Seit dem 29. August fährt die auch als „Party-Tram“ bezeichnete Metro-Tramlinie M 10 direkt bis zum Berliner Hauptbahnhof. Dazu bedienen die beiden Metro-Tramlinien M8 und M10 vom Nordbahnhof kommend die neue Strecke. Der neue Streckenabschnitt gewinnt täglichFahrgäste hinzu. Eine wichtige Ost-West-Querverbindung ist entstanden, die täglich rund 20.000 Fahrgäste und dazu auch zeitweise Besucher des Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadions zu ihren Fernzügen bringen soll.
Tram M10 im Stau
Die Fahrgäste der BVG müssen sich jedoch besonders im Abschnitt Invalidenstraße und in der Eberswalder Straße mit dem Phänomen Autostau abfinden. Vor allem im Berufsverkehr verstopfen PKWs, SUVs und LKWs die Tram-Strecke.
Die M10 fährt im Berufsverkehr kaum pünktlich. „Für die Strecke von der Oderberger Straße zum Hauptbahnhof benötigt die Tram nicht selten 25 Minuten! Das ist völlig inakzeptabel!!!“ schreibt etwa Frank Möller von der Bürgerinitiative CARambolagen in einem Beschwerdebrief, der an Verkehrspolitiker und Presse versendet wurde.
Engpass Eberswalder Straße/Schönhauser Allee
Auch in Gegenrichtung steht die Tram M10 im Berufsverkehr im Dauerstau. In zweiter Reihe haltende Liefer-LKWs und Kurierdienste zwingen die anderen Autofahrer über die Tram-Gleise zu fahren. Verdeckt ein Fahrzeug erst einmal die Spurmarkierungen, ist auch die Vorrangregelung für die Tram gestört. Obendrein sorgt einmündender Verkehr aus der Hauptausfahrt des Jahn-Sportpark beim Abbiegen in die Eberswalder Straße (Richtung auf die Schönhauser Allee) für erhebliche Störungen um Verkehrsfluß.
Gelingt etwa einem Abbieger aus dem Sportpark nicht auf Anhieb das Einfädeln, stehen mitunter Fahrzeuge minutenlang mitten in der Kurve der Eberswalder Straße auf beiden TRAM-Gleisen.
Erste Reaktion auf den Beschwerdebrief zur Situation in der Invalidenstraße
Angesichts des Beschwerdebriefs hat schon der parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Oliver Friederici (MdA – CDU) reagiert, und an Möller geschrieben:
„Auch die CDU-Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses sieht die verkehrliche Leistungsfähigkeit dieser Hauptverkehrsstraße als nicht vollumfänglich gegeben. Die Bauplanungen und der Start der Bauarbeiten wurden jedoch in der Zeit vor der jetzigen Koalition aus CDU und SPD in Berlin ausgeführt. Vor diesem Hintergrund hatten wir als CDU-Fraktion keinen Handlungsspielraum in dieser Angelegenheit. Wir beobachten die Lage derzeit auch kritisch, das können Sie mir glauben.“
Doch mit Besorgnissen ist es nicht getan, denn es lauern noch ganz andere Probleme.
Planungsprobleme und Engpaß Großveranstaltungen
Die lange Verzögerung der Inbetriebnahme der Tram M10 bis zum Hauptbahnhof hat sicher auch zu unvorhersehbaren Planungsmängeln geführt. So war zur Zeit der Trassierung und Planung der Tramstrecke noch nicht das Leitmotiv „wachsende Stadt“ in den Köpfen der Verkehrsplaner. Doch nun gibt es eine andere Baupolitik. Man setzt auf weitere Innenstadtverdichtung – und dies führt zu stark anwachsenden Verkehrsaufkommen. Die Tram M10 kann so ihre wichtige Verkehrsfunktion in der Innenstadt mit der schnellen Anbindung zum Hauptbahnhof nur unzureichend wahrnehmen.
Die Planungen für die Haupterschließung des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks sind zudem auf die Tram M10 ausgerichtet, die jedoch nur zwischen 180 bis 240 Fahrgäste je Zugeinheit (fünf oder sieben Module) fasst. Um etwa rund 16.000 Besucher aus einem Bundesligapiel zum Hauptbahnhof zu bringen, müssten 88 Trameinheiten auf der Strecke zwischen Jahnsportpark und Hauptbahnhof eingesetzt werden. Schon heute ist klar: das wird ist zukünftig gar nicht realistisch umsetzbar.
Innen- und Sportsenator Frank Henkel (CDU) und Staatssekretär Statzkowski (CDU) wollen den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark aufwändig modernisieren und ausbauen. Die Planungen der Stuttgarter Sportconsulting-Firma wurden nach Kriterien des DFB-Stadion-Handbuchs ausgerichtet.
Doch niemand hat den Gutachtern mitgeteilt, dass in nur 1.100 Metern Entfernung ein Fernbahnhof Gesundbrunnen existiert, der in fußläufiger Verbindung zu zentralen olympiageeigneten Sportstätten liegt.
DB-Bahnlogistik und Sportträume zum Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark
Die Stadtbahnstrecke der DB AG mit den Regional- und Fernbahngleisen am Berliner Hauptbahnhof ist heute schon überlastet. Sonderzüge nicht nicht auf dem Durchgangsbahnhof „geparkt“ werden. Auch auf der unteren Bahnhofsebene des Berliner Hauptbahnhof müssen Sonderzüge aus dem Bahnhof direkt ausgefahren werden. Die Anfahrt von Fan- und Sonderzügen mit Gästen und Besuchern des
zentralen Sportstandort Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark ist erschwert, da die DB AG die Züge zwischenparken muss.
Die Möglichkeit, Fahrgäste aus Fan-Sonderzügen zu DFB-Zweitligaspielen in das Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportstadion zu bringen, ist auch wegen vorhersehbarer Kapazitätsengpässe der Tram M10 sehr eingeschränkt. Das Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportstadium ist so auch gar nicht erst bei der DB AG in der Liste der barrierefrei erreichbaren 1.,2. und 3.Ligastadien gelistet.
Mauerpark-Bebauung: schwerer Fehler belastet die Zukunft der Sportstadt
Die Bebauung der direkten Zugangsverbindung im Mauerpark – zwischen dem Fernbahnhof Gesundbrunnen und dem Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark mit der Max-Schmeling-Halle – wird sich noch zukünftig als schwerer Fehler in der Berliner Stadtentwicklung und Verkehrsplanung erweisen, der den politisch Verantwortlichen jahrzehntelange Prominenz verleiht.