt für neue „Kundenanforderungen“, auf die sich kalifornische Unternehmen neu einstellen müssen.
Auch im Bereich sozialer Netzwerke und von Messenger-Apps gibt es längst gute Alternativen, die bald in der Rubrik #Neuland vorgestellt werden. „Eine andere Topologie des Internets ist nicht nur möglich, sondern auch wirtschaftlich erfolgversprechend!“
Weitere Informationen und beliebte Suchmaschinen:
Suchmaschine Hulbee – www.hulbee.com
Suchmaschine Swisscows – www.swisscows.ch
Suchmaschine Quant – www.qwant.com
Startpage – www.startpage.com
DuckDuckGo – www.duckduckgo.com
Metager – www.metager.de
Bing – www.bing.com