Ein schöner sonniger Nachmittag in der Schönhauser Allee am Senefelder Platz. Fußgänger laufen geschäftig auf dem Bürgersteig, und werden von einer knarrigen Stimme angesprochen: „Ich bin Reiner“ … ein rollender Papiereimer der BSR verwickelt den verdutzen Fußgänger in einen Dialog. Ein ausgestreckter Arm trägt ein silbernes Tablett und ein weißes Tuch symbolisiert einen freundliche Butler-Figur.
„Ich bin Reiner“ – sprechender Abfalleimer der BSR
Drohne statt Roboter
Nur wenige Meter weiter sitzt ein durchaus amüsierter Werbe-Scout mit Fernsteuerung und bedient die neueste „Sauber-Drohne“ der BSR.
Der Müll-Roboter „Reiner“ ist wegen seiner Fernsteuerung eigentlich eine Drohne, denn die situative Intelligenz sitzt hinter der Fernsteuerung, und die Textbausteine der witzigen Dialoge werden von hier gesteuert.
Sein Name ist Reiner. Er ist das sympathische Highlight des BSR-Marketings Reiner hat Arme und Beine und fährt durch Berlin. Er redet mit Menschen. Vor allem, aber nicht nur über Müll. Mit Berliner Schnauze.
Mit Kalauern wie “Eimer für alle”, sollen die Passanten emotional angesprochen werden, zugleich wird auf sympathische Berliner Art versucht, eine korrekte Müllentsorgung anzustossen. Die sympathische Sauber-Drohne stöhnt wenn sie zu voll ist, sie bittet Passanten und Hunde um ihren Müll – und sie macht kleine Späße – wahlweise auch in Schulenglisch
Ausgedacht wurde die verrückte Idee von der Potsdamer Agentur Peperoni, die seit 2010 die jährliche Werbekampagne der Berliner Stadtreinigung mit ausgefallenen Ideen und Wortspielereien gestaltet, und das „Schmuddelimage“ des Unternehmens erfolgreich aufgehübscht hat. Virales Marketing steht dahinter als Konzept: die Idee soll sich kostensparend ganz allein herumsprechen.
Virale Sympathiekampagne für mehr Sauberkeit
Die Müll-Drohne erobert in diesem Frühjahr Berlin, und wird auf Plakaten, Blogs und Internetseiten herumgereicht. Nachdem das Promo-Team schon die zentrale Orte Pariser Platz, Reichstag und die Berliner City besucht hat, ist das witzige Ding nun auch in Pankow unterwegs.
Die viral durchaus populäre Kampagne macht Werbung für die rund 21.500 Mülleimer in Berlin, die an Masten, Laternen und Straßenschildern und Schutzgittern angebracht sind.
Die Kampagnen der Agentur Peperoni setzen auf Wortspiele, und versuchen durch Verfremdung neue Sympathie für das größte Stadtreinigungsunternehmen BSR zu erzeugen. Auf Müllsammelfahrzeugen prangten 2010 und 2011 „Ich bring den Müll weg, Schatz!“ sowie „Mülle Grazie“ und „Müllexperten“. Aus Straßenkehrfahrzeugen wurde das inzwischen berühmte „Kehrpaket“.
Vorjahreskampagne „“Grün ist Orange“
Mit „Grün ist Orange“ griff die BSR Jahreskampagne 2012 Umwelt- und Energiesparthemen auf – und spielte damit auf die gesetzlich verordnete Bioabfallverwertung und Kompostierung, auf Brennstoffzellen-Motoren und auf die energetische Müllverwertung an.
Die eigentlich naheliegende Idee, „orange Männchen“ in Grünanlagen bei Säubern von Parks zu präsentieren, wurde gar nicht erst erwogen. Denn die BSR kassiert von Grünflächen je Quadratmeter Straßenreinigungsentgelt – bis zu 94 Cent im Jahr – und muss um Grünanlagen – wie etwa den Mauerpark – nur „herumfegen“.
Gewinn für die BSR
Der Gewinn für die BSR: die Entgelte aus den oft sehr großen Grünflächen übersteigen den realen Reinigungsaufwand an den oft kurzen Anliegerstrassen.
An Stadtplätzen profitiert die BSR gleich doppelt: die Platzfläche des Stadtplatzes wird bemessen, gleichzeitig zahlen die Anliger und Grundstückseigentümer für ihre Grundstücksflächen – und es wird nur ein einziger Bürgersteig gereinigt. Die Gärtner des Grünflächenamtes aber sorgen in ihren Grünflächen selbst für Sauberkeit und kommen nicht zur Pflanzenpflege. Der Bezirk zahlt doppelt.
