Um den rund 11.000 Quadratmeter großen Pistoriusplatz gab es schon mehrfach Diskussionen um eine Bebauung. Bereits im Jahr 1998 bekam ein Investor 3.750 Quadratmeter Fläche zum Bau von 21 Wohnungen und weiteren Gewerberäumen zugesprochen, ein Einkaufszentrum sollte entstehen. Doch das Bauvorhaben zerschlug sich und die bereits weit gediehene Planung wurde auf Eis gelegt.
Historie und Namensgebung des Platzes
Der Pistoriusplatz in Berlin-Weißensee liegt an der Pistoriusstraße, mit der er sich den Namensträger Johann Heinrich Leberecht Pistorius teilt. Der Platz wird außerdem von der Max-Steinke-Straße und der Charlottenburger Straße begrenzt.
Den Namen erhielt der Platz erst 1931, vorher wurde er umgangssprachlich als „Zickenwiese“ bezeichnet. Die neuer Namensgebung würdigte die Tätigkeit von Johann Heinrich Leberecht Pistorius, der maßgeblich zur Entwicklung Weißensee während der Gründerzeit begetragen hatte.
1821 erwarb Johann Heinrich Leberecht Pistorius das Rittergut in Weißensee. Der Landwirt und Erfinder revolutionierte mit seinem Brennapparat die Branntweingewinnung aus Kartoffeln. Dies führte zu einer fast schlagartigen Umstellung der Landwirtschaft in Brandenburg. Berlin wurde zur Drehscheibe des preußischen Schnapshandels auf dem Weltmarkt.
Viele Schnapsbrennereien wurden gegründet, um 1830 gab es in der Mark Brandenburg über 1400 Brennereien.
Der Kartoffelabfall, die sog. Kartoffelmaische wurde als Mastfutter in der Schweinehaltung verwendet. Das ehemalige Rittergut Weißensee wurde zum Mustergut, auf dem die „Maschinenanstalt für Landwirtschaftsgeräte Eckert“ aus Lichtenberg ihre neuen Landmaschinen und Ernte-Geräte testen ließ.
Friedrich Wilhelm Lüddersdorff, der Neffe von Pistorius, übernahm 1858 das Rittergut nach dem Tod von Pistorius. Neun Tage vor seinem Tode stiftete Pistorius 500 Taler mit der Vorgabe, dass die erlösten Zinsen zugunsten armer Dorfbewohner verwendet werden sollten.
Bauprojekt 2008
„Das Bezirksamt erteilte strenge Auflagen, die ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wohnen und Gewerbe garantieren sollen“, so sagte es damals im Sommer des Jahres 2008 Bezirksamts-Pressesprecher Tobias Schietzelt.
„Auf den verbleibenden zwei Dritteln des Platzes wird gegenüber dem Kreuzpfuhl an der Pistoriusstraße eine Parkanlage gestaltet. Nach den Vorstellungen der Architekten und Gärtner, die noch in diesem Spätsommer mit den Arbeiten beginnen, werden Bäume, Sträucher, Blumen, Ruhebänke, eine gastronomische Einrichtung sowie ein Spielplatz für angenehme Atmosphäre sorgen. Nutzer der geplanten Tiefgarage müssen zahlen, doch abseits vom Grün werden laut Schietzelt ausreichend Fahrzeugabstellflächen für die Anwohner ohne Bezahlung verfügbar.“
Doch aus dem Vorhaben wurde nichts, die Platzfläche wurde weiter als Parkplatz belegt und genutzt.
Spiel-Leitplanung Weißensee 2010
In der Spielleitplanung des Bezirks Pankow für Weißensee von 2010 wurde die Begrünung und Neugestaltung des Pistoriusplatzes vorgeschlagen. Ob die Pankower Bezirkspolitik an diesem Ziel festhalten wird, blieb jedoch offen. Allerdings sollte die kleine, von Anwohnern privat gestaltete Grünfläche an der Ecke Charlottenburger Straße / Max-Steinke-Straße erhalten bleiben.
Insgesamt ist das Gebiet mit Grünflächen unterversorgt. Anstatt des Zielrichtwertes von 6 m² wohnungsnaher
öffentlicher Grünfläche stehen lediglich 2,6 m² wohnungsnahe Grünflächen proo Einwohner zur Verfügung.
Rechnet man die dem Weißen See naheliegenden Wohngebiete aus dem Gebiet heraus, so sind es ganze 3,2 m² wohnungsnahe Grünflächen, die zur Verfügung stehen. Ein Defizit von 2,8 m² pro Einwohner.
In der Spielplatzflächenversorgung ist das Planungsgebiet ausreichend versorgt.
Neue Aktivitäten im Jahr 2013: Bauvoranfrage
Im Frühjahr 2013 wurde eine neue Bauvoranfrage gestellt. Eine kleine Anfrage (360/VII vom 14.06.2013) des BVV Abgeordneten Roland Schröder (SPD) führte zu einer ausführlichen Antwort des Bezirksamtes Pankow.