Zum Vergleich: private Gartenpflege-Firmen pflegen eine Grünfläche für rund 1,70 €/m² und Jahr, mähen Rasen, beseitigen Wildkraut und fahren die Grünabfälle ab und machen damit sogar noch kleinen Gewinn.
Könnten „orange Männchen“ im Sommer auch Grünflächen säubern? Eine Sparidee, die einmal neu geprüft werden sollte!
Abfallproblem in ganz Berlin
Ganz Berlin hat ein Abfallproblem, viele gut besuchte Straßen und touristische Zentren werden extrem verschmutzt.
- 20.000 Tonnen Hundekot pro Jahr: das entspricht einem Gewicht von etwa 2.600 Elefanten
- rund 2,9 Mrd.Kippen im Jahr: wenn man sie aneinander legt entstünde eine Kippenkette die 2x um die Erde reicht.
- dazu kommen ungezählte Mengen an Verpackungen, Dosen, Kaugummis und Flaschen.
Plakatmotiv: „Danke für den Hotdog“ – Foto: BSR/Peperoni
In Pankow sind es vor allem die Bereiche vor den S-Bahnhöfen, die Kreuzung zwischen Schönhauser Allee, Danziger Strasse und Pappelallee – Kastanienallee und das Südende der Schönhauser Allee. Dazu gibt es die „Hotspots“ Mauerpark und Falkplatz und die Berliner Allee in Weißensee.
Und es gibt immer noch zu viele Schwerpunkte, in denen Hundekot auf Gehwegen und Grünflächen das Stadtleben verleidet.
BSR arbeitet mit Gewinn
Die Berliner Stadtreinigung ist das größte kommunale Entsorgungsunternehmen in Deutschland, und hat sich zu einem der Vorzeigeunternehmen Berlins entwickelt. Umweltverantwortung spielt in der Unternehmenskultur der BSR eine wichtige Rolle.
Die immer weiter gehende Mechanisierung der Reinigungstätigkeit mit Kehrmaschinen, Saugfahrzeugen und die Beauftragung von privaten „Hundekot-Saugern“ hat zu beträchtlichen Personalkosteneinsparungen geführt. Handreiniger sind immer seltener zu sehen – und tauchen vorzugsweise während der Lindenblütenzeit, im Spätherbst und im Winter beim Schneedienst auf. In Straßen wie dem Kurfürstendamm und am Alex sind Handreiniger dagegen regelmässig zu sehen – hier zahlen private Anlieger für den erhöhten Aufwand dazu.
Insgesamt ist die BSR ein wirtschaftlich gesunder Betrieb, der jährlich trotz hoher Modernisierungsinvestitionen zweistellige Gewinne macht, und zu letzt 2011 eine Tariferhöhung von 6,7% für seine Mitarbeiter genehmigte.
Sparen, Gestalten und Durchstarten mit Bürgern und BSR
In Pankow und vielen anderen Berliner Bezirken unterstützen inzwischen Bürgerinitiativen die Grünflächenämter mit Aufräumaktionen und saisonalen Initiativen. Die wenigen Gärtner kommen dabei kaum gegen den Wildkraut, Pflanzenwuchs und Laubfall an – und viele Grünflächen werden zu wenig gepflegt.
Die lustige Sauber-Drohne soll nun die Bürger zu mehr Umsicht und Sauberkeit animieren. Das virale Markteing spricht sich erfolgreich herum. Zugleich entsteht bei der BSR mit zunehmender Sauberkeit ein Gewinn.
Und so entwickelt auch der Bürger „neue virale Ideen“:
Wie wäre es mit einer längst überfälligen Werbekampagne: „grüne Männchen im Park vom Planeten Orange“ säubern den Park.
Immer im Sommer, nur an wenigen sonnigen Tagen im Jahr, kommen sie vom Planet Orange, und leeren Papierkörbe schon an Samstag und Sonntag – noch bevor Krähen darauf fliegen, und den Müll verteilen.
Die Gärtner sparen in der Woche etwa 40% Zeit, und können sich um das Grün kümmern – statt Abfall zu sammeln.
Die BSR könnte damit ein langjähriges ungelöstes Problem lösen – und die Sympathie für „grüne Männchen im Park“ ist so gut wie sicher! Bei teuren sechsstelligen Werbekampagnen dürfte das eigentlich im Preis inklusive sein! m/s
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