Demnach sind die Eigentumsverhältnisse unverändert: Eigentümer der Fläche ist das Land Berlin, Fachvermögen Tiefbau und Landschaftsplanung. Für eine Teilfläche von 3.740 m² existiert im Grundbuch seit 1997 eine Eigentumsübertragungsvormerkung für private Eigentümer. Nach Verkauf sind nun eine private GbR und dazu eine neugegründete Wohnungsgenossenschaft BAUEN WOHNEN LEBEN e.G. Besitzer der Fläche, die sich beide sozialen Wohnformen verpflichtet sehen.
Nach mehreren Eigentümerwechseln ist die betreffende Fläche damit praktisch erneut baureif.
Baurecht nach §34 BauGB
Für den Bereich Weißensee Süd gibt es eine Erhaltungsordnung. Das heißt, dass die bestehende Bausubstanz weitestgehend gesichert ist. Andererseits bedeutet das aber nicht, dass neue Wohnhäuser auf einem Teil des Pistoriusplatzes gänzlich ausgeschlossen sind, erklärte Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner im Sommer gegenüber der Redaktion der Pankower Allgemeine Zeitung.
„Wenn beispielsweise ein Bebauungsplan auf der Grundlage eines städtebaulichen Konzeptes erarbeitet würde, wären auch die Belange der Erhaltungsverordnung zu berücksichtigen“, so der Stadtrat. Da aber weder die Prüfung der Bauanfrage abgeschlossen ist, noch ein Konzept für den Pistoriusplatz besteht, konnte Kirchner zum damaligen Zeitpunkt (Stand Ende Juni 2013) die Frage noch nicht beantworten, ob es eine Bebauung auf dem Pistoriusplatz geben wird.
Inzwischen zeichnet sich die Erteilung des Baurechts nach 34§ BauGB ab, das aufgrund der bis ins Jahr 2008 zurückreichenden Vorgeschichte und bereits erteilter vorausgehender (nichtrealisierter) Baugenehmigungen auch nicht verwehrt werden kann.
Berücksichtigung der städtebaulichen Bedeutung
Die Bebauung des Pistoriusplatzes hat eine besondere städtebaulichen Bedeutung. Deshalb wurde hier ein etwas ungewöhnlicher Weg bei der fachlichen Abstimmung beschritten:
Die Architekten Kaden Klingbeil und die Baugruppe mit Genossenschaft haben das Projekt zwischenzeitlich auf Initiative des Bezirksstadrates Kirchner auch dem Baukollegium des Senats vorgestellt. Im Baukollegium der Senatsverwaltung beraten fünf unabhängige Experten und die Senatsbaudirektorin Regula Lüscher über einzelne Projekte und städtebauliche Planungen von besonderer Bedeutung.
Das Bauvorhaben hat nach einigen Detailänderungen auch die Zustimmung der Bau-Experten in der 38.Sitzung des Baukollegiums am 23.09.13 gefunden.
Im Stadtentwicklungsausschuß der Pankower BVV wurden auch bereits die Ausschußmitglieder der Parteien über das Projekt in Kenntnis gesetzt und informiert.
Einer Erteilung der Baugenehmigung nach §34 BauGB steht daher formell nichts mehr im Wege, eigentlich steht nur noch ein Verwaltungsakt aus.
Geplant: Information der Öffentlichkeit
Doch Jens-Holger Kirchner plant zusätzlich eine Bürgerinformation. Bevor eine Baugenehmigung erteilt wird, soll nach Auskunft von Stadtrat Jens-Holger-Kirchner noch eine öffentliche Informationsveranstaltung stattfinden, in der das Projekt detailliert vorgestellt wird. Ein Termin dafür ist aber noch nicht festgelegt.
Parkplatzfragen und der Weg zu einer künftigen Neu-Gestaltung des Pistoriusplatzes sollen dabei mit betrachtet werden.
Auch die Architekten Kaden und Klingbeil, sowie die Baugruppe „mit Genossenschaftsanteil“ möchten ihr Projekt öffentlich vorstellen, und für die innovative Architektur und das „soziale Wohnen“ werben.
Gleichzeitig werben sie um Sympathie für das neue Projekt und wünschen sich eine gute neue Nachbarschaft am Pistoriusplatz. Das neue Projekt soll bis zu 80 Wohnungen umfassen.
Die Architekten Kaden und Klingbeil sind in Prenzlauer Berg ansässig, und haben schon einige modellhafte Vorhaben wie etwa in der Esmarchstrasse 3 oder der Christburger Strasse 13 realisiert.
Der besondere Clou ist die geplante mehrstöckige Holzbauweise, die moderne Wärmedämmstandards sichert und auch ein gesundes Wohnklima, Nachhaltigkeit und vernünftige Bau- und Wohnkosten möglich macht.
Übrigens: für neue Genossenschaftsmitglieder hat die neue Genossenschaft auch noch Platz! m/s
Weitere Informationen:
Hi,
wir sind gegen die Bebauung.
Lasst unsere Stadt doch wie sie ist, mit Luft zum atmen.
Gibt es nicht schon genug Eigentumswohnungen, die leer stehen.
Dann noch das alles als “ Sozial “ zuverkaufen, für wie dumm halten uns diese Menschen.
Diese Wohnungen sind hier nicht willkommen und auch die nicht original Berliner die dort einziehen auch nicht.
Berliner wehrt Euch dagegen.